Natürliche Rohstoffe für die süßen Dinge des Lebens

Interview mit Alexander Wolff, Strategic Management der Norevo GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Wolff, Ihr Unternehmen kann auf 120 Jahre im Handel mit natürlichen Rohstoffen zurückblicken. Welche Schritte waren aus Ihrer Sicht wichtig für die Entwicklung von Norevo?

Alexander Wolff: Vor allem in den 1980er-Jahren wurden die Weichen für die weitere Unternehmensentwicklung gestellt, denn in diese Zeit fallen zwei wesentliche Veränderungen. Zum einen begann eine Phase der Internationalisierung, indem man weitere Standorte nicht nur außerhalb Deutschlands, sondern auch außerhalb Europas gründete. Zum anderen wurde gleichzeitig ein Produktionsstandort in Deutschland aufgebaut, an dem die Rohstoffe, mit denen das Unternehmen bislang ausschließlich gehandelt hatte, nun auch aufbereitet und veredelt wurden. Der nächste größere Entwicklungsschritt folgte 2010 mit einem Management-Buy-out und der Gründung der Norevo GmbH. Zuvor waren wir als Food-Einheit Teil eines Konzerns gewesen, aus dem wir uns dann herauskauften. Dass unser heutiger Erfolg die Richtigkeit unserer damaligen Strategie bestätigt, ist unsere Erfolgsgeschichte der letzten 13 Jahre. Wir sind sehr zufrieden, dass wir heute dort stehen, wo wir sind.

Wirtschaftsforum: Wo stehen Sie denn heute mit Norevo, sowohl strukturell als auch in Zahlen?

Alexander Wolff: Wir haben hier in Hamburg unser Headquarter – traditionell, sozusagen, denn hier sind wir seit jeher ansässig. Auslandsstandorte haben wir in Ungarn, China, Singapur, Mexiko und Argentinien. Wir sind, wenn man so will, ein globaler Mittelständler. Weltweit haben wir circa 230 Mitarbeitende, davon etwas weniger als die Hälfte in Deutschland, und setzen jährlich etwa 85 Millionen EUR um. Seit der Gründung von Norevo in 2010 sind wir kontinuierlich gewachsen und gehen davon aus, dass dieses Wachstum anhalten wird. Ob sich das auch in den Umsatzzahlen widerspiegeln wird, hängt von den Preisen und der Verfügbarkeit der einzelnen Rohstoffe in unserem Sortiment ab, denn dieser Markt ist sehr volatil. Prinzipiell sind wir aber in allen Bereichen auf weiteres Wachstum eingestellt.

Wirtschaftsforum: Sie sprachen ja eben davon, dass die Strategie, die seit dem Management-Buy-out verfolgt wurde, aufgegangen ist. Was genau verbirgt sich dahinter?

Alexander Wolff: Die strategischen Weichen haben wir erfolgreich gestellt, indem wir das Unternehmen einerseits extrem auf Transparenz ausgerichtet haben. Das muss auch so sein, eben weil wir mit natürlichen Rohstoffen arbeiten und es weltweit so viele Faktoren gibt, die in die Gesamtsituation am Markt einbezogen werden müssen: Ernteausfälle, Preis- und Währungsschwankungen, die jeweilige politische Situation. Andererseits haben wir Ende der 2000er-Jahre unser Portfolio gestrafft und uns auf die Bereiche fokussiert, in denen wir eine gute Position am Markt haben. Auch als Norevo GmbH haben wir diese Strategie ab 2010 weiterverfolgt und 2012/13 noch einmal Schwerpunkte innerhalb des Portfolios gesetzt – mit den Confectionery Performers, unseren Spezialprodukten für die Süßwarenindustrie. Vor fünf Jahren haben wir mit der Etablierung eines neuen Geschäftsbereiches, der natürlichen Wachse, eine weitere strategische Entscheidung getroffen, von der wir glauben, dass sie sich zukünftig als wichtig erweisen wird – denn damit können wir außer dem Lebensmittelbereich, unserer Kernindustrie, auch die Kosmetikbranche und die technische Industrie ansprechen.

Wirtschaftsforum: Welche Produkte des Portfolios haben für Norevo die größte Bedeutung?

Alexander Wolff: Der gesamte Bereich der Confectionery Performers ist wie gesagt für uns strategisch sehr wichtig, weil wir hier unseren Kunden auch sehr viel Wertschöpfung weitergeben können. In diesem Bereich sind wir auch am innovativsten mit immer wieder neuen Produktentwicklungen. Dabei geht es um funktionale Produkte für die Süßwarenindustrie, die die Produkte der Kunden besser machen hinsichtlich Geschmack, Aussehen, Haltbarkeit, Produzierbarkeit etc. Hier gibt es einen großen Markt, in dem man mit Innovation wirklich punkten kann. Wir versuchen die Bedürfnisse unserer Kunden sowie auch Trends rechtzeitig zu erkennen, um immer neue Produktentwicklungen anzustoßen.

Wirtschaftsforum: Welchen Stellenwert hat Nachhaltigkeit für Norevo?

Alexander Wolff: Alle unsere Produkte haben eines gemeinsam: Sie wachsen nach und sind damit nachhaltig. In den Anbauländern bestehen Lieferbeziehungen teilweise schon über Generationen. Wir mussten seit jeher nachhaltig arbeiten, um langfristig in diesem Geschäft zu bleiben. Vor drei Jahren haben wir zudem eine Sustainability Managerin eingestellt. Sie kümmert sich um Maßnahmen, die wir umsetzen können, um unseren CO2-Footprint zu reduzieren, sowie um ESG-Themen. Nachhaltigkeit ist tief in all unseren Prozessen verankert. Entlang unserer Wertschöpfungskette haben wir zudem etliche soziale Projekte initiiert, um die Menschen aus unseren Einkaufsländern zu unterstützen und soziale Verantwortung zu übernehmen.

Wirtschaftsforum: Was ist Ihre Zukunftsvision für Norevo?

Alexander Wolff: Wir möchten gern weiter qualitativ nachhaltig und organisch wachsen und innovative Produkte an den Markt bringen. Uns geht es darum, uns innerhalb unserer Nischen weiteres Marktpotenzial zu erarbeiten.

Wirtschaftsforum: Eine persönliche Frage zum Schluss: Was ist Ihr Drive bei Ihrer Arbeit?

Alexander Wolff: Mir macht es jeden Tag Spaß, international mit vielen verschiedenen Menschen an spannenden Produkten zu arbeiten. Es ist schon toll, wenn man im Geschäft Lebensmittel sieht und weiß: Da ist unser Produkt drin.

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