Einmal Mexiko und zurück im Kühlregal
Interview mit Konrad Boltersdorf, Geschäftsführer der Agora America GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Boltersdorf, mit der Marke SOLPURO hat die Agora America GmbH original mexikanische Guacamole ins deutsche Kühlregal gebracht. Welchen Herausforderungen sind Sie dabei begegnet?
Konrad Boltersdorf: Der schwierigste Aspekt liegt sicherlich im Sourcing. Unsere Avocados werden konsequent in Mexiko geerntet und anschließend dort direkt weiterverarbeitet und konserviert. Denn wenn man wirklich auf authentische und qualitativ hochwertige Avocado-Produkte setzen will, kann man eben nicht auf leichter zu beschaffende Alternativen, etwa aus Spanien, ausweichen. Um das Geschmackserlebnis nicht zu verfälschen, verlassen wir uns dabei in unserer Supply Chain ausschließlich auf Lieferanten, die das Hochdruckverfahren anwenden, und verzichten vollständig auf künstliche Konservierungsstoffe. All das macht die Wertschöpfung schon etwas kostspieliger – genauso wie der Transport auf dem Seeweg, der zudem mit gewissen Vorlaufzeiten einhergeht, durch die wiederum unsere Planung komplexer wird.
Wirtschaftsforum: Ein Aufwand, der von den Verbrauchern honoriert wird?
Konrad Boltersdorf: Wir sehen uns als äußerst qualitätsbewussten Hersteller und können durchaus erkennen, dass die Konsumenten bereit sind, die damit unweigerlich einhergehenden Preise zu bezahlen – sowohl bei unserer eigenen Brand SOLPURO als auch bei den Eigenmarkenprodukten, die wir für verschiedene Kunden aus dem Lebensmitteleinzelhandel herstellen. Gleiches gilt für unsere Erzeugnisse, mit denen wir Out-of-Home-Vertriebskanäle bedienen, etwa die Gastronomie.
Wirtschaftsforum: Dabei gilt der deutsche Lebensmittelmarkt im Allgemeinen als sehr preissensibel.
Konrad Boltersdorf: Diesem Eindruck will ich gar nicht widersprechen – es gibt ja auch andere Anbieter, die versuchen, mit ähnlichen Produktkategorien in einem Marktumfeld mit möglichst niedrigen Preisen aufzutreten. Unser Anspruch ist aber ein anderer und auch unsere Kunden – von den Lebensmitteleinzelhändlern bis hin zu großen Restaurantketten – machen enge Vorgaben, die man als Lieferant erst einmal erfüllen muss, samt umfangreichen Audits unserer Produktionsstätten in Mexiko. Auch die verlässliche Einhaltung der Vorschriften, die sich aus dem Lieferkettensorgfaltsgesetz ergeben, ist bei einer transkontinentalen Wertschöpfung alles andere als trivial. Es reicht also bei Weitem nicht aus, einfach nur ein physisches Produkt von A nach B zu bringen, was in unserem Segment schon komplex genug wäre.
Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit in Ihrem Geschäftsfeld?
Konrad Boltersdorf: Wir haben den großen Vorteil, dass wir nicht erst gestern hektisch auf Themen wie Social Compliance und Klimaneutralität aufgesprungen sind, sondern diese Überzeugung schon immer als essenziellen Teil unseres Geschäftsmodells leben. So legen wir seit jeher großen Wert darauf, dass in unseren Produktionsstätten Löhne gezahlt werden, die mindestens 15% über der tariflichen Vergütung liegen. Ich war erst letztes Jahr wieder in unseren Betrieben in Mexiko vor Ort und es ist durchaus beeindruckend zu sehen, dass im Grunde die ganze Region dort von der Avocado-Produktion lebt. Auch den meisten Verbrauchern in Deutschland wird ein fairer Umgang mit allen Menschen, die an der Entstehung der von ihnen konsumierten Produkte beteiligt sind, immer wichtiger – genauso wie die ökologische Nachhaltigkeit und eine größtmögliche Naturnähe ihrer Nahrungsmittel. Nicht zuletzt deshalb bieten wir inzwischen auch Bio-Guacamole an.
Wirtschaftsforum: Werden Sie Ihr Produktspektrum in Zukunft noch erweitern?
Konrad Boltersdorf: Neben unserer Guacamole haben wir auch Mais-Tortillas im Sortiment, die wir mit ähnlichem Aufwand produzieren. Für die Zukunft sehe ich gerade im Zuge des allgemeinen Trends hin zu einer gesünderen und bewussteren Ernährung weiteres Wachstumspotenzial für uns, das sich auch in einer weiteren Diversifizierung unseres Produktspektrums niederschlagen wird, denn nicht nur in Deutschland erleben wir eine immer stärkere Öffnung hin zu Ethnofoods und der reichen Kulinarik, die unterschiedlichste Weltregionen zu bieten haben. Die deutschen Verbraucher haben erkannt, dass der Kreativität in der Küche damit keine Grenzen mehr gesetzt sind. Auch in anderen Ländern wie Polen, Tschechien und im skandinavischen Raum sehen wir attraktive Märkte, die wir mit unseren hochwertigen Produkten bedienen wollen.
Wirtschaftsforum: Was ist aus Ihrer Sicht die wichtigste Grundlage für Ihr weiteres Wachstum?
Konrad Boltersdorf: Ein tolles Produkt! Unser gesamtes Team ist ehrlich begeistert von dem, was wir herstellen – und kann somit ganz authentisch überzeugen!