Pionier und Visionär

Interview mit Florian Golinski, Geschäftsführer der SUNTEC Energiesysteme GmbH

Manfred Brinkmann (Wirtschaftsforum): Herr Golinski, gemeinsam mit Jochen Hilpert sind Sie Gründer und Geschäftsführer der SUNTEC. In diesem Jahr feiert das Unternehmen sein 20-jähriges Jubiläum. Wie sah die Entwicklung des Unternehmens in dieser für die Solarbranche langen Zeit aus?

Florian Golinski: Wir haben das Unternehmen 2003 als Studenten gegründet, weil wir das Potenzial der Solarenergie erkannt haben. Wir waren nicht nur überzeugt von der Solarenergie, sondern begeistert und wollten sie aktiv vorantreiben.

Manfred Brinkmann (Wirtschaftsforum): Am Anfang stand die Idee. Wie ging es dann weiter?

Florian Golinski: Mit ersten Projekten in der Familie, recht schnell dann bei Kunden. Von 2003 bis 2012 sind wir kontinuierlich gewachsen; der Peak lag im Jahr 2012. Dann kam mit der Senkung der Einspeisevergütung ein radikaler Schnitt, der auch für uns nicht folgenlos blieb. SUNTEC halbierte sich auf 35 Mitarbeiter. Nach dieser Erfahrung haben wir uns ein langsameres, aber dafür stetiges Wachstum vorgenommen.

Dr. Endre Hagenthurn (Wirtschaftsforum): Wie sieht die heutige Aufstellung aus?

Florian Golinski: Wir haben 90 Mitarbeiter, der Umsatz liegt bei 25 Millionen EUR. Neben dem Hauptsitz Wolkshausen gibt es Servicestützpunkte mit Servicetechnikern für die Betreuung der Anlagen. In 20 Jahren konnten wir über 6.000 Solarprojekte realisieren. Ein großes Projekt war 2020 ein komplett förderfreier Solarpark mit 9,6 MW für knapp acht Millionen EUR. Dieser Strom wird als 100%iger Ökostrom auf dem Markt verkauft. Unser Fokus liegt auf den drei Bereichen Solarstrom für das Eigenheim, für Gewerbekunden und Freiflächen-Solarkraftwerke, die jeweils rund 33% zum Umsatz beitragen. Das Festhalten an diesen drei Segmenten hat sich als wegweisend erwiesen. Schwächelt ein Bereich, kann ein anderer das kompensieren. Viele Mitbewerber sind vom Markt verschwunden, weil sie sich für einen Bereich entschieden haben. Momentan richten wir den Fokus auf Großprojekte, auf ganz große Freiflächenanlagen, die den Umsatz weiter ankurbeln und 2024/25 umgesetzt werden. Wir sind seit 1,5 Jahren bereits in die Projekte involviert, um sie schlüsselfertig zu entwickeln. Nicht zuletzt nutzen wir unsere Erfahrung und Kompetenz auch, um Lösungen für Altanlagen zu erarbeiten.

Manfred Brinkmann (Wirtschaftsforum): Gibt es bestimmte Impulse, die Sie dem Unternehmen als Gründer und Geschäftsführer gegeben haben?

Florian Golinski: In der Coronazeit haben wir die Digitalisierung vorangetrieben und eine neue Plattform eingeführt, die sämtliche Arbeitsprozesse darstellt – vom Aufmaß über Angebotserstellungen hin zu Wartungsleistungen, ein großer Kraftakt, der jetzt Früchte trägt.

Dr. Endre Hagenthurn (Wirtschaftsforum): Wie ist SUNTEC insgesamt durch die Coronazeit gekommen, vor allem in Hinblick auf gestörte Lieferketten?

Florian Golinski: Dank guter Kontakte zur Politik, Systemhäusern und Herstellern und vor allem der langen Erfahrung in diesem volatilen Markt konnten wir rechtzeitig reagieren und große Bestellungen auslösen; ein großer Teil dieser Bestellungen wurde am Ende geliefert.

Manfred Brinkmann (Wirtschaftsforum): Nach Corona kam der Krieg in der Ukraine. Was bedeutete diese neue Krise für das Unternehmen?

Florian Golinski: Der Krieg in Europa ist schrecklich, gar keine Frage. Die damit verbundenen hohen Energiepreise haben die Solarbranche aber zweifelsohne beflügelt. Die Menschen hatten große Angst vor Versorgungsengpässen, was zu einer erhöhten Nachfrage nach Solarenergie führte.

Dr. Endre Hagenthurn (Wirtschaftsforum): Eine weitere Herausforderung stellt der Fachkräftemangel dar. Auch für SUNTEC?

Florian Golinski: Ja. Vor allem im Elektrobereich ist es schwierig, Fachkräfte zu finden. Obwohl wir ein moderner und innovativer Arbeitgeber mit überdurchschnittlichen Sozialleistungen sind! Wir setzen auf Nachwuchskräfte und bilden sie aus. Auch Quereinsteiger sind uns willkommen.

Manfred Brinkmann (Wirtschaftsforum): Wie beurteilen Sie die weitere Marktentwicklung und wohin soll für SUNTEC der Weg in Zukunft führen?

Florian Golinski: Wir schätzen den Markt in Zukunft für besser planbar ein, da wir davon ausgehen, dass sich der von Politik und Volkswirtschaft eingeschlagene Kurs in den nächsten Jahren nicht grundlegend verändern wird. Allerdings hoffen wir auf den Abbau bürokratischer Hürden. Was unsere Arbeit angeht, werden wir auch in Zukunft alle drei Segmente weiter voranbringen – wir machen das schließlich aus purer Überzeugung! Und genau diese Begeisterung für Solar wollen wir stärker teilen, indem wir zum Beispiel in ein eigenes Ausbildungszentrum investieren oder mehr Öffentlichkeitsarbeit machen. Unser Ziel ist, Leuten zu helfen unabhängig zu werden. Ebenso wollen wir zeigen, dass es unkompliziert ist, 20 oder 30 E-Autos an einen normalen Stromanschluss in Kombination mit einer PV-Anlage und Speicher anzuschließen. Dies zeigen wir auch schon an unserem jetzigen Standort. PV-Anlagen in Kombination mit Speichern, in Kombination mit einer angesteuerten Wärmepumpe, einem Heizstab oder mit einem E-Auto: Diese vielen Möglichkeiten der Energieerzeugung und Nutzung wollen wir für alle Kunden zusammenbringen. Nicht zuletzt haben wir 2020 die Weichen für weiteres Wachstum gestellt. Da wir in Wolkshausen sämtliche Kapazitäten ausgeschöpft haben, werden wir 2024 einen Neubau in Eibelstadt beziehen, der ausreichend Platz bietet und vor allem die momentan verfügbare Technik perfekt einsetzt. Dort werden wir erstmalig auch eigene Hypercharger einsetzen, um den mit über 22 E-Autos schon großen Fuhrpark nun noch deutlich erweitern zu können.

Interview:

Manfred Brinkmann
und Dr. Endre Hagenthurn

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