Starke Technik für schwere Aufgaben

Interview mit Alexander Kraus, Geschäftsführer der J.A. Becker & Söhne GmbH & Co.KG

Wirtschaftsforum: Herr Kraus, Ihr Unternehmen blickt auf eine lange Geschichte zurück. Wie ist J.A. Becker & Söhne zu dem geworden, was es heute ist?

Alexander Kraus: Die Firma wurde 1897 gegründet, damals noch als klassische Schlosserei. Die ersten eigenen Produkte waren Obst- und Traubenpressen, bis die Söhne des Gründers in den 1930er-Jahren die Idee hatten, diese Kraft umzukehren – so entstand die erste Hebebühne. Heute fertigen wir am Standort in Erlenbach mit rund 130 Mitarbeitern in zwei autarken Geschäftsbereichen: hydraulische Hebetechnik und Mittel- sowie Hochdruckkompressoren. Beide Bereiche haben sich aus den historischen Wurzeln heraus eigenständig weiterentwickelt. Seit 2024 gehören wir zu einer mittelständischen Unternehmensgruppe aus den USA – der siebte Standort weltweit.

Wirtschaftsforum: Wie lässt sich Ihr Produktportfolio zusammenfassen und wo kommen Ihre Produkte typischerweise zum Einsatz?

Alexander Kraus: In der Hebetechnik konzentrieren wir uns auf hydraulische Hebebühnen mit Tragfähigkeiten von einigen hundert Tonnen. Unsere Kunden kommen insbesondere aus dem Bereich ÖPNV – also Betreiber von Bussen und Straßenbahnen. Aber auch die Privatwirtschaft stellt einen wichtigen Absatzzweig dar. Ergänzt wird das durch Lösungen für Industrie- und Sonderanwendungen. Bei den Kompressoren liefern wir Komplettsysteme für Druckbereiche zwischen 10 und 500 bar, unter anderem für Luft, Inerte Gase, Erdgas, Biogas sowie Wasserstoff – auch als integrative Komponente in komplexe Anlagen. Besonders stark sind wir im Projektgeschäft mit Anlagenbauern oder Industrieunternehmen.

Wirtschaftsforum: Welche internationalen Märkte sind besonders relevant für Sie?

Alexander Kraus: Unser Fokus liegt klar auf Europa, vor allem in Deutschland, Frankreich, Benelux und Skandinavien. Insgesamt liefern wir in rund 90 Länder pro Jahr, unsere Exportquote liegt bei etwa 70%. In beiden Bereichen ist das nationale und internationale Projektgeschäft stark ausgeprägt. Ob direkt mit den Endkunden oder über regionale Partner, wir sind weltweit hervorragend aufgestellt.

Wirtschaftsforum: Viele Unternehmen mussten sich in den letzten Jahren großen Herausforderungen stellen – wie haben Sie diese Phase erlebt?

Alexander Kraus: Während der Coronapandemie haben wir durch die Aufteilung in zwei Geschäftsbereiche sehr flexibel reagieren können. Heute spüren wir trotz allgemeiner wirtschaftlicher Unsicherheiten keinen Abschwung. Im Gegenteil: Wir wachsen weiter und haben 2024 im Vergleich zum Vorjahr den Umsatz um 15% gesteigert. Auch beim Thema Personal merken wir, dass wir als regional verankerter Mittelständler mit attraktiven Produkten überzeugen können – sowohl bei Fachkräften als auch bei Auszubildenden.

Wirtschaftsforum: Was würden Sie sagen – worin liegt Ihr größter Wettbewerbsvorteil?

Alexander Kraus: Unsere Wettbewerber sind oft deutlich größer, aber genau da liegt unsere Stärke: Wir sind sehr flexibel und können durch unsere Fertigungstiefe – von CNC über Schweißerei bis zur Lackierung – kundenindividuelle Lösungen realisieren. Wir liefern kein Massenprodukt, sondern ein hochwertiges „Made in Germany“-Erzeugnis. Diese Qualität schätzen unsere Kunden – und sie sind bereit, dafür auch entsprechend zu investieren.

Wirtschaftsforum: Wie würden Sie die Kultur bei J.A. Becker & Söhne beschreiben – was macht das Miteinander hier besonders?

Alexander Kraus: Ganz klar der Teamgedanke. Ich war vor meiner Zeit als Geschäftsführer bereits in anderen Funktionen im Unternehmen beschäftigt und kenne alle Kolleginnen und Kollegen persönlich. Wir pflegen eine offene Kommunikation, leben ein wertschätzendes Miteinander und setzen auf Transparenz – von der Geschäftsführung bis in die Werkstatt. Das ist nicht nur angenehm, sondern auch ein echter Erfolgsfaktor.

Wirtschaftsforum: Wenn Sie nach vorne blicken – was sind Ihre Visionen und Pläne für die kommenden Jahre?

Alexander Kraus: Unser Ziel ist es, weiter nachhaltig zu wachsen – personell wie technologisch. Wir möchten unsere Engineering-Kompetenz ausbauen und gezielt in moderne Fertigungsprozesse investieren. Besonders im Bereich Wasserstoffkompressoren sehen wir großes Potenzial, ebenso bei spezialisierten Hebelösungen für den ÖPNV. Gleichzeitig bleiben wir unserer Philosophie treu: individuelle Lösungen, hohe Qualität und echte Kundennähe. Gerade in der Nische sehen wir weiterhin viel Raum für Innovation – und genau dort wollen wir auch künftig die erste Adresse sein.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Technik

„Wir sorgen dafür, dass die Verbindung niemals abreißt!“

Interview mit Dr. Joachim Kalcher, Geschäftsführer der Scotty Group Austria GmbH

„Wir sorgen dafür, dass die Verbindung niemals abreißt!“

Vom Serien-Streaming zu Hause und Videokonferenzen im Büro ist inzwischen so gut wie jeder eine perfekte Bild- und Tonqualität bei nahtloser Konnektivität gewohnt. Doch das sind Schönwetterumgebungen, von denen man…

Mit Hightech durch den Schnee

Interview mit Wilhelm Rieder, Geschäftsführer der ZAUGG AG EGGIWIL

Mit Hightech durch den Schnee

Während sich viele Unternehmen in städtischen Zentren oder globalen Hubs ansiedeln, behauptet sich ein international erfolgreicher Technologiebetrieb aus einem kleinen Dorf im Emmental. Die ZAUGG AG EGGIWIL ist Spezialist für…

Starke Innovationen

Interview mit Stephan Zwiehoff, Geschäftsführer der G. Zwiehoff GmbH

Starke Innovationen

Zweiwegefahrzeuge heißen so, weil sie sowohl auf der Straße als auch auf der Schiene fahren können. Die G. Zwiehoff GmbH in Rosenheim, die dieses Jahr ihr 30-jähriges Firmenjubiläum feiert, entwickelt…

Spannendes aus der Region Landkreis Heilbronn

Individualität nimmt Form an

Interview mit Konrad Michalek, Geschäftsführer und Anja Michalek, kaufmännische Leitung der Michalek Wohntraum GmbH

Individualität nimmt Form an

Der Traum vom Eigenheim ist tief in der Vorstellung vieler Menschen verwurzelt. Ihn zu verwirklichen wird jedoch immer schwieriger. Hohe Immobilienpreise, Baukosten und Zinsen machen es vor allem jungen Familien…

Technologieführer für mobile Speziallösungen

Interview mit Frank Wolter, Entwicklungsleiter der ME MOBIL ELEKTRONIK GMBH

Technologieführer für mobile Speziallösungen

Lenksysteme ohne mechanische Verbindung, maßgeschneiderte Steuerungslösungen für Feuerwehrfahrzeuge, Agrartechnik und Logistik: ME MOBIL ELEKTRONIK GMBH zählt zu den Pionieren im Bereich automatisierter Mobilität für Spezialfahrzeuge. Im Gespräch mit Frank Wolter,…

„In unserer Branche darf man kein Autoverkäufer sein!“

Interview mit Pascal Stephan, Verkaufsleiter der Mechatronik GmbH

„In unserer Branche darf man kein Autoverkäufer sein!“

Bei den Fahrzeugen, die die Mechatronik GmbH wartet, umbaut und vertreibt, geht es schnell um Millionenbeträge, bisweilen sogar im zweistelligen Bereich. Das setzt nicht nur technischen Sachverstand, sondern auch ein…

Das könnte Sie auch interessieren

„Die klügere Leitplanke gibt nach“

Interview mit Stefan Hörnemann, Mitglied der Geschäftsführungsleitung und Prokurist der Schnetkamp Straßen-Leiteinrichtungen GmbH

„Die klügere Leitplanke gibt nach“

Jeder Autofahrer fährt regelmäßig an ihnen entlang, ohne sie besonders zu beachten: Leitplanken gehören auf Autobahnen zum alltäglichen Bild. Umso mehr Aufmerksamkeit widmen die Mitarbeiter der Schnetkamp Straßen-Leiteinrichtungen GmbH aus…

Ingenieurleistungen aus einer Hand

Interview mit Dipl.-Ing. Martin Seidner, Geschäftsführer der BERNARD Ingenieure ZT GmbH

Ingenieurleistungen aus einer Hand

Die Ingenieurbranche hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels und schwindender Ressourcen sind qualitativ hochwertige Komplettlösungen mehr denn je gefragt. Entsprechend gut aufgestellt ist…

Gemeinsam für das große Ganze

Interview mit Christian Doser, CEO der SAG Austria Handels GmbH

Gemeinsam für das große Ganze

Ein verkehrstechnisch ideal gelegenes Grundstück von 100.000 m², 15.000 m² auf 55.0000 m² erweiterbare Lagerfläche, 1.500 m² Bürofläche, großzügige Sozialräume, 25 Tore zum Be- und Entladen und ein hochmodernes Transportsystem…

TOP