„Wir sind der Flaschenhals bei der Energieerzeugung!“

Interview mit Dietmar Tietz, Geschäftsführer der WT Energiesysteme GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Tietz, 2002 sind Sie gemeinsam mit Ihrem damaligen Geschäftspartner Wolfgang Weber angetreten, die Energiewende mitzugestalten – und haben mit der WT Energiesysteme GmbH seitdem 240 Umspannwerke gebaut. Welches Problem lösen Sie damit genau?

Dietmar Tietz: Die eigentliche Spannung, mit der die Betreiber von Solar- und Windparks arbeiten, bewegt sich mit 400 V oder 690 V im Niederspannungsbereich. Die einzelnen Spannungen werden dann gebündelt und in der Regel auf 20 oder 33 kV hochtransformiert. Wenn bei der Leistung dann eine Größenordnung von 20 oder 30 MW erreicht ist, kann diese schließlich der Hochspannungsleitung mit den üblichen 110 kV zugeführt werden – und genau diese Transformation leisten unsere Umspannwerke mit dem Transformator als Hauptkomponente. Von dort aus wird der nachhaltig erzeugte Strom dann über entsprechende Anknüpfungspunkte in die Freileitungen der Energieversorger eingespeist. Wir sind sozusagen der Flaschenhals, durch den alles durchmuss. 
 

Wirtschaftsforum: Wie umfassend fällt dabei das Leistungsspektrum aus, mit dem Sie Ihre Kunden unterstützen? 

Dietmar Tietz: Von Anfang an war es das erklärte Ziel unseres Unternehmens, die erforderlichen Umspannwerke zu planen, in Betrieb zu nehmen und an das Netz des jeweiligen Energieversorgers zu bringen. In den ersten Jahren haben wir dies noch vornehmlich über Arbeitsgemeinschaften mit entsprechenden Partnern realisiert; schon früh konnten wir dann jedoch auch unsere erste Planungsleistung selbstständig durchführen. Heute bieten wir unseren Auftraggebern ein Komplettpaket an und sehen uns in diesem Kontext auch nicht als Auftragnehmer, sondern vielmehr als Partner: Wenn uns ein Grundstück mit einem entsprechenden Netzanschlusspunkt zur Verfügung gestellt wird, übernehmen wir in diesem Zuge von der Baugenehmigung an die komplette Primär- und Sekundärplanung mit Themenfeldern wie Steuerung, Regelung, Datenübertragung und verwandten Bereichen komplett selbst. Nach dem Zukauf der erforderlichen Komponenten wie dem Leistungstransformator und den Mittelspannungsschaltanlagen, die wir von namhaften Unternehmen beziehen, erstellen wir die Ausführungsplanung und errichten anschließend das komplette Umspannwerk mit Ausnahme der anfallenden Tiefbauarbeiten, für die wir auf ortsansässige Partner zurückgreifen. WT Energiesysteme führt jedoch nicht nur den Anschluss der gesamten internen Verkabelung, sondern inzwischen auch die Leitungsanbindung an das Übertragungsnetz der Energieversorger komplett selbst aus – ebenso wie diverse Messungen, um zu verifizieren, dass alles vorschriftsgemäß errichtet wurde. 

Wirtschaftsforum: Inwiefern profitieren Ihre Kunden dabei auch von Ihrer langjährigen Erfahrung? 

Dietmar Tietz: Nach über 200 realisierten Umspannwerken kennen wir die Anschlussbedingungen der einzelnen Energieversorger inzwischen in- und auswendig. So können wir auch unsere Kunden weitsichtig auf die entsprechenden Vorschriften hinweisen, die bei ihren konkreten Projekten einzuhalten sind. Damit vermeiden wir im Projektverlauf konsequent böse Überraschungen – mit großem Erfolg: Denn 90% unserer Auftraggeber sind Stammkunden, mit denen wir schon in der Vergangenheit mindestens ein Projekt umgesetzt haben. 

Wirtschaftsforum: Vor 23 Jahren haben Sie mit zwei Mitarbeitern angefangen; heute beschäftigen Sie fast 200 Menschen – und wachsen gerade noch deutlich weiter. 

Dietmar Tietz: Schon seit längerer Zeit bauen wir unsere Fertigungskapazitäten und -bereiche konsequent aus. So haben wir bereits vor zehn Jahren mit dem Aufbau unserer eigenen Schaltschrankfertigung begonnen, um all unsere Schutz-, Steuer-, Batterie- und Datenschränke selbst herstellen und unseren Kunden unkompliziert zur Verfügung stellen zu können. Letztes Jahr haben wir zudem ein Elektroanlagenbauunternehmen aus Meißen erworben und errichten nun eine 4.600 m2 große Werkshalle in Riesa, um dort unsere Spezialfertigungskapazitäten weiter auszubauen. Auch in Pirna haben wir mit der Unterstützung der örtlichen Wirtschaftsförderung ein Areal gefunden, auf dem ein neuer Komplex entstehen soll – denn derzeit platzen wir aus allen Nähten. 
 

Wirtschaftsforum: Welche weiteren Veränderungen beschäftigen Ihr Unternehmen heute? 

Dietmar Tietz: Mein Mitgründer Wolfgang Weber ist bereits vor einiger Zeit aus dem Unternehmen ausgeschieden. Dafür konnten wir
mit Michael Bohnefeld, Marek Reschke, Ralph Nickstadt, Heiko Richter und Ronald Metzig wichtige Führungskräfte gewinnen, die unser Unternehmen mit neuen Geschäftsfeldern wie Batteriespeichern und 380-kV-Netzen in die technologische Champions League führen. Dabei ist uns allen klar: Ohne die Bereitschaft, den unbedingten Willen und das unbändige Engagement der knapp 200 Menschen, die für uns tätig sind, könnten wir all die Herausforderungen, vor denen wir tagtäglich stehen, niemals bewältigen. Uns eint dabei das gemeinsame Ziel, einen positiven Beitrag zu unserer Gesellschaft zu leisten – im Sinne der technischen Ermöglichung der Energiewende, aber auch durch unser Engagement für örtliche Vereine, Kindergärten, Schulen und Kinderhospize. Für uns ist und bleibt das eine Selbstverständlichkeit!

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