Ab aufs (Dienst-)Rad
Interview mit Elodie Lamouroux, Head of PMO and Marketing der Fahrrad XXL GmbH
Wirtschaftsforum: Frau Lamouroux, was sind aktuelle Bestseller und Wachstumstreiber im Fahrradmarkt?
Elodie Lamouroux: E-Bikes sind schon seit einer Weile die wichtigsten Wachstumstreiber im Markt. Die Hersteller investieren in Batterien, Motoren und Leistung, und die Städte subventionieren jetzt auch E-Mobilität. Zudem sind die E-Bikes eine tolle Alternative für Unternehmen und ihre Mitarbeiter. Die steigenden Benzinpreise und Parkgebühren sowie das wachsende Bewusstsein für die eigene Gesundheit und unsere Umwelt sind weitere Argumente. Eine unserer Flaggschiff-Marken ist hier die Marke Cube. Stark im Kommen sind sehr hochwertige deutsche Marken, wie zum Beispiel Riese Müller. Insgesamt ist der Markt aber sehr differenziert, es gibt unterschiedlichste Bedürfnisse. Entsprechend der Nachfrage und natürlich der Verfügbarkeit ändern sich auch unsere Schwerpunkte. Auch Gravel-Bikes werden verstärkt nachgefragt. Im Gegensatz zu einem klassischen Rennrad kann ein Gravel-Bike sowohl auf der Straße als auch im Gelände optimal gefahren werden.
Wirtschaftsforum: Hat Fahrrad XXL auch eine eigene Marke?
Elodie Lamouroux: Wir haben seit 1999 unsere Eigenmarke ‘Carver’. Das Feedback, das wir in unseren Filialen von den Kunden bekommen, ist hier die Grundlage für unsere Entwicklungsarbeit. Carver ist eine demokratische Marke und bietet mit Sicherheit das beste Gesamtpaket aus Ausstattung, Technik, Design und Preis und das bei jedem einzelnen Modell. Eine unserer neuesten Entwicklungen bei Carver ist ein SUV-E-Bike. Das ist voll gefedert und von der Ausstattung sowohl für die Stadt, als auch für das Gelände geeignet. Es ist sozusagen ein Allroundfahrrad.“
Wirtschaftsforum: Sie haben gerade von Verfügbarkeit gesprochen. Inwieweit sind Sie von Lieferengpässen betroffen?
Elodie Lamouroux: Es gibt definitiv Lieferengpässe am Markt. Wir haben dies allerdings kommen sehen und früh vorgesorgt, indem wir entsprechende Lagerbestände aufgebaut haben.
Wirtschaftsforum: Kann man über Fahrrad XXL auch Fahrräder leasen?
Elodie Lamouroux: Auf jeden Fall. Das Leasinggeschäft wird zunehmend wichtiger für uns. Wir sind ja auch stationär vertreten und arbeiten in unseren Filialen mit allen Leasinganbietern zusammen. Online arbeiten wir mit Jobrad zusammen, einem der größten Leasinganbieter in Deutschland. Zum Thema Leasing ist allerdings noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten. Die Kommunikation liegt bei den Anbietern und wir stellen immer wieder fest, dass viele noch nicht wissen, wie das System funktioniert.
Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Weiterentwicklung von Fahrrad XXL?
Elodie Lamouroux: Die Digitalisierung ist ein wichtiger Treiber für uns. Wir denken ständig über neue Trends und Möglichkeiten nach, um das Online-Einkaufserlebnis für unsere Kunden zu verbessern. Wir haben ein starkes Webshop-Team mit eigenen Entwicklern. Unser nächstes Projekt ist die Individualisierung, im Webshop und im Marketing. Wir möchten dem Kunden gezielte Angebote machen, auf seine Bedürfnisse abgestimmt. Individualisierung ist die Zukunft, für die Fahrräder, aber auch für das Zubehör. Künstliche Intelligenz ist hier ein wichtiges Tool.
Wirtschaftsforum: Sie agieren in einem sehr wettbewerbsintensiven Markt. Warum entscheiden sich die Kunden für Fahrrad XXL?
Elodie Lamouroux: Unser Marketing ist stark, wir sind sichtbar im Markt. Durch unsere Integration des stationären und des Onlinehandels erreichen wir den Kunden entlang des gesamten Entscheidungsprozesses. Jeder einzelne Fahrrad XXL Fachmarkt blickt auf eine jahrzehntelange Erfahrung und Tradition zurück – manche sogar auf über 100 Jahre.
Wirtschaftsforum: Was haben Sie sich für das Jahr 2022 vorgenommen?
Elodie Lamouroux: Wir möchten auf jeden Fall unser Geschäft im Zubehörbereich ausbauen. Deshalb haben wir eine neue Halle gemietet, sodass wir unsere Lagerkapazitäten noch einmal erhöhen können. Wir sind aktuell dabei, unsere Produktion zu erweitern. Wir haben von einem auf vier Produktionsbänder erhöht. Geplant ist zudem die Eröffnung von zwei weiteren Filialen im Laufe des Jahres 2022.
Wirtschaftsforum: Welche langfristigen Pläne haben Sie für Fahrrad XXL?
Elodie Lamouroux: Wir gehen davon aus, dass wir innerhalb der nächsten fünf Jahre noch weitere Filialen unter dem Namen Fahrrad XXL eröffnen werden. Dabei konzentrieren wir uns auf Gebiete, die durch unsere Gesellschaften noch nicht abgedeckt werden. Langfristig ist es unser Ziel, europaweit Marktführer zu werden. Aber das werden wir Schritt für Schritt angehen, mit einem integrierten Online-offline-Angebot. Sehr wichtig ist uns aber vor allem, unseren Kunden Sicherheit zu geben. Sie sollen wissen, dass es bei uns Menschen gibt, die Fachwissen haben und beraten können. Wir sind überzeugt, dass der stationäre Handel wichtig bleiben wird. Menschen brauchen echte Erlebnisse und einen sozialen Austausch. Das Einkaufserlebnis ist mehr als nur Regale voller Produkte. Dazu gehören Aktivitäten und Events, zum Beispiel ein Fahrradparcours oder Informationen zu Fahrradtouren im Geschäft vor Ort.