Heimat schaffen
Interview mit Dipl.-Ing. Stefan Forster, Geschäftsführer der Stefan Forster GmbH

Als Geschäftsführer Stefan Forster mit seinem Partner 2018 das Architekturbüro gründete, waren die Zeiten noch besser. Viele große Projekte im Wohnungsbau folgten. Der Ukrainekrieg war ein entscheidender Einschnitt, sagt er. Das Resultat: eine Verkleinerung des Teams und eine breitere Aufstellung. Inzwischen hat man sich auch im Gesundheitswesen, im Bürobau und bei Bestandsumbauten etabliert. Seine Zunft habe heute aber keinen leichten Stand, so der Architekt. Ein Grund ist der Trend zum Modulbau. „Es hat viele Vorteile wie die Geschwindigkeit und ermöglicht genauso schönes Bauen wie das konventionelle. Aber da sich viele Modulbauer den Architekten sparen wollen, sind die Beispiele, die wir sehen, eher beschämend. Die Verdrängung unseres Berufsstands durch die Modulbauer ist ein großes Thema.“
Auch die Nachhaltigkeit komme heute im Bau oft zur kurz. „Wir sehen unsere Aufgabe darin, einen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten, der noch in 100 Jahren Bestand hat. Aber es geht heute nur noch da-rum, möglichst viele Wohnungen möglichst billig zu bauen. Qualität und Nachhaltigkeit bleiben auf der Strecke.“ Auch im Hinblick auf das Problem des bezahlbaren Wohnraums sei „die Krux, dass man mit Wohnungsbau Geld verdienen will. Es gibt ein Grundrecht auf Wohnen. Der Staat müsste daher angemessenen Wohnraum zur Verfügung stellen.“
Trotz allem bleibt das Bauen seine Leidenschaft: „Ich könnte mich als Rentner zur Ruhe setzen. Aber ich habe immer noch Lust, weil Bauen eine faszinierende Sache ist. Man schafft sich auch ein Stück weit Heimat. Wenn ich durch Frankfurt fahre, wo um die 45 Gebäude von mir stehen, sehe ich sie wie meine Kinder und schaue, wie sie sich entwickelt haben.“