Ganz easy viel bewegen
Interview mit Jessica Schumacher, Geschäftsführerin der i:SY GmbH & Co. KG
Wirtschaftsforum: Frau Schumacher, E-Bikes boomen, werden für immer mehr Menschen eine umweltfreundliche Alternative zum Auto. Einen Schub brachte zuletzt die Coronazeit. Wie stellt sich der Markt heute in der Post- Coronazeit dar?
Jessica Schumacher: Wir spüren zum Teil noch Nachwehen der Pandemie wie Lieferkettenprobleme. Zudem hat die Energiekrise die gesamte Branche nachhaltig erschüttert. Gestiegene Preise führten zu einem neuen Kostenbewusstsein und Kaufzurückhaltung; Händler haben deshalb viel Ware auf Lager. Hinzu kam das für Radfahrer ungünstige Wetter, das sich negativ auf die Branche auswirkte. Auch wenn all das für einen Dämpfer sorgte, bleiben wir optimistisch.
Wirtschaftsforum: Wie sehen aktuelle Trends am Markt aus?
Jessica Schumacher: Gefragt sind besonders leichte Räder. Auf diesen Wunsch der Kunden haben wir reagiert und Räder mit einem leichteren Handling auf den Markt gebracht, die auch für ältere Kunden geeignet sind. Auf der Eurobike präsentieren wir das erste i:SY Kompaktrad aus Carbon. Mit dem Skyfly sind wir noch einen Schritt weiter gegangen; das Rad begeistert mit einer modernen Rahmenform und wiegt nur 16,9 kg, was einzigartig auf dem Markt ist. Mit i:SY CAB befindet sich zudem eine Erweiterung der Cargo-Serie in den letzten Entwicklungszügen. Dank eines modular aufgebauten Systems wächst das Rad mit den jeweiligen Lebensumständen mit. Es ist individuell bestückbar, sei es mit einer Babyschale, einer Kinder- oder Hundebox, die alle leicht eingeklickt werden können. Zusammen mit dem Cargo Bike ersetzt es ein Auto.
Wirtschaftsforum: Wie groß ist i:SY heute?
Jessica Schumacher: Wir beschäftigen 25 Mitarbeiter, sind Anfang 2021 von Hüllhorst nach Köln umgezogen und erst vor wenigen Wochen haben wir in Köln ein sehr schönes, modernes Büro bezogen, mit viel Platz für den kreativen Austausch, aber auch Rückzugsorten. Der Umzug war ein wichtiger Step; hier profitieren wir von optimalen Bedingungen für modernes, auch hybrides Arbeiten. Wir haben ein Kernteam, das von Beginn an dabei war, aber durch den Umzug nach Köln auch viele neue Mitarbeiter, die zusammen mit einer gemeinsamen Mission gestartet sind. Wir setzen bewusst auf flache Hierarchien, man begegnet einander auf Augenhöhe und jede Meinung zählt.
Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt der Fachkräftemangel auf diesem boomenden Markt?
Jessica Schumacher: Es bleibt schwierig Fachkräfte zu finden, gerade im Handwerk. Zweiradmechaniker oder Leute für den Service sind rar; findet man sie, muss man sie pflegen. Allerdings ist der Standort Köln in dieser Hinsicht von Vorteil. Ab 2024 werden wir Ausbildungen und duale Studien anbieten, um perspektivisch mit Nachwuchs aus den eigenen Reihen arbeiten zu können.
Wirtschaftsforum: Wie würden Sie die aktuelle Marktposition beschreiben?
Jessica Schumacher: Das Kompaktrad ist aus seiner Nische raus; wir haben hier das Original und setzen die Benchmarks. In der DACH-Region sind wir damit führend.
Wirtschaftsforum: Wo liegen die Gründe für diesen Erfolg?
Jessica Schumacher: Natürlich sind es die Kompakträder selbst, ausgereifte Produkte, die gut zu verkaufen sind. Die Räder stehen für konstant gute Qualität und hervorragendes Fahrverhalten. Gibt es Probleme, werden diese sofort ausgemerzt. Hinzu kommt unser Team. Viele Produktentwickler sind selbst begeisterte Radfahrer; unsere Außendienstler hören den Händlern zu, genießen ihr Vertrauen und pflegen ein partnerschaftliches Verhältnis. Wir haben das Ohr am Handel und der Community, waren und sind immer ein verlässlicher Partner für Handel und Verbraucher.
Wirtschaftsforum: i:SY ist das Original; viele Anbieter wollen nachziehen. Wie beurteilen Sie Zukunftschancen?
Jessica Schumacher: Der E-Bike-Boom begann in Deutschland, deshalb wird der Markt hier irgendwann saturiert sein. Auf diesen Moment möchten wir vorbereitet sein. Momentan sind Deutschland, die deutschsprachigen Länder und die Beneluxstaaten wichtigste Absatzmärkte, künftig wollen wir noch stärker international präsent sein. Wir besuchen Messen wie die Eurobike, den Caravan Salon, die IAA in München und im nächsten Jahr eine Messe in Australien, um persönliche Kontakte zu knüpfen und zu pflegen. i:SY ist nicht Liebe auf den ersten Blick, sondern auf die erste Fahrt. Wir müssen die Leute auf das Rad bekommen, vor einem Kauf müssen sie das Rad testen können. Auch deshalb sind Messen wichtig.
Wirtschaftsforum: Gibt es eine bestimmte Vision für die nächsten Jahre?
Jessica Schumacher: Wir möchten künftig noch transparenter und nachhaltiger in Richtung Verbraucher arbeiten und dafür digitale Inhalte nutzen. Aktuell sind wir in Nord- und Mitteldeutschland besonders stark; jetzt richten wir den Fokus auf ganz Europa. i:SY soll nicht nur mit ‘einfach’ assoziiert werden, sondern Inbegriff für das Kompaktrad schlechthin sein.