Kreativität als roter Faden

Interview mit Alexander Kuhn, General Manager der Brother Sewing Maschines Europe GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Kuhn, Sie sind General Manager der Brother Sewing Machines Europe. Wofür steht der Name Brother?

Alexander Kuhn: Im vergangenen Jahr hat Brother die 70-millionste Nähmaschine produziert, dennoch ist die Firma in Europa vor allem für ihre Drucker und Faxgeräte bekannt, die auch heute noch den Großteil des Geschäfts ausmachen.

Wirtschaftsforum: Wie hat sich diese mehrgleisige Produktpalette entwickelt?

Alexander Kuhn: 1908 machten sich die Gebrüder Yasui mit einem Reparaturservice für Nähmaschinen selbstständig und stellten diese später auch selbst her. Bis in die 1950e-r/1960er-Jahre dominierten Nähmaschinen, die kontinuierlich weiterentwickelt wurden. Basierend auf dem gewonnenen Know-how folgte der Einstieg in den Bereich Schreibmaschinen, Drucker und Faxgeräte; Produkte, die weltweit bekannt sind. Unsere Aufgabe ist es, weiter an der Brand Awareness zu arbeiten und Brother noch stärker als Inbegriff für hochwertige Haushalts- und Hobbynähmaschinen zu positionieren.

Wirtschaftsforum: Wie ist das Unternehmen heute aufgestellt und wo liegen die Kernkompetenzen am Standort Bad Vilbel?

Alexander Kuhn: in Bad Vilbel befindet sich das europäische Headquarter für Haushaltsnähmaschinen. Es gibt eine weitere Niederlassung in England, sowie Mitarbeiter in Frankreich, den Beneluxländern und Italien. Ein weiterer Standort in Emmerich konzentriert sich auf industrielle Anwendungen, sowohl für Nähmaschinen als auch für Drucker. Weltweit arbeiten 41.000 Menschen für Brother. Für einen Boom sorgte Corona; viele haben angefangen, Masken zu nähen oder haben einfach Spaß am Nähen gefunden, ihre kreative Ader entdeckt und in eine Nähmaschine investiert. Inzwischen hat sich die Situation wieder normalisiert, wir wachsen leicht und gesund.

Wirtschaftsforum: Wie lässt sich das Brother-Portfolio charakterisieren?

Alexander Kuhn: Brother bietet alles, was mit Nähen, Sticken und Kreativität zu tun hat. Dabei konzentrieren wir uns auf Haushalts- und Hobbynähmaschinen in einem Preissegment von 150 bis 15.000 EUR. Gerade in der DACH-Region, auf die wir unseren Fokus legen, sind hochpreisige Modelle gefragt, während in Osteuropa der Schwerpunkt auf günstigen oder mittelpreisigen Maschinen liegt. Die Maschinen haben sich im Laufe der Zeit technisch weiterentwickelt, sodass Computer-Nähmaschinen mit elektrischer Stichauswahl heute das Kerngeschäft bilden. Bei den mechanischen Maschinen sind Wettbewerber leistungsstärker. Brother bietet auch Stickmaschinen sowie Kombi-Maschinen, die sowohl nähen als auch sticken. In Zeiten, in denen Personalisierungen im Trend liegen, sind die Stickmaschinen sehr beliebt; Brother nimmt hier eine marktführende Position ein. Ein weiteres Standbein sind Schneideplotter.

Wirtschaftsforum: Zeichnen sich besondere Trends am Markt ab?

Alexander Kuhn: Die Digitalisierung spielt eine immer größere Rolle; Nähmaschinen ähneln heute Computern mit großen Displays. Für uns ist es wichtig, mit diesen Entwicklungen Schritt zu halten. Deshalb gehen wir derzeit stark in den Bereich Subscription und haben mit Artspira eine All-in-One-Designplattform geschaffen, mit der sich kreative Stickideen in individuelle Projekte umsetzen lassen. Wir bieten eine kostenlose Version sowie eine Abo-Version an, bei der Nutzer von Nähanleitungen und Stickbildern profitieren. Die Zukunft wird in W-LAN-Modellen liegen, die sich mit einer App verbinden lassen. Momentan konzentrieren wir uns auf Stickmuster und werden dieses Angebot sukzessive ausbauen.

Wirtschaftsforum: Über 70 Millionen verkaufte Nähmaschinen – woher kommt dieser Erfolg?

Alexander Kuhn: Wir sind erfolgreich, weil unsere Produkte gut sind, aber vor allem, weil die Menschen bei uns den Unterschied machen. Wir leisten uns nach wie vor einen Außendienst, der im engen Kontakt mit dem Fachhandel steht; wir kümmern uns um unsere Mitarbeiter, hören ihnen zu, begegnen einander respektvoll und pflegen ein familiäres Miteinander. Auch wenn wir gute Produkte haben, verkaufen sie sich nicht von selbst. Deshalb werden wir uns vertrieblich breiter aufstellen, um weiter gesund zu wachsen und unsere Nähmaschinen einem noch breiteren Publikum zugänglich zu machen. Der Fachhandel bleibt dabei unser primärer Partner.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Handel & Konsumgüter

„Eine schöne Marke mit schönen Produkten!“

Interview mit Chagai Goldstoff, CEO der Venson Amsterdam BV

„Eine schöne Marke mit schönen Produkten!“

Edelmetalle und Diamanten sowie daraus gefertigter Schmuck faszinieren die Menschen seit Jahrtausenden. Dass diese Faszination ungebrochen ist, zeigt nicht zuletzt der Erfolg von Venson Amsterdam. Das 2017 aus einer Juwelierfamilie…

Schreibwaren im Umbruch – Vielfalt als Stärke

Interview mit Felix Bredenkamp, Geschäftsleiter und Kai Wysocki, Teamleiter Vertrieb der Stanger Produktions- und Vertriebs GmbH

Schreibwaren im Umbruch – Vielfalt als Stärke

Ob Schreibwaren, Klebstoffe oder Markierungssprays – die Stanger Produktions- und Vertriebs GmbH aus Espelkamp ist seit Jahrzehnten als vielseitiger Anbieter im Markt präsent. Heute gehört das Unternehmen zur französischen Technima-Gruppe…

Kreativität trifft Markenstrategie

Interview mit Koici Tschang, CEO der Osama S.p.A.

Kreativität trifft Markenstrategie

Ob Schreibwaren, Kreativprodukte oder Designobjekte für den Wohnbereich – der italienische Markenanbieter Osama S.p.A. hat sich in fast sechs Jahrzehnten vom Importeur japanischer Schreibgeräte zu einem diversifizierten, internationalen Unternehmen entwickelt.…

Spannendes aus der Region Wetteraukreis

Forster Profilsysteme: Innovative Systeme aus Stahl

Interview mit Dr. Jürgen Schwarz, Geschäftsführer der Forster Profilsysteme GmbH

Forster Profilsysteme: Innovative Systeme aus Stahl

Forster Profilsysteme zählt zu den führenden Herstellern von Stahl- und Edelstahlsystemen für Fenster, Türen und Fassaden. Das Schweizer Unternehmen mit mehr als 200 Mitarbeitern verarbeitet über 12.000 t Stahl pro…

Textile Werte, neue Wege

Interview mit Jacob Sloth, Geschäftsführer der Zimmer + Rohde GmbH

Textile Werte, neue Wege

Die Zimmer + Rohde GmbH in Oberursel steht seit über 120 Jahren für textile Spitzenqualität, anspruchsvolle Kreation und internationale Stilkompetenz. Das Familienunternehmen zählt zu den führenden europäischen Textilverlagen. Seit Ende…

Zuverlässige Kabeltechnik als globaler Erfolgsfaktor

Interview mit Johannes Wick, Geschäftsführer der RINGSPANN RCS GmbH

Zuverlässige Kabeltechnik als globaler Erfolgsfaktor

Mechanische Fernbetätigungen sind unscheinbar, aber unverzichtbar – ob in Zügen, Schiffen oder Industrieanlagen. Die RINGSPANN RCS GmbH mit Sitz in Oberursel hat sich seit ihrer Gründung 1984 zu einem Spezialisten…

Das könnte Sie auch interessieren

Schreibwaren im Umbruch – Vielfalt als Stärke

Interview mit Felix Bredenkamp, Geschäftsleiter und Kai Wysocki, Teamleiter Vertrieb der Stanger Produktions- und Vertriebs GmbH

Schreibwaren im Umbruch – Vielfalt als Stärke

Ob Schreibwaren, Klebstoffe oder Markierungssprays – die Stanger Produktions- und Vertriebs GmbH aus Espelkamp ist seit Jahrzehnten als vielseitiger Anbieter im Markt präsent. Heute gehört das Unternehmen zur französischen Technima-Gruppe…

Mit großem Erfolg auf dem Holzweg

Interview mit Thomas Möhring, Geschäftsführer der Julius Ulrich GmbH & Co. KG

Mit großem Erfolg auf dem Holzweg

Holz fasziniert die Menschen seit jeher – als Baumaterial, Energieträger und Gestaltungselement. Das natürliche Material begeistert mit einer einzigartigen Kombination aus Ästhetik und Funktionalität. Es ist zeitlos und zugleich hochaktuell…

Mehr als ein Koffer: ein Statement

Interview mit Bernd Georgi, Geschäftsführer der Floyd GmbH

Mehr als ein Koffer: ein Statement

Als Bernd Georgi 2019 gemeinsam mit Geschäftspartner Horst Kern die ersten Koffer unter der Marke Floyd auf den Markt brachte, stand die Welt kurz vor einer Pandemie – ein denkbar…

TOP