Bereit für mehr im Präzisionswerkzeugbau
Interview mit Niko Mau, Geschäftsführer der DMC Europe GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Mau, nachdem Ihr Unternehmen fast 20 Jahre lang als Distributor im Markt aufgetreten ist, folgte mit der Übernahme durch die amerikanische Daniels Manufacturing Corporation, kurz: DMC, der Wandel zum Hersteller – wie kam es dazu?
Niko Mau: Ursprünglich hat mein Vater unser Unternehmen als MCD-Tools GmbH gegründet und schon kurz darauf einen Distributionsvertrag mit DMC geschlossen, um deren Produkte in Deutschland zu vertreiben. In diesem Zuge wurden wir auch für DMC ein immer wichtigerer Partner und betreuten schließlich die gesamte DACH-Region sowie die Beneluxländer. Im Juni 2024 sind wir uns endgültig einig geworden, dass DMC die MCD-Tools GmbH aufkaufen und wir fortan als 100%ige Tochter unter dem Namen DMC Europe im Markt auftreten würden. So möchten wir nun als Hersteller europaweit unsere Kunden noch gezielter und individueller unterstützen.
Wirtschaftsforum: In welchen Produktsegmenten engagieren Sie sich dabei genau?
Niko Mau: Wir stellen Crimp-Werkzeuge her, die hauptsächlich in der Luft- und Raumfahrtindus-trie, aber auch in der Militär- und Bahntechnik zur Anwendung kommen – also überall dort, wo spezielle Anforderungen erfüllt werden müssen und komplexe Umgebungsbedingungen herrschen. Wenn beispielsweise ein Flugzeug auf Mallorca bei einer Außentemperatur von 40 °C im Schatten startet, wenige Minuten später auf einer Flughöhe von 10.000 m aber extremen Temperaturunterschieden sowie deutlichen Vibrationen und der Bildung von Kondenswasser ausgesetzt ist, müssen die elektromechanischen Verbindungen zur Übertragung von elektrischem Strom und Signalen auch dementsprechend widerstandsfähig verarbeitet werden. Dafür – und für viele weitere Anwendungsfelder in einem ähnlich herausfordernden Kontext – benötigt man dann spezielle Werkzeuge, für die DMC seit bereits 75 Jahren steht.
Wirtschaftsforum: Wie geht es nun nach der Übernahme durch DMC für Ihr Unternehmen weiter?
Niko Mau: Mit Ausnahme der Zusammenarbeit mit einigen langjährigen Partnern haben wir unser bisheriges Distributionsgeschäft weitgehend eingestellt, um uns nun voll und ganz auf unsere neuen Aufgaben konzentrieren zu können. In recht kurzer Zeit ist unser Team von einem Dutzend Mitarbeitern auf bald 20 Menschen angewachsen, um den deutlich gesteigerten Work-load zu bewältigen. In nächster Zeit möchten wir nun zunächst deutliche Effizienzgewinne realisieren – so sind wir aktuell etwa noch an drei kleineren Standorten aktiv, weshalb bald ein Umzug an einen zentralen Sitz stattfinden soll. Darüber hinaus möchten wir eine technische Supportabteilung aufbauen und in Zukunft möglichst papierlos arbeiten. Wir wissen, dass das weitere Wachstum, vor dem wir stehen, auch eine Herausforderung sein wird, aber wir sind überzeugt, dass wir sie bewältigen werden. Dabei möchten wir unseren Kunden weiterhin genauso schnelle Antwortzeiten und Lieferungen garantieren. Wir sind stolz auf das, was wir in der Vergangenheit erreicht haben, aber wir können noch mehr und sind auch bereit dazu.
Wirtschaftsforum: Wird sich durch die Übernahme durch ein amerikanisches Unternehmen auch die Kultur in Ihrer Organisation verändern?
Niko Mau: DMC ist unbestrittener Marktführer in seiner Nische in den USA – dennoch wäre es falsch, hier von einem ‘amerikanischen Konzern’ zu sprechen. Ich besuche die amerikanische Zentrale inzwischen sehr häufig, werde dabei stets herzlich aufgenommen und erlebe dann, dass dort im Kern genau dieselben familiären Werte gelebt werden, für die wir uns auch hier bei DMC Europe stark machen: Transparenz, Offenheit und ein freundschaftlicher Umgang miteinander auf Augenhöhe. Für uns war von Anfang an klar, dass DMC Europe ein Familienunternehmen bleiben und sich diese Kultur unbedingt bewahren soll – denn darin liegt ein essenzieller Schlüsselfaktor für unseren anhaltenden Erfolg. Unsere Kollegen in den USA sehen das genauso.
Wirtschaftsforum: Wie betrachten Sie dabei die aktuelle Marktlage?
Niko Mau: In unseren Schlüsselindustrien stellen wir eine sehr robuste Nachfrage fest – im Aerospace- und Telekommunikationssegment, aber auch in der Bahntechnik und insbesondere natürlich im Defense-Bereich.
Diese Entwicklung unterstütze ich nicht nur aus meiner Perspektive als Unternehmer, sondern auch als Bürger. Gerade in geopolitisch schwierigen Zeiten finde ich es wichtig, dass in die Bundeswehr investiert wird und unsere Soldatinnen und Soldaten sinnvoll ausgerüstet sind, um ihre Aufgaben erfüllen zu können.
Wirtschaftsforum: Was motiviert Sie persönlich, Ihr Familienunternehmen unter diesen veränderten Vorzeichen fortzuführen?
Niko Mau: Ich hatte immer ein sehr enges Verhältnis zu meinem Vater. Er hat mir die Möglichkeit eröffnet, das Unternehmen von der Pike auf kennenzulernen, vom Lager über den Einkauf bis hin zum Vertriebsaußendienst. Ich durfte meine eigenen Fehler machen und sie dann auch konsequent wieder ausbügeln. Daran bin ich gewachsen, und es ist mir eine Ehre, diese Geschichte nun mit derselben Leidenschaft fortzuführen.