Für den Wirtschaftsstandort Deutschland

Interview mit Sven Klabunde, Geschäftsführer der Raesch Quarz (Germany) GmbH

Quarzglas ist aufgrund seiner besonderen Eigenschaften unverzichtbar für die Herstellung von Hightechprodukten. Das Glas überzeugt mit hoher chemischer Reinheit, ausgezeichneter Transparenz, hoher UV-Durchlässigkeit und Strahlungsbeständigkeit sowie minimaler Wärme- und elektrischer Leitfähigkeit.

Die Raesch Quarz GmbH aus Ilmenau nutzt diese außergewöhnlichen Eigenschaften, um Schlüsselbranchen mit kundenspezifischen Quarzrohren und -stäben zu bedienen. Nach zehn Jahren unter dem Dach der Dr. Höhnle AG ist das Unternehmen seit 2022 wieder in den Händen des Firmengründers Fritjof Raesch. Damit soll die Zukunft von Raesch Quarz langfristig gesichert werden.

Kontinuierliche Verbesserung

Raesch wurde 1992 gegründet und ist seitdem konstant gewachsen. Im Laufe der Jahre wurde das Produktportfolio stetig erweitert und beinhaltet heute Quarzglasrohre, Quarzglasstäbe, Resize-Rohre, Quarzgutrohre, Fabricated Components, Lampenkolben, UV-Lampenkörper sowie Quarzglasplatten. Seit 2013 können auch Rohre mit größerem Außendurchmesser gezogen werden: Seit2017 betreibt das Unternehmen am Standort Langewiesen ein eigenes Resize-Zentrum für Quarzglasrohre, wo auf leistungsstarken und modernen Glasdrehbänken Quarzglasrohre mit Außendurchmessern von 60 mm bis 1.000 mm und einer Wandstärke von bis zu 8 mm hergestellt werden können.

„Ein Hauptaugenmerk lag auch auf der kontinuierlichen Verbesserung unserer Qualität“, so Sven Klabunde, Geschäftsführer. „Damit sind wir vor allem für Leiter- und Halbleiterindustrie ein immer attraktiverer Anbieter geworden. Doch auch in der chemischen Industrie, bei der Herstellung von optischen Fasern oder als Entladungskolben von Speziallichtquellen kommen unsere Quarzglasprodukte zum Einsatz.“

Zurück in bewährte Hände

Von 2012 bis 2022 war Raesch Quarz ein Tochterunternehmen der Dr. Höhnle AG, einem Spezialisten für UV-Produkte, die zur Beschichtung oder Entkeimung eingesetzt werden. 2022 hat sich Firmengründer Fritjof Raesch jedoch entschieden, sämtliche Anteile zurückzukaufen. Das hat dem Unternehmen noch einmal einen ganz anderen Antrieb verschafft.

„Er hat mit seinen 78 Jahren eine ganz klare Vision, was er mit dem Rückkauf erreichen will“, bemerkt Sven Klabunde. „Mit ihm haben wir einen Ansprechpartner, der unser Kernprodukt, die Märkte und die Kunden genau kennt und versteht. Er ist mit Herz und Seele dabei und bringt sein ganzes Wissen ein, um sein Unternehmen wettbewerbsfähig für die Zukunft zu machen. Das ist für ein uns ein großer Vorteil.“

Gemeinsam mit Fritjof Raesch hat der Geschäftsführer in den vergangenen Monaten neu strukturiert, Kosten gestrafft und Prozesse effizienter gestaltet. Der Fokus liegt weiterhin auf Investitionen in neue Technologien und die weitere Optimierung der Qualität. Damit punktet das Unternehmen nicht nur in Deutschland und ist ein gefragter Partner der Halbleitertechnik, die gerade wieder verstärkt aufgebaut wird, sondern auch international gefragt.

Raesch beliefert zum Beispiel die Halbleiterindustrie in den USA, aber auch namenhafte Hersteller von technologisch anspruchsvollen Lampen in Japan. „Wir sind mittlerweile ein bekannter Player im Markt“, sagt Sven Klabunde. „Verglichen mit Wettbewerbern sind wir klein und flexibel. Wir besuchen unsere Kunden vor Ort und suchen mit ihnen gemeinsam eine Lösung.“

Ansprüche an die Politik

Nach der Restrukturierung und der verstärkten Konzentration auf die alten Werte hat sich die Raesch Quarz GmbH weiteres Wachstum auf die Fahnen geschrieben. Ziel der Geschäftsführung ist es, eine verlässliche Größe im internationalen Markt zu werden und dafür die Automatisierung weiter voranzutreiben. Mit der Verbesserung der Prozesstechnik und dem Ansatz, gemeinsam mit den Kunden die Qualität zunehmend zu verbessern, hat das Unternehmen den Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft gelegt. Allerdings ist es für eine erfolgreiche Entwicklung auf die Unterstützung durch die Politik angewiesen.

„Wir kämpfen zum Beispiel gerade sehr stark mit den Energiepreisen in Deutschland“, erläutert Sven Klabunde. „Wünschenswert wären ähnliche Energiekosten wie in Frankreich, sonst verzerrt es den Wettbewerb. Wenn sich diese Industrie in Deutschland abbaut, verschwindet der Bedarf ja nicht, sondern wird woanders aufgebaut. Dann wäre mir lieber, wir erhalten die Industrie durch vernünftige Regularien. Damit erhalten wir die kurzen Wege und es ist auch langfristig ein ökologischer Foodprint möglich. Außerdem beobachte ich die politischen Entwicklungen mit zunehmender Besorgnis. Ich hoffe, dass unser Land demokratisch bleibt. Für ein exportorientiertes Unternehmen wie uns ist jedes Extrem nicht sinnvoll. Wir sollten uns heute darauf konzentrieren, den Wirtschaftsstandort Deutschland voranzutreiben. Nur so können wir unserer ökologischen Rolle gerecht werden. Und das können wir nur mit einer starken Wirtschaft, die den Anforderungen entspricht und durch die Politik entsprechend unterstützt wird.“

Mehr zum Thema Industrielle Zulieferer

Vom Tiefseeschweißen zum Full Service-Anbieter

Interview mit Bastiaan de Koning, CCO der Smink Group B.V.

Vom Tiefseeschweißen zum Full Service-Anbieter

Von den Anfängen als Ein-Mann-Betrieb hin zum One-Stop-Shop für komplexe und hochreine Gas- und Flüssigkeitsysteme: Das ist die Geschichte der niederländischen Smink Group B.V. Das Unternehmen mit Sitz in Veghel…

„Draht ist unser roter Faden“

„Draht ist unser roter Faden“

Drähte, egal in welcher Form oder in welcher Ausführung, begegnen uns in der Mikrowelle, im Gartenzaun oder beim Reisekoffer, den wir auf Rollen durch den Flughafen ziehen. Es ist diese…

Lokale Stärke, globale Vision

Interview mit Maria Wünsch-Guaraldi, CEO und Alfred Wagner, Finance Director der Sanden International (Europe) GmbH

Lokale Stärke, globale Vision

Der japanische Klimaanlagen-Spezialist Sanden navigiert in Europa mit 1.650 Mitarbeitern und 450 bis 500 Millionen EUR Umsatz durch turbulente Zeiten. Während die Automobilindustrie zwischen Elektromobilität, regulatorischen Unsicherheiten und chinesischer Konkurrenz…

Spannendes aus der Region Ilm-Kreis

Energie clever nutzen, Kosten effektiv senken

Interview mit Sebastian Ritter, Geschäftsführer der ifesca GmbH

Energie clever nutzen, Kosten effektiv senken

Die Zeiten, in denen Energie jederzeit im Überfluss zu günstigen Preisen zur Verfügung stand, sind vorbei. Gerade für energieintensive Unternehmen ist deshalb ein umfassendes Energiemonitoring und -management eine wichtige Voraussetzung,…

CO2-Bilanz: besser als nur neutral

Interview mit Marcus Vogeler, Betriebsleiter der Ilmenauer Wärmeversorgung GmbH

CO2-Bilanz: besser als nur neutral

Umweltfreundlich Wärme und Strom zu produzieren, gehört zu den wichtigsten Voraussetzungen, um dem Klimawandel zu begegnen. Die Ilmenauer Wärmeversorgung GmbH stellt ihren Kunden schon heute klimaneutrale Heizenergie zur Verfügung. Betriebsleiter…

Glasklare Geschichten

Interview mit Sven Klabunde, Geschäftsführer der Raesch Quarz GmbH

Glasklare Geschichten

Quarzglas, auch Kieselglas genannt, ist ein anspruchsvolles, hochwertiges Glas, das fast ausschließlich aus reinem Siliziumdioxid besteht und aufgrund seiner besonderen Eigenschaften unverzichtbar für die Herstellung von Hightechprodukten ist. Das Glas…

Das könnte Sie auch interessieren

Stadtplanung im Auftrag der Zukunft

Interview mit Jan Nicolin, Dipl. Ing. Architekt und Geschäftsführer der Stadtbauplan GmbH

Stadtplanung im Auftrag der Zukunft

Wenn in deutschen Städten gebaut wird, dann oft mit einem Blick in die Zukunft – strukturiert, komplex und politisch. Gerade im öffentlichen Hochbau und in der Stadtentwicklung stehen Kommunen heute…

Vom Autoglasdienstleister zum hoch spezialisierten Industriepartner

Interview mit Han-Alexander Pothoven, Director Advanced Technologies der DK Prototyping for Automotive Glass

Vom Autoglasdienstleister zum hoch spezialisierten Industriepartner

Wie bringt man Innovation, Qualität und Tempo unter ein Glasdach? Han-Alexander Pothoven von DK Prototyping for Automotive Glass kennt die Antwort. Im Interview erläutert er, wie ein kleines Unternehmen aus…

Für das leibliche Wohl

Interview mit Nicole Stein, Geschäftsführerin der Melles & Stein Messe-Service GmbH

Für das leibliche Wohl

Als innovativer und zuverlässiger Partner für die kulinarische und personelle Messestandbetreuung hat sich die Melles & Stein Messe-Service GmbH in der dynamischen Messewelt einen Namen gemacht. Trotz der Herausforderungen, die…

TOP