Präzision aus Metall – Wertschöpfung in Perfektion

Interview mit Rob Paulissen, Managing Director der Doesburg Components B.V.

Wirtschaftsforum: Herr Paulissen, was sind die Wurzeln von Doesburg Components – und wie ist das Unternehmen in der Gruppe verankert?

Rob Paulissen: Unsere Geschichte beginnt 1995: Doesburg Components ging aus der Maschinenfabrik Schouwers hervor, die eng mit der Gieterij Doesburg zusammenarbeitete. Schon damals stand die Idee im Mittelpunkt, Guss und Bearbeitung zu vereinen – ein Ansatz, der uns bis heute prägt. So beherrschen wir die gesamte Kette vom Rohguss bis zum einbaufertigen Bauteil. Ich selbst komme aus der Metallurgie und weiß, wie wertvoll dieses Wissen in einer technisierten Branche ist. Heute sind wir Teil der familiengeführten Gietburg Holding mit Gieterij Gietburg, Modelmakerij Hengelo, Brinks Components und Fonderie Laval in Frankreich. Die Gruppe zählt rund 550 Mitarbeitende, davon 200 bei uns, und erwirtschaftet 165 Millionen EUR Umsatz – davon 110 Millionen bei Doesburg Components.

Wirtschaftsforum: Welche Produkte liefern Sie – und in welchen Branchen kommen sie zum Einsatz?

Rob Paulissen: Wir fertigen bearbeitete Gussstücke aus Eisen und zunehmend aus Stahl – etwa Chassis-, Motoren- und Getriebeteile oder Gehäuse für die Landwirtschaft. Neben der Bearbeitung übernehmen wir Waschen, Lackieren und Vormontage. Die Teile reichen von 100 g bis 300 kg, Serien von 50 bis 100.000 Stück im Jahr. Als Entwicklungspartner optimieren wir Bauteile früh auf Gieß- und Bearbeitbarkeit. Unser Branchenmix aus Truck-, Motoren- und Agrartechnik schafft Stabilität und Wissens­transfer. Wir betreuen zwischen 20 bis 25 Kunden – darunter MAN, Deutz, ZF, Claas, Scania, DAF und Daimler – und setzen auf langfristige Partnerschaften.

Wirtschaftsforum: Wo sind Sie aktiv – und welchen Exportanteil erreichen Sie?

Rob Paulissen: Unsere Hauptmärkte sind Deutschland, die Niederlande, Schweden, Frankreich und die USA. Der Exportanteil liegt bei 50 bis 55%. Wir begleiten unsere Kunden von der Entwicklung bis zur Serie – oft schon Jahre vor Produktionsstart – und sorgen für stabile Prozesse, terminsichere Lieferungen und klare Kommunikation. Mit neuen Partnern wachsen wir meist schnell zusammen, weil unsere flache Struktur kurze Wege und schnelle Entscheidungen ermöglicht.

Wirtschaftsforum: Was macht Sie im Wettbewerb besonders – und worauf legen Ihre Kunden Wert?

Rob Paulissen: Unsere Stärke liegt in der Verlässlichkeit und Nähe zum Kunden. Was wir sagen, machen wir. Wir nehmen unseren Kunden Sorgen ab, denken konstruktiv mit und liefern, was wir versprechen. Schon in der Entwicklungsphase stehen wir als Partner an ihrer Seite, um sicherzustellen, dass Konstruktionen gieß- und wirtschaftlich bearbeitbar sind. So entstehen Lösungen, die von Anfang an funktionieren – und Beziehungen, die oft über viele Jahre bestehen. Unsere Organisation ist offen, direkt und flach – jeder kann zu mir kommen und ich bin regelmäßig in der Produktion, um den Kontakt zu halten. Wenn es irgendwo brennt, reagieren wir sofort: Als bei einem Kunden eine Montagelinie stillzustehen drohte, war die Ersatzlieferung binnen einer halben Stunde unterwegs. Solche Dinge sprechen sich herum – das schafft Vertrauen und echte Partnerschaft.

Wirtschaftsforum: Digitalisierung, Automatisierung, Nachhaltigkeit – wie setzen Sie diese Themen um?

Rob Paulissen: Digitalisierung ist ein fester Bestandteil unserer Strategie – und längst eine Grundvoraussetzung, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Unser internes Softwareteam mit zwei Entwicklern erstellt eigene Anwendungen, die uns Produktionsdaten in Echtzeit liefern und so helfen, Abläufe transparenter zu machen und gezielt zu verbessern. Viele dieser Investitionen zahlen sich erst langfristig aus, doch sie sichern unsere Zukunft. Automatisierung bringt zusätzlich Effizienz und entlastet unsere Fachkräfte. Nachhaltigkeit gehört ebenso dazu: Wir nutzen LED-Beleuchtung mit Bewegungssensoren, verwerten Kompressoren-Abwärme zur Büroheizung und steigern kontinuierlich unsere Energieeffizienz. Immer mehr Kunden fordern heute konkrete Nachweise und Belege – wir dokumentieren das transparent und sehen darin eine Chance, Verantwortung sichtbar zu machen. Auf Messen wie der Gießbörse in Deutschland zeigen wir zudem Präsenz, und Social Media nutzen wir gezielt, um neue Mitarbeitende zu gewinnen und unsere Werte nach außen zu tragen.

Wirtschaftsforum: Wohin steuert Doesburg Components – und was treibt Sie persönlich an?

Rob Paulissen: Wir wollen weiter wachsen – mit großen, aber gesunden Schritten. Schwerpunkte bleiben Automatisierung, Digitalisierung und der gezielte Einsatz von KI, um unsere Kunden noch besser zu unterstützen und ihre Prozesse effizienter zu gestalten. Gerade der Fachkräftemangel zeigt, wie wichtig diese Themen für die Zukunft sind. Mich motiviert, dass mir die Eigentümer viel Raum geben, das Unternehmen weiterzuentwickeln und neue Ideen umzusetzen. Besonders die Reaktionen unserer Mitarbeitenden treiben mich an: Wenn ein Team ein Projekt erfolgreich abschließt und stolz zeigt, was es erreicht hat – das ist wie bei den eigenen Kindern. Man erkennt den Fortschritt oft erst, wenn andere darauf hinweisen. Genau das macht diesen Job so erfüllend.

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