Glasklare Geschichten

Interview mit Sven Klabunde, Geschäftsführer der Raesch Quarz GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Klabunde, Sie sind seit 1,5 Jahren Geschäftsführer der Raesch Quarz GmbH. Das Unternehmen ist in Thüringen in einer Region ansässig, in der die Glasindustrie eine lange Tradition hat. Wie steht Raesch Quarz heute da?

Sven Klabunde: Wir beschäftigen 80 Mitarbeiter und setzen zwischen 10 und 15 Millionen EUR um. Unsere Produkte sind Verbrauchsmittel, zum Beispiel für UV-Lampen oder Prozesskammern im Bereich Optical Fibre. Auf Malta gibt es eine Schwestergesellschaft, die sich auf die Weiterverarbeitung von Rohren mit kleineren Durchmessern spezialisiert hat.

Wirtschaftsforum: Wie ist es zu dieser Aufstellung gekommen?

Sven Klabunde: Raesch wurde 1992 gegründet und ist seitdem konstant gewachsen. Seit 2015 ist das Unternehmen eine 100%ige Tochtergesellschaft der Dr. Hönle AG, ein Spezialist für UV-Produkte, die zur Beschichtung oder Entkeimung eingesetzt werden. 2013 haben wir das Produkt- und Produktionsangebot erweitert, sodass größere Rohre mit größerem Außendurchmesser gezogen werden konnten, um den Halbleitermarkt in der Ofentechnik besser bedienen zu können. Mit dem Ziehen von Stäben erfolgte der Eintritt in den Optical Fibre- Bereich. 2017 wagte man einen neuen Schritt auf der Wertschöpfungskette. Heute werden Rohre in einem Resize-Center weiterverarbeitet, der Durchmesser konnte auf 800 mm gesteigert werden. 2019 flossen Investitionen in Vakuumöfen, um den OH-Gehalt runterzubringen.

Wirtschaftsforum: Wie sieht das Portfolio infolge dieser Entwicklung heute aus?

Sven Klabunde: Die Bereiche Halbleiter und Lampen sind Grundpfeiler des Angebots. Die Halbleiterindustrie wird von uns mit verschiedenen Produkten beliefert, zum Beispiel, um Prozesskammern zu bauen oder Zuleitungen für diese Kammern. Im Bereich Lampen geht es um alles, was UV und Entkeimung betrifft. Darüber hinaus gewinnen neue Applikationen in der Medizintechnik immer mehr an Bedeutung.

Wirtschaftsforum: Raesch ist in der Vergangenheit stetig gewachsen; seit Corona um 30, 40%. Wie sehen Ihre Erwartungen für die Zukunft aus?

Sven Klabunde: Wir gehen von einem weiteren Wachstum aus und werden die Kapazitäten erweitern, vorausgesetzt die Energiepreise steigen nicht ins Unermessliche. Positiv stimmen uns Nachrichten wie die, dass ST Microelectronics in Italien und Frankreich die Kapazitäten steigert und Intel in Magdeburg investiert.

Wirtschaftsforum: Gibt es bestimmte Impulse, die Sie dem Unternehmen in Zukunft geben werden oder bereits gegeben haben?

Sven Klabunde: Ich möchte Märkte, die wir bisher vernachlässigt haben oder auf denen wir noch nicht präsent sind, voranbringen. Der Halbleitermarkt hat die größten Zuwachsraten. Hier liefern wir nach Japan, Südkorea, China, in die USA und ins europäische Ausland. Jetzt haben wir erste Aufträge aus Taiwan bekommen. Daneben werden wir andere Segmente weiterentwickeln; Heizlampen, die mit Quarzrohren bestückt sind, boomen beispielswiese in den USA. Auf der Produktseite sollen Öfen eine viel stärkere Prozesskontrolle bekommen, zum Beispiel in Form von Sensorik. Momentan erfolgt hier noch sehr viel manuell, in Zukunft werden viele Prozesse automatisiert werden. Mit Blick auf diese zunehmende Automatisierung haben wir eine Engineering-Gruppe aufgebaut; für so komplexe Herausforderungen ist das essenziell.

Wirtschaftsforum: Raesch ist ein mittelständisches Unternehmen, das 80% exportiert. Was ist der Grund für diesen Erfolg und wie soll es weitergehen?

Sven Klabunde: Verglichen mit Wettbewerbern sind wir klein und flexibel; wir besuchen Kunden vor Ort, wissen, was sie brauchen und liefern gute Qualität. Auch in Zukunft wollen wir ein grundprofitables Unternehmen sein, ein Unternehmen in Thüringen, das für die Region da ist. Dafür brauchen wir engagierte Mitarbeiter, die sich einbringen, Verantwortung übernehmen und sich mit Raesch und den Produkten identifizieren. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man Wissen nicht in Fachbüchern, sondern in den Köpfen der Mitarbeiter findet. Leider wird es immer schwieriger, Mitarbeiter für ein Unternehmen zu finden, das im Schichtbetrieb arbeitet. Wir bleiben dennoch optimistisch und sehen für Raesch großes Zukunftspotenzial.

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