Glas: Zeitlos schönes Spiel von Licht und Farbe
Interview mit Lutz Stache, Geschäftsführer der Cristalica GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Stache, die Region, in der Cristalica ansässig ist, hat in Sachen Glas eine lange Tradition – wie fügt sich die Geschichte von Cristalica dort ein?
Lutz Stache: Die Cristalica ist heute eine der letzten Glasfabriken im Raum Cottbus und hatte seit der Wende eine sehr bewegte Geschichte. Zu DDR-Zeiten war hier das Kombinat Lausitzer Glas mit über 12.000 Mitarbeitern ansässig. Heute sind es noch einige Hundert, es gab also deutliche Einschnitte. Nach der Wende hatte die Cristalica mehrere Eigentümer, weswegen ich, als ich das Unternehmen erworben habe, ein Konzept gesucht habe, um es langfristig zu sichern.
Handgefertigtes Glas ist ein Teil dieses Konzeptes; darauf haben wir uns spezialisiert und zeigen das auch: Wir haben die größte Glasverkaufspyramide der Welt gebaut und bieten hier mehr als 5.000 Artikel an.
Wirtschaftsforum: Was ist für Sie das Besondere an Glas?
Lutz Stache: Glas ist das langlebigste Material überhaupt, an sich könnte man darauf locker 1.000 Jahre Garantie geben! Das zeigen nicht zuletzt jahrtausedealte Glasfunde aus China oder Ägypten. In jedem Haushalt gibt es eine Vielzahl an Gebrauchsgegenständen aus Glas, aber Glas ist eben auch noch so viel mehr: ein Material von faszinierender Vielseitigkeit und Schönheit. Wer der Faszination von Licht und Farbe, wie sie sich bei Glas zeigt, einmal erlegen ist, den lässt sie nicht wieder los. Die Farben werden nie matt, sie bleiben intensiv und lebendig wie am ersten Tag. Menschen lieben Buntes und Schönes – Glaskunst und Dekorationselemente aus Glas bringen Farbe ins Leben!
Wirtschaftsforum: Welche Arten von Produkten sind in dem umfangreichen Portfolio von Cristalica besonders wichtig?
Lutz Stache: Derzeit bauen wir das B2B-Geschäft aus. Für Gartenmärkte haben wir eigens Glasprodukte entwickelt, etwa Lampen, Figuren und Deko für den Garten, zum Beispiel bunte Glaskugeln, die hervorragend in dieses Sortiment passen. Im Zuge dessen wollen wir auch den Präsenzhandel stärken, denn der Onlinehandel hat zwar viele Vorteile, sorgt aber langfristig dafür, dass die Innenstädte veröden, weil der Einzelhandel ausstirbt. Das wollen und können wir nicht unterstützen. Wir wollen den Standort Döbern bekannter machen und mehr Gäste anziehen. Deswegen investieren wir gerade in ein Inka Jungle-Restaurant und eine Pyramidenshow, ‘The Gates’.
Wirtschaftsforum: Was, meinen Sie, sind Highlights in Ihrem Angebot?
Lutz Stache: Ganz sicher gehört dazu ʿMariaʾ, eine zeitlose Karaffe aus mundgeblasenem, teils farbigem Kristallglas mit Fadendekor – sie ist sehr schön, wirklich ein Blickfang. Da sie in Handarbeit hergestellt ist, ist jedes Stück ein Unikat, ebenso wie die dazu passenden Gläser. Ein Highlight sind auch unsere Glaskugeln aus buntem Glas für den Außenbereich. Diese bieten wir in verschiedenen Größen bis zu 50 cm Durchmesser an.
Wirtschaftsforum: Sie sind seit über 30 Jahren Unternehmer. Wie sehen Sie Ihre Rolle im Unternehmen heute?
Lutz Stache: Wenn ich es auf den Punkt bringen sollte, würde ich sagen: Als Geschäftsführer bin ich für alles verantwortlich – für die Dinge, die funktionieren und auch für die, die nicht funktionieren. Wichtig ist für mich einerseits die Entwicklung neuer Produkte, andererseits muss die Kostenentwicklung im Einkauf im Auge behalten werden. Derzeit wird alles komplizierter durch die Energiepolitik – für energieintensive Unternehmen wird es fast unmöglich gemacht, weiterhin am Standort Deutschland zu bleiben. Hier muss Ideologie durch Verstand ersetzt werden – mit Wissen und Erfahrung.
Wirtschaftsforum: Glasmacher ist ein alter Beruf mit Tradition. Wie sieht es hier mit dem Nachwuchs an Fachkräften aus?
Lutz Stache: Leider nicht so gut, denn es ist auch ein körperlich anstrengender Beruf, weswegen es heute in Deutschland weniger Menschen gibt, die ihn erlernen möchten. Glasmacher kommen inzwischen aus Polen, Tschechien, Ungarn und Rumänien, auch aus den USA und Norwegen. Es sind Menschen, die vom Glas begeistert sind, ʿÜberzeugungstäterʾ also.
Wirtschaftsforum: Worauf basiert für Sie der Erfolg von Cristalica?
Lutz Stache: Heutzutage ist es wichtig, keine Kredite zu haben. Ein Unternehmen muss so schnell wie möglich ohne die Banken klarkommen. Man muss finanziell unabhängig und damit frei in seinen Gedanken sein. Nur so ist Kreativität möglich.
Wirtschaftsforum: Was ist Ihre persönliche Motivation bei dem, was Sie tun?
Lutz Stache: Der Sinn des Lebens für einen Unternehmer ist, etwas zu unternehmen – weil es ganz einfach Spaß macht und weil man es will, nicht muss.