Hey Barchetti! Wenn das Auto zum Käufer kommt

Interview mit Andreas Barchetti, Geschäftsführer und Inhaber, und Anna Romano, Marketing- und BDC-Direktorin der Gruppo Barchetti

Wirtschaftsforum: Herr Barchetti, die Gruppo Barchetti ist die drittgrößte Unternehmensgruppe ihrer Art in Italien. Wie hat sie sich im Lauf der Jahrzehnte entwickelt?

Andreas Barchetti: Mein Großvater Attilio Barchetti hat das Unternehmen 1959 gegründet. 1964 ging das Geschäft an meinen Vater Franco über. Er verkaufte in seinem ersten Jahr 129 Autos. Mein Bruder Ivo trat 1994 in die Firma ein, ich folgte ihm zwei Jahre später. Seitdem haben wir neben unseren ersten Marken Lancia, Citroen und Peugeot immer mehr Marken aufgenommen. Heute sind wir ein Multi-Brand-Unternehmen, das Pkw, schwerpunktmäßig der PSA-Gruppe und von Ford, verkauft. Die Gruppe besteht aus elf Firmen mit insgesamt rund 500 Mitarbeitern. Wir sind an 25 Standorten vertreten, vor allem mit Autohäusern. 2019 haben wir 21.000 Autos verkauft und einen Umsatz von 450 Millionen EUR erwirtschaftet. Mein Bruder und ich sind Inhaber zu gleichen Teilen.

Wirtschaftsforum: Führte Sie Ihr Weg direkt ins Familienunternehmen?

Andreas Barchetti: Nein, ich habe nach meinem Studium eineinhalb Jahre in Brasilien gelebt, wo ich als Consultant für Roland Berger im Bereich Automobil gearbeitet habe. Anschließend war ich in einem weiteren Beratungsunternehmen beschäftigt, bevor ich in die Gruppo Barchetti eingestiegen bin. Meine Erfahrungen im Consulting waren dafür sehr nützlich. Ich konnte in kurzer Zeit eine Menge Dinge kennenlernen, viel lernen und dadurch als Persönlichkeit sehr wachsen.

Wirtschaftsforum: Was war das Wichtigste, das Sie daraus für Ihre jetzigen Aufgaben mitnehmen konnten?

Andreas Barchetti: Die Analyse und Planung, die ein Consultant vornimmt und die der Kunde anschließend umsetzen muss. Eine gute Planung hilft, wichtige Meilensteine zu setzen.

Wirtschaftsforum: Welche Meilensteine setzen Sie nun bei der Barchetti-Gruppe?

Andreas Barchetti: Unseren aktuellen Meilenstein haben wir erst im Mai lanciert. Es handelt sich um unsere neue Onlineplattform ‘Hey Barchetti’. Die Digitalisierung ist heute enorm wichtig. Wir waren schon früh in diesem Bereich aktiv. Aber auch die Digitalisierung ist nicht der Messias, denn ohne den realen, physischen Markt läuft in unserer Branche nichts. Der Online-Verkaufskanal ist für uns ein zusätzlicher Kanal, den wir mehr nutzen wollen.

Wirtschaftsforum: Die Nutzung digitaler Möglichkeiten ist ja gerade jetzt, angesichts Corona, auf dem Vormarsch. Die Einführung Ihrer neuen Plattform erfolgte also zu einem günstigen Zeitpunkt ...

Anna Romano: Auch in der Post-COVID-Zeit werden wir auf digitale Strategien, die Nutzung neuer Kanäle wie den Onlineverkauf und Social Media setzen. ‘Hey Barchetti’ ist eines unserer Highlights. Wir sind eines der ersten Unternehmen unserer Branche, die ihren Bestand auch zum Onlineverkauf anbieten, mit der Möglichkeit, einen Vertrag online abzuschließen. Die Plattform stellt für uns deshalb einen wichtigen Entwicklungsschritt dar.

Andreas Barchetti: Dazu kommt, dass wir nach der Krise erst einmal verstehen müssen, wie die reale Nachfrage am Markt sein wird. Zum jetzigen Zeitpunkt weiß das noch niemand.

Wirtschaftsforum: Worin sehen Sie Ihre besonderen Stärken als Unternehmen?

Andreas Barchetti: Unsere Erfolgsfaktoren sind Performance, Qualität und Rentabilität. Das ganze Unternehmen und jeder im Team ist auf die ersten beiden Faktoren fokussiert.

Anna Romano: Vom Wettbewerb unterscheiden wir uns auch dadurch, dass wir ein hohes Niveau im Hinblick auf unsere Beziehungen zu den lokalen Kunden erreichen und gleichzeitig eine globale Dimension haben: Jede unserer Firmen nähert sich in personalisierter Form den Kunden an, hat aber auch die Sicherheit, Teil einer bedeutenden Unternehmensgruppe zu sein. Außerdem erfreuen wir uns einer großen Kundentreue. Um diese Aspekte auch den Kunden zu übermitteln, ist jeder im Team wichtig.

Wirtschaftsforum: Was war Ihre beste unternehmerische Entscheidung, Herr Barchetti?

Andreas Barchetti: Das war der Entschluss, auch über die Region Südtirol hinaus aktiv zu werden. Dadurch konnten wir weitere Märkte erschließen wie die Provinzen Brescia und Verona. Neben Südtirol sind wir heute in den Regionen Lombardei und Venetien mit Autohäusern präsent. Ohne Corona hätten wir unser Gebiet noch weiter ausgebaut. Jetzt müssen wir erst einmal die weitere wirtschaftliche Entwicklung abwarten.

Wirtschaftsforum: Was ist für Sie persönlich die größte Motivation in Ihrem Job?

Andreas Barchetti: Vor allem das Kapital, das wir investiert haben – denn das waren große Beträge. Und natürlich ist schon allein die Tatsache, dass es sich um unser Familienunternehmen handelt, ein großer Antrieb.

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