Vom Automatenhersteller zum Systemanbieter
Interview mit Heinz Sander, Geschäftsführer und Andreas Wehrmann, Geschäftsführer der ICA Traffic GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Sander, vor 25 Jahren ist ICA Traffic angetreten, frischen Wind in den Fahrtkartenautomatenmarkt zu bringen – welche neuen Impulse wollten Sie damals setzen?
Heinz Sander: Ich hatte zuvor schon andere Unternehmen gegründet, unter anderem eines, das sich mit Ticketing-Systemen für das moderne Parkraummanagement beschäftigt. 1999 ist dann Siemens wegen eines Pilotprojekts für den öffentlichen Nahverkehr in Köln an uns herangetreten, in dessen Rahmen wir Automaten für die entsprechenden Smart-Cards produzieren sollten. Dieses Produkt haben wir dann innerhalb eines halben Jahres auch sehr erfolgreich entwickelt – und sahen darin so großes Potenzial, dass wir damit allgemein in diesen Markt eintreten wollten, der bis dahin von einem weithin etablierten Platzhirsch dominiert war. Durch 25 Jahre innovative und verlässliche Arbeit konnten wir diese Verhältnisse deutlich zu unseren Gunsten verändern und freuen uns heute über etwa 60% Marktanteil im Automatenbereich.
Wirtschaftsforum: Was hat sich bei ICA Traffic in dieser Zeit verändert?
Heinz Sander: Ursprünglich lag unser Fokus klar auf der Entwicklung und Herstellung der Hardware, also der physischen Automaten; die dazugehörige Software war dabei vergleichsweise von nachrangiger Bedeutung. Doch der Markt, die Anforderungen unserer Kunden und auch das Verbraucherverhalten haben sich in den letzten zwei Jahrzehnten drastisch verändert. Themen wie bargeldloses Bezahlen und digitale Tickets sind wichtiger geworden – der klassische Ticketautomat ist heute nur noch ein Vertriebskanal von vielen. In diesem Zuge mussten auch wir uns vom Automatenhersteller zum Komplettanbieter und Systemlieferanten wandeln, bei dem der Entwicklungsschwerpunkt zunehmend auf dem Software-Aspekt liegt. Gleichzeitig legen wir einen starken Fokus auf eine umfassende Betreuung unserer Kunden: Unser Engagement endet nicht mit dem Verkauf unserer Geräte, und wir unterstützen gerne mit zielgerichteten Support-Leistungen.
Wirtschaftsforum: Worin liegt vor diesem Hintergrund der nächste große Innovationsschritt, Herr Wehrmann?
Andreas Wehrmann: Ein wichtiger Impuls ist für uns sicherlich das ID-Based Ticketing, für das wir mit unserem System Ticketing Inside eine Lösung anbieten, in deren Rahmen der Endkunde einfach mit seiner Kredit- oder Girokarte, die er ohnehin hat, in das Verkehrsmittel seiner Wahl einchecken und dort automatisch an einem Terminal ein Ticket erwerben kann – ein Prozess, der für den Verbraucher so einfach wie nur irgend möglich ist, dabei aber eine ziemlich komplexe Infrastruktur erfordert, die wir als Systemanbieter ganzheitlich für die Verkehrsunternehmen abbilden können: Neben dem eigentlichen Ticket-Terminal stellen wir dazu auch sämtliche Applikationen und Abrechnungssysteme zur Verfügung, samt 24/7-Service-Level-Agreements, um unsere Kunden bei etwaigen Problemen unverzüglich unterstützen zu können.
Wirtschaftsforum: Welche Themen stehen außerdem gerade bei ICA Traffic auf der Agenda?
Andreas Wehrmann: Als gewachsenes mittelständisches Unternehmen mit kurzen Entscheidungswegen wollen wir weiterhin agil und innovativ bleiben: Die wichtigste Grundlage dafür sind engagierte und kompetente Mitarbeiter: Um uns diesen entscheidenden Wettbewerbsvorteil auch perspektivisch zu sichern, wollen wir nicht nur durch eine attraktive Vergütung und eine ansprechende, von Wertschätzung geprägte Unternehmenskultur überzeugen, sondern werden auch Themen wie Recruiting und Employer Branding in nächster Zeit noch deutlich stringenter bearbeiten.