„In unserer Branche darf man kein Autoverkäufer sein!“

Interview mit Pascal Stephan, Verkaufsleiter der Mechatronik GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Stephan, seit ihrer Gründung im Jahre 1997 konnte sich die Mechatronik GmbH als einer der international renommiertesten Mercedes-Benz-Fachbetriebe der Welt etablieren – wie ist Ihnen das gelungen? 

Pascal Stephan: Als das Unternehmen zu dieser Zeit an den Start ging, gab es noch nicht einmal den Beruf des Mechatronikers in seiner heutigen Form: Schon das unterstreicht die zukunftsweisende Vision unseres Gründers und Geschäftsführers Frank Rickert. Denn dank der konsequenten fachlichen und technischen Verbindung von Mechanik und Elektronik konnten wir nicht nur zu einem der größten Restaurationsbetriebe für Mercedes-Benz im klassischen Sinne avancieren, sondern uns schon früh auch im Restomod-Segment engagieren, das aufgrund des demografischen Wandels im Sammlermarkt in den letzten Jahren immer mehr Zulauf erfahren hat – und wo wir nun auf die Überholspur einbiegen. 

Wirtschaftsforum: Warum ist das Thema Restomod inzwischen so attraktiv? 

Pascal Stephan: Nicht immer verfügen Kunden, die Fahrzeuge älteren Baujahres wunderschön finden, auch über den technischen Background, um sie dann auch richtig betreuen zu können – eine Problemstellung, die wir mit unserem Restomod-Ansatz deutlich entschärfen. Denn dabei gilt das Prinzip: modernste Technik für ein klassisches Fahrzeug. In diesem Kontext statten wir derzeit die beiden Modellreihen W111 und W113 nicht nur mit neuen Motoren und Antriebssträngen, sondern auch mit State-of-the-Art-Sicherheitsfeatures, Infotainment-Systemen, Klimaanlagen und vielen weiteren Annehmlichkeiten aus, ohne dabei die ästhetische Integrität des ursprünglichen Fahrzeugdesigns zu berühren: Denn optisch unterscheidet sich ein Restomod-Fahrzeug kaum von einem klassischen Oldtimer. 

Wirtschaftsforum: Angesichts der besonders hochwertigen Fahrzeuge, die Sie vertreiben, und der außergewöhnlichen Kundenklientel, die Sie bedienen, bewegen Sie sich in einem sehr speziellen Markt – welche Herausforderungen gehen mit dieser Positionierung einher? 

Pascal Stephan: Am Ende des Tages ist wahrscheinlich jedem in unserem Segment klar, dass wir Produkte verkaufen, die eigentlich niemand braucht – und das funktioniert nur, wenn man zielgerichtet Emotionen anspricht: Unsere Kunden wollen sich lange gehegte Kindheitsträume erfüllen oder einfach ihre Leidenschaft für besonders herausragende Autos ausleben; nur in eher seltenen Fällen sehen sie die Fahrzeuge primär als Investmentvehikel. In unserer Branche darf man also kein schlichter Autoverkäufer sein, wenn man Erfolg haben will – Autoverkäufer muss man sein, wenn man VW-Passats verkauft. 

Wirtschaftsforum: Was bedeutet das für das Kundenerlebnis, das Ihr Unternehmen bieten will? 

Pascal Stephan: In erster Linie müssen und wollen wir eine Umgebung schaffen, in der der Kunde sich wohlfühlt und Vertrauen zu uns findet – darin liegt schließlich die unabdingbare Grundvoraussetzung bei Transaktionen, bei denen es bisweilen auch um zweistellige Millionenbeträge geht. Ich will in diesem Zuge auch ganz offen gestehen, dass es uns der Markt dabei nicht immer leicht macht – denn der ist unterwandert von unseriösen Figuren, sogenannten Brokern, die ihren Kunden allerhand sonderbare Geschichten auftischen, und auch der normale Autohandel außerhalb unseres speziellen Segments hat zu Recht einen eher fragwürdigen Ruf. Konnten wir das Vertrauen eines Kunden dann gewinnen, liegt es an uns, es niemals zu enttäuschen. Das bedeutet für uns: schnell reagieren, immer ansprechbar sein und konsequent mit Sachverstand und Seriosität überzeugen! Im besten Fall entsteht so eine langjährige Zusammenarbeit – und das Schönste ist für mich, wenn daraus auch ein freundschaftliches Verhältnis erwächst. 

Wirtschaftsforum: Liegt darin auch Ihre zentrale persönliche Motivation? 

Pascal Stephan: Für mich waren Autos schon immer ein wichtiger Teil meines Lebens, und das dürfte auch allen anderen Mitarbeitern in unserem Unternehmen so gehen. Ich finde es schade, dass Sportwagen in Deutschland oft in erster Linie mit Protz assoziiert werden – denn für mich geht es dabei nicht um Angeberei, sondern um ein Wunderwerk der Technik. Diese Begeisterung wollen wir auch jenseits unserer zahlenden Kunden in unsere Region tragen, etwa wenn wir einmal im Monat unseren Showroom öffnen, sodass jeder unsere emotionalen Fahrzeuge auch einmal hautnah erleben kann – und Kinder vielleicht ihre ersten Erinnerungen an ihre spätere Leidenschaft schmieden.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Automobil & Fahrzeugbau

Exklusive Fahrzeuglösungen für das moderne Bestattungswesen

Interview mit Massimo Ellena, Geschäftsführer der Ellena S.r.l.

Exklusive Fahrzeuglösungen für das moderne Bestattungswesen

Die Karosseriemanufaktur Ellena S.r.l. aus dem norditalienischen Saluzzo bewegt sich in einer besonderen Nische: der Fertigung exklusiver Leichenwagen. Mit handwerklicher Präzision, technischem Know-how und einem feinen Gespür für Design entstehen…

Ein Allrounder im Fahrzeugbau und Nutzfahrzeugverkauf

Interview mit Dirk Wiese, Geschäftsführer und Daniel Moritz, IT-Vertriebsleiter der Wiese GmbH & Co. KG Fahrzeugbau und Nutzfahrzeuge

Ein Allrounder im Fahrzeugbau und Nutzfahrzeugverkauf

Die Wiese Gruppe hat sich als ein bedeutender Akteur im Bereich des Sonderfahrzeugbaus und dem Verkauf und Vermietung von Nutzfahrzeugen etabliert. Mit einer breiten Palette an Dienstleistungen, die von der…

Was Maschinen können, beginnt beim Menschen

Interview mit Maximilian Schmidt, Geschäftsführer der Kiesel GmbH

Was Maschinen können, beginnt beim Menschen

Ob Glasfaserausbau, Großbaustellen oder Recyclingzentren – ohne leistungsfähige Maschinen kommt heute keine Infrastrukturmaßnahme mehr aus. Die Kiesel GmbH aus Baienfurt gilt als eines der führenden Familienunternehmen im Bereich Baumaschinenhandel und…

Spannendes aus der Region Landkreis Ludwigsburg

Starke Technik für schwere Aufgaben

Interview mit Alexander Kraus, Geschäftsführer der J.A. Becker & Söhne GmbH & Co.KG

Starke Technik für schwere Aufgaben

Wenn tonnenschwere Straßenbahnen oder komplexe Industrieanlagen in Bewegung gesetzt werden müssen, sind Präzision, Zuverlässigkeit und Ingenieurskunst gefragt. Genau hier setzt J.A. Becker & Söhne aus Erlenbach an. Seit über 125…

Technologieführer für mobile Speziallösungen

Interview mit Frank Wolter, Entwicklungsleiter der ME MOBIL ELEKTRONIK GMBH

Technologieführer für mobile Speziallösungen

Lenksysteme ohne mechanische Verbindung, maßgeschneiderte Steuerungslösungen für Feuerwehrfahrzeuge, Agrartechnik und Logistik: ME MOBIL ELEKTRONIK GMBH zählt zu den Pionieren im Bereich automatisierter Mobilität für Spezialfahrzeuge. Im Gespräch mit Frank Wolter,…

Das Auge im System

Interview mit Sven Schönfelder, Geschäftsführer der INSION GmbH

Das Auge im System

Durch den rasanten technischen Fortschritt steht die Spektroskopie als analytische Technologie heute breiteren Anwenderkreisen offen als je zuvor: vom klassischen Laborumfeld über die Prozesstechnik, die Lebensmittel- und Agrarindustrie bis hin…

Das könnte Sie auch interessieren

Den Wandel im Autohandel meistern

Interview mit Labinot Coraj, Geschäftsführer der Coenen Motors GmbH

Den Wandel im Autohandel meistern

Die Automobilbranche steht vor tiefgreifenden Veränderungen – von der Digitalisierung über die Elektromobilität bis hin zu neuen Kundenerwartungen. Inmitten dieses Wandels behauptet sich die Coenen Motors GmbH, die den Menschen…

Erstklassige Ersatzteile

Interview mit Andreas Jedaschko, Geschäftsführer der Brechmann Handels GmbH & Co. KG

Erstklassige Ersatzteile

Mit 45 Jahren Erfahrung in der Lieferung von Originalersatzteilen für die Automobilbranche gilt die Brechmann Handels GmbH & Co. KG aus Bielefeld als einer der führenden Spezialisten in diesem Bereich.…

Vom Rohstein zur Vermögenssicherung: Edelsteine als  Investmentstrategie

Interview mit Dr. Thomas Schröck, Geschäftsführer der The Natural Gem GmbH

Vom Rohstein zur Vermögenssicherung: Edelsteine als Investmentstrategie

Sie gelten als faszinierend, exklusiv – und zunehmend als stabile Sachwertanlage: Edelsteine. In einer Welt wirtschaftlicher Unsicherheiten rückt ihre Bedeutung für langfristige Vermögenssicherung immer stärker in den Fokus. Die österreichische…

TOP