Herausforderung angenommen!

Interview mit David Engel, CEO der Drake & Farrell B.V.

Wirtschaftsforum: Herr Engel, die Drake & Farrell B.V. trägt durch ihre Leistungen als Logistikdienstleister dazu bei, bisher lineare Logistik- und Produktionsabläufe von Unternehmen in einen Kreislauf zu überführen und so die Entstehung elektronischen Abfalls auf Dauer zu vermeiden. Haben Sie dabei einen Fokus auf bestimmte Branchen?

David Engel: Wir konzentrieren uns mittlerweile auf drei Industriesektoren: Telekommunikation, Elektromobilität und Healthcare. Die Verminderung von elektronischen Abfällen ist ein extrem umfangreiches und wichtiges Feld, denn in jedem Jahr kommen 60 Millionen Tonnen solcher Abfälle weltweit zusammen!

Wirtschaftsforum: Ihr Unternehmen hat inzwischen den Schritt vom Mittelständler zum Großunternehmen vollzogen. Was bedeutet das konkret in Zahlen und wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie derzeit?

David Engel: Die Mitarbeiterzahl schwankt etwas, weil außer unseren fest angestellten Mitarbeitern auch noch eine kleine Anzahl Zeitarbeitskräfte für uns tätig ist. Zusätzlich haben wir noch soziale Arbeitsplätze eingerichtet; in Deutschland wäre das vergleichbar mit der Lebenshilfe. Wir integrieren Menschen wieder in den Arbeitsmarkt. Manche sind dann schon nach drei Monaten wieder weg, andere bleiben auch länger. Grundsätzlich haben wir insgesamt – also in den Niederlanden und an unserem Standort in Tschechien – etwa 130 Mitarbeiter. Unser Jahresumsatz liegt im mittleren zweistelligen Millionenbereich.

Wirtschaftsforum: Wie hat sich Ihr Unternehmen in Bezug auf sie entwickelt? Bleiben die Umsätze konstant oder ist die Tendenz eher steigend?

David Engel: Es hat sich tatsächlich gut entwickelt, wir sind sehr gut unterwegs! Wir haben unser Portfolio so angepasst, dass die Verhältnisse stimmig sind, also auch genug Neukunden dazukommen. Wir bewegen uns in einem höheren einstelligen Umsatzwachstumsbereich. Natürlich sind die Finanzen ein Faktor, aber noch wichtiger sind für uns die Schritte, die wir machen, um unseren Unternehmenszweck zu erfüllen. Das heißt: Wie schnell können wir diesen Elektroabfall sozusagen retten oder besser, dafür sorgen, dass er gar nicht erst entsteht, sondern wieder brauchbar wird? Interessant für uns ist: Was sparen wir denn eigentlich pro Tag, Woche, Monat und Jahr ein? Wenn man dann sieht, dass in den letzten zehn Jahren knapp vier Millionen Tonnen elektronischer Abfall eingespart worden sind, ist das schon beachtlich. Dieses, ich möchte sagen, ökologische Wachstum ist eigentlich das, woran wir uns messen, mehr als an Umsatz und Mitarbeiterwachstum.

Wirtschaftsforum: Das ist sehr spannend! Kommunizieren Sie diese Kennzahlen auch nach außen?

David Engel: Ja, die Zahlen darüber, was wir täglich, wöchentlich, monatlich und jährlich einsparen, zeigen wir in Echtzeit auf unserer Website an, sodass sie für jeden sichtbar sind. Natürlich sind wir so einerseits sehr transparent, aber mit dieser Transparenz geht für uns eben auch die Verantwortung einher, uns zu bemühen, das, was wir offenlegen – also etwa eine Zahl als Ziel, das wir erreichen wollen – auch zu erreichen. Das ist eine sehr starke Motivation für alle: Mitarbeiter, bestehende Kunden, Neukunden – ein Performance Indicator, der wirklich etwas bedeutet. Für ein Unternehmen ist eine sinnstiftende Tätigkeit tatsächlich das Wichtigste.

Wirtschaftsforum: Das Thema Kommunikation ist dabei sehr wichtig und bei Ihnen im Unternehmen dreht sich ja auch eine Menge darum: neue Strukturen, Geschäftsfelder, Transparenz. Wie tragen Sie all das nach außen, welche Kommunikationskanäle spielen dabei eine Rolle?

David Engel: Wir haben keine ʿklassischeʾ Marketingabteilung und nutzen auch nicht Social Media-Kanäle, sondern höchstens LinkedIn als professionelles Netzwerk. Wenn man es genau nimmt, ist jeder im Unternehmen ein Stück weit Marketeer: Wir legen größten Wert auf eine sehr tiefe und regelmäßige Kommunikation mit unseren Kunden. Wir suchen das Gespräch. Viele Kunden haben eine eigene Sustainability-Abteilung. Hier beraten wir uns mit unseren Kunden, was wir an Projekten außer der eigentlichen Zusammenarbeit vielleicht noch gemeinsam machen können und legen dabei ganz offen dar, was wir tun. Vertrauen und Transparenz sind unsere Kernwerte.

Wirtschaftsforum: Was sind Ihrer Meinung nach die Gründe für den Erfolg des Unternehmens?

David Engel: Wir sind Profis, was Nachhaltigkeit betrifft; wir können uns sehr gut einstellen auf das, was die Zukunft bringt. Also auch auf das, was neue Industrien, neue Kunden bringen können, aber auch Krisen wie etwa Corona. Dadurch das wir einen sehr starken Fokus auf wenige Bereiche haben und sehr tief darin einsteigen, können wir in unseren Bereichen Telekommunikation, Healthcare und Elektromobilität extrem flexibel agieren.

Wirtschaftsforum: Eine persönliche Frage zum Schluss: Was treibt Sie bei Ihrer Arbeit an, worin liegt ihre persönliche Motivation?

David Engel: Ich fühle mich sehr von neuen Herausforderungen angezogen, von Dingen, die ich nicht schon hundertmal gemacht habe. Ein sehr erfolgreiches Unternehmen zu führen ist gut und schön – aber die Herausforderung liegt darin, es zukunftsfähig zu machen. Was mich herausfordert, bringt mich aus meiner Komfortzone heraus. Und das ist eigentlich mein Antrieb: Dinge zu meistern, die sich außerhalb dieser Zone bewegen.

Mehr zum Thema

Löcher stopfen und Daten managen

Interview mit Dr.-Ing. Karsten Gruber, Geschäftsführer und Joachim Ernst, Geschäftsführer der OBERMEYER Infrastruktur GmbH & Co. KG

Löcher stopfen und Daten managen

Seit über sechs Jahrzehnten prägt die Münchener OBERMEYER Gruppe die Ingenieur- und Planungskultur in Deutschland. 2020 wurde die OBERMEYER Infrastruktur GmbH & Co. KG als eigenständige Gesellschaft gegründet, um sich…

„Draht ist unser roter Faden“

„Draht ist unser roter Faden“

Drähte, egal in welcher Form oder in welcher Ausführung, begegnen uns in der Mikrowelle, im Gartenzaun oder beim Reisekoffer, den wir auf Rollen durch den Flughafen ziehen. Es ist diese…

Gesund, lecker, angesagt

Interview mit Christophe Thys, Geschäftsführer und Nieco de Wit, Manager für Forschung und Entwicklung der Ravensbergen B.V.

Gesund, lecker, angesagt

Eine gesunde Ernährung spielt für immer mehr Menschen eine zentrale Rolle – und damit auch die Wahl des richtigen Snacks. Müsliriegel gelten als praktische Zwischenmahlzeit – schnell zur Hand, einfach…

Spannendes aus der Region Bleiswijk

„Schaffen Mehrwert durch Geschmack und Aussehen!“

Interview mit Stijn Baan, Kaufmännischer Direktor der Koppert Cress B.V.

„Schaffen Mehrwert durch Geschmack und Aussehen!“

Frische und gesunde Kräuter in ausgezeichneter und gleicher Qualität sowohl für die Spitzengastronomie wie auch fürs Catering? Die bietet das niederländische Unternehmen Koppert Cress B.V. Der Familienbetrieb aus dem südholländischen…

Vom Autoglasdienstleister zum hoch spezialisierten Industriepartner

Interview mit Han-Alexander Pothoven, Director Advanced Technologies der DK Prototyping for Automotive Glass

Vom Autoglasdienstleister zum hoch spezialisierten Industriepartner

Wie bringt man Innovation, Qualität und Tempo unter ein Glasdach? Han-Alexander Pothoven von DK Prototyping for Automotive Glass kennt die Antwort. Im Interview erläutert er, wie ein kleines Unternehmen aus…

Gesund, lecker, angesagt

Interview mit Christophe Thys, Geschäftsführer und Nieco de Wit, Manager für Forschung und Entwicklung der Ravensbergen B.V.

Gesund, lecker, angesagt

Eine gesunde Ernährung spielt für immer mehr Menschen eine zentrale Rolle – und damit auch die Wahl des richtigen Snacks. Müsliriegel gelten als praktische Zwischenmahlzeit – schnell zur Hand, einfach…

Das könnte Sie auch interessieren

Die neue Intelligenz der Mobilität

Interview mit Dr. Jürgen Weber, Geschäftsführer der CarByte Technology Group GmbH

Die neue Intelligenz der Mobilität

Ob Automobilindustrie, Landmaschinen oder Medizintechnik – die CarByte Technology Group GmbH begleitet die digitale Transformation komplexer Systeme von der Cloud bis zum Steuergerät. In kurzer Zeit wurde das Unternehmen zu…

Zu Hause in zwei Welten: Netz und IT aus einer Hand

Interview mit Thomas Dettenberg, Geschäftsführer der GELSEN-NET Kommunikationsgesellschaft mbH

Zu Hause in zwei Welten: Netz und IT aus einer Hand

Wer heute von Digitalisierung spricht, meint mehr als schnelles Internet: Es geht um Sicherheit, Kompetenz und Struktur. Genau hier liegt die Stärke der GELSEN-NET Kommunikationsgesellschaft in Gelsenkirchen. Das Unternehmen zählt…

Stadtplanung im Auftrag der Zukunft

Interview mit Jan Nicolin, Dipl. Ing. Architekt und Geschäftsführer der Stadtbauplan GmbH

Stadtplanung im Auftrag der Zukunft

Wenn in deutschen Städten gebaut wird, dann oft mit einem Blick in die Zukunft – strukturiert, komplex und politisch. Gerade im öffentlichen Hochbau und in der Stadtentwicklung stehen Kommunen heute…

TOP