Fenster zur Zukunft
Interview mit Miriam Berzen, Geschäftsführerin der Klaes GmbH & Co. KG

Wirtschaftsforum: Frau Berzen, Sie führen das Unternehmen gemeinsam mit Ihrem Bruder in 2. Generation. War das immer so geplant?
Miriam Berzen: Nicht ausdrücklich, aber es lag irgendwie in der Luft. Mein Bruder und ich haben unsere Studiengänge von Anfang an in Richtung unseres Familienunternehmens ausgerichtet. Ich habe BWL studiert, mein Bruder kommt über die Schreinerausbildung und ein Studium im Bereich Holztechnik. 2011 sind wir dann offiziell eingestiegen – zuerst als Abteilungsleiter, später gemeinsam in der Geschäftsführung. 2015 hat sich unser Vater vollständig zurückgezogen. Es war ein gut geplanter, sehr geradliniger Übergang.
Wirtschaftsforum: Was würden Sie als die wichtigsten Meilensteine der Unternehmensgeschichte benennen?
Miriam Berzen: Der Durchbruch war ganz klar die Entwicklung der freien Fensterkonstruktion – ein Novum Anfang der 1980er-Jahre. Das sprach sich schnell herum, auch Maschinen- und Profilhersteller kamen auf uns zu. Daraus hat sich ein enormer Wachstumsschub ergeben. Heute sind wir mit rund 285 Mitarbeitern weltweit tätig – davon 138 am Hauptsitz in Bad Neuenahr-Ahrweiler – und erzielen einen Jahresumsatz von rund 26 Millionen EUR.
Wirtschaftsforum: Was macht Klaes heute besonders erfolgreich?
Miriam Berzen: Das Zusammenspiel aus mehreren Faktoren: Unsere Mitarbeiter sind ein wesentlicher Erfolgsfaktor – wir haben rechtzeitig investiert, gute Leute geholt und viele selbst ausgebildet. Unsere Software entwickelt sich kontinuierlich weiter, und wir setzen bewusst auf eine standardisierte Lösung, die Unternehmen an ihre Prozesse anpassen – nicht umgekehrt. Außerdem bieten wir unseren Kunden Stabilität und Sicherheit, was gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten extrem wichtig ist.
Wirtschaftsforum: Sie haben es angesprochen: Ihre Software ist standardisiert. Warum dieser Weg?
Miriam Berzen: Wir wollten nie ein Dienstleister sein, der für jedes Unternehmen eine individuelle Lösung strickt. Unsere Software bildet einen Branchenstandard ab, an dem sich Prozesse orientieren können. Das bringt Vorteile: geringere Pflegeaufwände, bessere Updatefähigkeit, mehr Nachhaltigkeit. Gleichzeitig deckt unser Produktportfolio alle Unternehmensgrößen ab – vom kleinen Handwerksbetrieb bis zur indus-triellen Produktion.
Wirtschaftsforum: Wie sieht das Portfolio konkret aus?
Miriam Berzen: Wir bieten ERP-Lösungen speziell für unsere Branche – von der Angebotserstellung über die Auftragsabwicklung und Rechnungsstellung bis zur Konstruktion und Maschinenansteuerung. Dazu gehören Webshops, Handelsprogramme, 2D- und 3D-Konstruktionen für Fenster, Türen, Fassaden und Wintergärten. Wir organisieren Unternehmen – so beschreiben wir das gern. Besonders stark sind wir im Holz- und Kunststoffbereich, Aluminium kommt gerade zunehmend hinzu.
Wirtschaftsforum: Wie gelingt es, auf internationaler Ebene erfolgreich zu sein?
Miriam Berzen: Heute sind wir mit rund 28 Standorten in etwa 20 Ländern vertreten – über Tochtergesellschaften, Büros oder Partner. Etwa zwei Drittel unseres Umsatzes erwirtschaften wir im Inland, ein Drittel im Export, etwa in Tschechien, Österreich, Italien oder Spanien.
Wirtschaftsforum: Wie positionieren Sie sich als Arbeitgeber?
Miriam Berzen: Wir möchten ein sicherer, attraktiver Arbeitgeber sein – das ist uns sehr wichtig. Deshalb investieren wir in die Ausbildung, in Benefits wie Homeoffice, flexible Arbeitszeiten auf Vertrauensbasis, eine hauseigene Kindertagespflege oder After-Work-Veranstaltungen. Unsere Cafeteria, Sportangebote und kleine Aufmerksamkeiten wie Eis im Sommer oder Waffeln im Winter sind Ausdruck unserer Wertschätzung. Wir leben ein Teamgefühl, flache Hierarchien und vertrauensvolles Miteinander.
Wirtschaftsforum: Sie sind eine Frau in einer männerdominierten Branche – macht das einen Unterschied?
Miriam Berzen: Manchmal ja. Gerade in unserer Branche muss man sich als Frau schon noch beweisen. Aber ich glaube, dass unterschiedliche Perspektiven ein Unternehmen bereichern. Und wir sehen, dass sich die Generationen verändern – bei den Jüngeren ist Diversität selbstverständlicher. Das macht Mut.
Wirtschaftsforum: Wo sehen Sie Klaes in den kommenden Jahren?
Miriam Berzen: Unser Ziel ist ein gesundes, stetiges Wachstum. Wir möchten unsere Softwarelösungen weiterentwickeln, den Wissenstransfer von langjährigen Mitarbeitern sichern und unseren Kunden weiterhin Verlässlichkeit bieten. Dabei verlieren wir unsere Werte als Familienunternehmen nicht aus dem Blick. Die Atmosphäre bei Klaes ist etwas Besonderes – das sagen nicht nur wir, sondern auch unsere Mitarbeiter. Und das wollen wir bewahren.