Präzision unter Wasser
Interview mit Gerald Glaninger, Geschäftsführer der AQUACONSULT Anlagenbau GmbH

Das österreichische Unternehmen hat sich vom kleinen Familienbetrieb zu einem global agierenden Spezialisten für Belüftungssysteme entwickelt, der heute in über 60 Länder exportiert. Die Basis dafür: kompromisslose Qualität, Präzision bis ins kleinste Detail und die Bereitschaft, immer wieder neue Wege zu gehen.
Bewegte Geschichte
Gegründet wurde AQUACONSULT 1986 von Dipl.-Ing. Udo Meier. Damals noch mit einem breiten Fokus auf verschiedene Bereiche der Abwassertechnik, kristallisierte sich schnell ein Produktbereich als Erfolgsfaktor heraus: die Belüftung. „Der Firmengründer war Physiker und hat sich tief in die Materie eingearbeitet“, erzählt Geschäftsführer Gerald Glaninger. „Er entwickelte mathematische Modelle, wie Sauerstoff optimal ins Wasser übertragen werden kann. Grundlagen, die heute noch gültig sind.“ Anfang der 2000er begann die Internationalisierung. Besonders in Japan stieß die Technologie auf großes Interesse, weil sie enorme Energieeinsparungen ermöglichte. 2006 folgte ein entscheidender Schritt: AQUACONSULT wurde eine 100%ige Tochter des japanischen Konzerns SANKI Engineering Co., Ltd., der rund 2.000 Mitarbeiter beschäftigt.
„Natürlich gab es damals gewisse Ängste, was das für unsere Firmenkultur bedeutet“, sagt Gerald Glaninger. „Aber unsere Eigentümer sind sehr behutsam vorgegangen. Heute profitieren wir von ihrer klaren Qualitätsorientierung. Qualität, ohne Kompromisse!“
Die Kunst der perfekten Luftblase
Was AQUACONSULT produziert, klingt simpel, ist aber hochkomplex: feinblasige Belüfter, die Sauerstoff ins Abwasser eintragen. „Wir machen im Prinzip nichts anderes als Luftblasen“, sagt Gerald Glaninger schmunzelnd. „Aber damit der Sauerstoff optimal genutzt werden kann, müssen diese Blasen sehr klein sein, eine große Austauschoberfläche haben und gleichmäßig im Becken verteilt werden.“ Das Erfolgsprodukt ist der AEROSTRIP®, ein hochpräziser Streifenbelüfter mit extrem niedrigem Energiebedarf. Er wird seit 1995 in kommunalen und industriellen Kläranlagen weltweit eingesetzt. Neben dem klassischen Streifenbelüfter gibt es modulare Varianten und maßgefertigte Luftverteiler – alles ‘Plug & Play’-Lösungen, die sich einfach installieren lassen. Die besondere Herausforderung liegt in der Herstellung: „Das Geheimnis ist die Präzision, mit der die Poren in die Membran eingebracht werden“, erklärt Gerald Glaninger. „Diese Membran ist das wichtigste Bauteil. Genau hier setzen wir mit der nächsten Produktgeneration an.“ Geplant ist eine Belüfterversion mit höherer Temperaturbeständigkeit und einer Membran, die vor Ort austauschbar ist. Die Markteinführung ist für das kommende Jahr geplant.
Energieeffizienz als Wettbewerbsvorteil
Die Vorteile für Betreiber von Kläranlagen liegen auf der Hand: „Belüftung ist mit Abstand der größte Energieverbraucher in der Abwasserreinigung – oft 50% oder mehr“, betont Gerald Glaninger. „Mit unserer Technologie können Kommunen ihre Betriebskosten deutlich senken.“ In Zeiten steigender Energiekosten ist dieser Aspekt wichtiger denn je. AQUACONSULT beliefert derzeit rund 2.500 Anlagen weltweit, unterstützt von rund 35 Vertriebspartnern. In Österreich und Deutschland erfolgt der Vertrieb direkt, im Ausland über Partner. Um die Partner bestmöglich zu unterstützen, hat AQUACONSULT eigene digitale Tools entwickelt: von einer Wissensdatenbank bis zu einem Bemessungsprogramm.
Stillstand ist für Gerald Glaninger keine Option. Am österreichischen Standort wird derzeit ein neues Bürogebäude errichtet, das auch großzügige Flächen für Forschung und Entwicklung bietet, inklusive eines großen Testtanks. Auch die Produktion findet weiterhin in Österreich statt. Trotz höherer Produktionskosten im Inland sieht Gerald Glaninger darin einen klaren Vorteil: „Unsere Kunden wissen, dass sie ein langlebiges, hochwertiges Produkt bekommen. Und das rechtfertigt auch einen Preis, der vielleicht über dem mancher Wettbewerber liegt. Das Potenzial ist längst nicht ausgeschöpft. Wir haben da noch ein paar Ideen, die wir umsetzten werden.“