„Die Schwimmbadabdeckung wird smart“

Interview mit Hannah Thormann, Geschäftsführerin der Rollo Solar® MELICHAR GmbH

Wirtschaftsforum: Frau Thormann, seit wann existiert Rollo Solar?

Hannah Thormann: Mein Vater Roland Melichar hat die Firma 1983 gegründet und mehr als 30 Jahre geleitet. Seit mein Vater vor einem Jahr in den Ruhestand gegangen ist und das Unternehmen erfolgreich übergeben hat, leiten mein Mann Felix und ich Rollo Solar.

Wirtschaftsforum: Durch Ihren Vater hatten Sie sicher schon früh eine Bindung zum Unternehmen?

Hannah Thormann: Absolut, ich bin mit dem Unternehmen groß geworden. Das Büro befand sich anfangs in unserem Wohnhaus. Die Branche ist klein und persönlich; das ganze Umfeld ist sehr familiär. Bei vielen langjährigen Kunden ist inzwischen ebenfalls die jüngere Generation am Ruder. Die Eltern haben damals bei meinen Eltern gekauft, die Kinder kaufen heute bei uns.

Wirtschaftsforum: Wie hat sich Rollo Solar über die Jahre entwickelt?

Hannah Thormann: Wir sind immer organisch gewachsen, in den letzten Jahren durchschnittlich um 10% jährlich. Unser Umsatz für 2021 beträgt rund 15 Millionen EUR. Durch die Coronapandemie ist die Baubranche erheblich gewachsen. Davon haben auch wir profitiert. Viele Menschen saßen zu Hause, konnten nicht verreisen und haben stattdessen Geld ins Eigenheim investiert. Insbesondere in Südtirol und Österreich wurden auch viele Hotels neu gebaut oder saniert. Wir gehen davon aus, dass sich unser Wachstum fortsetzen wird.

Wirtschaftsforum: Wie haben Sie Ihre persönlichen Anfänge im Unternehmen erlebt, und wo liegen Ihre besonderen Interessen?

Hannah Thormann: Ich bin mit 22 Jahren, noch während meines Studiums, spontan eingesprungen, da mein Vater gesundheitlich nicht in der Lage war das Unternehmen zu führen. Es war Learning by Doing. Von meinem Vater habe ich viel gelernt. Jetzt ist mein Mann in der Firma der Stratege. Als operative Geschäftsführerin setze ich die Projekte dann um. Ich liebe Prozesse und Lösungen. Mein Steckenpferd sind die IT-Projekte. Ich habe ein Warenwirtschaftssystem und ein Customer-Relationship-Management-System eingeführt und bin für das Personalmanagement verantwortlich. Mein Ziel ist, die Leute an Bord zu holen, einzubinden und mitzunehmen und sie dabei zu begeistern. Change Management begeistert zwar die Führungskräfte, aber für die Mitarbeiter ist der Mehrwert nicht immer erkennbar. Das in jedem Projekt zu vermitteln, ist für mich die größte Herausforderung.

Wirtschaftsforum: Welche Produkte stehen bei Ihnen im Fokus?

Hannah Thormann: Unser Kerngeschäft sind maßgefertigte Schwimmbadabdeckungen, die wir vom Motor bis zur Lamelle selbst fertigen. Wir verfügen über eine sehr hohe Fertigungstiefe. Unser zweites Standbein sind unsere selbst entwickelten Rohrmotoren, die wir nicht nur für unsere eigenen Produkte verwenden, sondern auch an andere Hersteller von Schwimmbadabdeckungen verkaufen. Dass wir uns, gerade was die Technik betrifft, immer weiterentwickelt haben, ist mit Sicherheit ein Erfolgsfaktor. Auch bei der Steuerung der Abdeckungen wird sich in nächster Zeit viel tun. Die Kunden möchten smarte Anwendungen wie die Bedienung vom Handy aus.

Wirtschaftsforum: Wer kauft Ihre Schwimmbadabdeckungen?

Hannah Thormann: Unsere Produkte liefern wir zu 60% an Privatkunden, 30% an Hotels und 10% an öffentliche Bäder. Vertrieben werden unsere Produkte ausschließlich über den Fachhandel.

Wirtschaftsforum: Was sind Ihrer Meinung nach weitere Gründe für den Erfolg Ihres Unternehmens?

Hannah Thormann: An erster Stelle stehen hier unsere rund 60 Mitarbeiter mit ihrem Wissen. Ohne sie geht nichts. Einige sind seit 10, 20, einer seit 25 Jahren bei uns. Ganz wesentlich für unsere Weiterentwicklung waren die Ideen, die mein Vater eingebracht hat, sowie die persönlichen Beziehungen, die er aufgebaut hat und die wir nun weiterführen. Wir haben außerdem immer investiert: in Mitarbeiter, Maschinen und Digitalisierung.

Wirtschaftsforum: Wie sieht es denn bei Ihnen mit dem Nachwuchs an Mitarbeitern aus?

Hannah Thormann: Wir suchen Auszubildende im Bereich Konstruktionsmechaniker, früher auch Schlosser genannt. Das ist nicht einfach! Viele Leute wissen nicht, dass das ein Beruf mit guten Verdienstmöglichkeiten und einer sicheren Perspektive ist. Wir bieten einen sauberen, modernen Arbeitsplatz mit den neuesten Maschinen und Werkzeugen, gute Arbeitszeiten, und wir liegen in einer der schönsten Regionen Deutschlands. Der größte Irrtum der letzten Jahrzehnte ist, dass nur ein Studium glücklich macht. In der Region haben wir zuletzt viel Werbung als Arbeitgebermarke gemacht. Der beste Weg, neue Mitarbeiter zu gewinnen, sind aber glückliche Mitarbeiter, die das im Bekanntenkreis weitertragen.

Wirtschaftsforum: Gibt es ein Thema, das Sie aktuell besonders bewegt?

Hannah Thormann: Ich hoffe, dass bald wieder Normalität eintritt. Zuletzt war ich intensiv mit Corona-Krisenmanagement beschäftigt. Ich wünsche mir von der Politik, dass die Unternehmen zukünftig stärker in das Krisenmanagement eingebunden werden und gemeinsam sinnvolle Entscheidungen getroffen werden.

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