Flachdachbau mit System, Struktur und Weitblick

Interview mit Alexander Erba, Geschäftsführer der Holl Flachdachbau GmbH & Co. KG Isolierungen

Wirtschaftsforum: Herr Erba, wie hat sich Ihr Unternehmen historisch entwickelt und welche Schritte waren dabei besonders prägend?

Alexander Erba: Die Holl Flachdachbau GmbH & Co. KG wurde 1965 gegründet – mit Fokus auf das Flachdach, was bis heute unser zentrales Geschäftsfeld ist. 1979 erfolgte die Übernahme durch die niederländische Erdo-Gruppe. Seither sind wir durch Zukäufe kontinuierlich gewachsen, zuletzt 2023 mit der Integration des Photovoltaikunternehmens Clen Solar. Unser Anspruch ist es, unseren Kunden ganzheitliche Lösungen rund ums Dach zu bieten – also Dach, PV und Blitzschutz aus einer Hand. Dieser One-Stop-Shop-Ansatz schafft klare Abläufe und abgestimmte Zuständigkeiten. Dabei verfolgen wir eine Buy-and-Build-Strategie: Wir wachsen organisch durch neue Mitarbeiter und anorganisch durch Akquisitionen, die wir gezielt in unsere Struktur integrieren. Heute gehören wir zur Primutec Solutions Group, betreiben 26 Standorte in Deutschland und agieren als operative Einzelgesellschaft sowie als deutsche Holding der Gruppe.

Wirtschaftsforum: Wie groß ist Ihr Unternehmen heute – strukturell wie wirtschaftlich?

Alexander Erba: In Deutschland sind rund 800 Mitarbeiter für uns tätig – überwiegend im Flachdachsegment, ergänzt durch Fachkräfte aus den Bereichen Blitzschutz und Photovoltaik. Gemeinsam mit unseren niederländischen Schwesterfirmen umfasst die Gruppe etwa 1.400 Beschäftigte. 2024 lag unsere Jahresleistung in Deutschland bei über 170 Millionen EUR, gruppenweit bei rund 370 Millionen EUR. Uns ist wichtig, mit eigener Wertschöpfung zu arbeiten – das sichert Qualität, Geschwindigkeit und Verlässlichkeit. Gleichzeitig bündeln wir zentrale Services wie Buchhaltung, Personal, IT oder Recruiting in einer Shared Service-Struktur. So entlasten wir die operativen Standorte und schaffen wirtschaftliche und organisatorische Effizienz.

Wirtschaftsforum: Was sind aus Ihrer Sicht die zentralen Herausforderungen der Branche?

Alexander Erba: Die Anforderungen im Handwerk steigen – technisch, regulatorisch und personell. Kleinere Betriebe stoßen dabei schnell an Grenzen. Themen wie das Lieferkettengesetz, ESG-Vorgaben oder Dokumentationspflichten lassen sich allein kaum noch bewältigen. Hinzu kommt der zunehmende Fachkräftemangel. Wir begegnen diesen Herausforderungen mit einer klaren Gruppenstruktur, digitalisierten Prozessen und gezieltem Recruiting – auch international. Gleichzeitig arbeiten wir an Innovationen, etwa einer KI-Anwendung für unsere Bauleiter, um administrativen Aufwand zu reduzieren. Der Markt wird sich weiter konsolidieren, und wir sind überzeugt, dass wir mit unserer Struktur langfristig zukunftssicher aufgestellt sind.
 

Wirtschaftsforum: Seit wann sind Sie im Unternehmen tätig und wie gestalten Sie Ihre Rolle als Geschäftsführer?

Alexander Erba: Ich bin seit Oktober 2023 Teil der Geschäftsführung. Mein beruflicher Hintergrund liegt in der Immobilienwirtschaft, ich habe unter anderem im Bereich Facility Management gearbeitet. Gemeinsam mit meinem Kollegen Michael Leitz führe ich die Gruppe – er verantwortet die kaufmännischen Bereiche, ich kümmere mich um operative und strategische Themen. An den 26 Standorten bin ich regelmäßig vor Ort. Dort begleite ich Kundentermine, unterstütze in Rechts- und Projektfragen und bringe strategische Entwicklungen auf den Weg. Mein Ziel ist es, die Gruppe aktiv weiterzuentwickeln – mit einem klaren Blick auf Markttrends, Kundenanforderungen und unsere organisatorische Ausrichtung.

Wirtschaftsforum: Welche konkreten Impulse haben Sie bereits gesetzt – und wo möchten Sie noch ansetzen?

Alexander Erba: Ein Schwerpunkt ist die stärkere Sichtbarkeit unserer Gruppe – viele Kunden kennen einzelne Marken, aber nicht das Gesamtkonstrukt. Das ändern wir aktuell in der Außendarstellung. Parallel treiben wir die Digitalisierung weiter voran – von internen Prozessen bis zur Einführung erster KI-Anwendungen. Außerdem liegt ein Fokus auf der Mitarbeiterentwicklung: Wir qualifizieren gezielt weiter, fördern den Wissenstransfer zwischen Generationen und bauen zukunftsfähige Strukturen auf. Unser Ziel ist es, Erfahrung im Unternehmen zu halten, neue Talente zu integrieren und gemeinsam die Leistungsfähigkeit unserer Gruppe langfristig zu sichern.
 

Wirtschaftsforum: Was umfasst Ihr heutiges Portfolio und wie greifen die einzelnen Leistungsbereiche ineinander?

Alexander Erba: Unsere drei Kernbereiche – Flachdach, Blitzschutz und Photovoltaik – sind eng miteinander verzahnt. Gerade durch gesetzliche Vorgaben wie die PV-Pflicht ist eine integrierte Beratung entscheidend. Wir analysieren, wann ein Dach saniert werden sollte, wie Photovoltaik wirtschaftlich eingebunden werden kann und welche Blitzschutzmaßnahmen erforderlich sind. Auch Begrünung und Retentionsdächer gewinnen an Bedeutung. Ergänzend setzen wir auf weiße Dächer, Recyclingmaterialien und erste zirkuläre Dämmstoffe. Zusätzlich bieten wir Fassadenlösungen an – etwa mit PV, Begrünung sowie Metall-, Glas- und Sonderkonstruktionen. Für große Immobiliengesellschaften entwickeln wir übergreifende Konzepte, auch mit Contracting- oder Pachtmodellen zur flexiblen Investitionsgestaltung. Was uns auszeichnet, ist die Kombination aus technischer Tiefe und praktischer Umsetzungserfahrung – oft begleiten wir Projekte über mehrere Monate hinweg, von der Planung bis zur Inbetriebnahme. Unsere Kunden schätzen diesen verlässlichen, partnerschaftlichen Ansatz ebenso wie die Fähigkeit, komplexe Anforderungen pragmatisch zu lösen. Zu unseren Referenzen zählen viele namhafte Industrie- und Gewerbekunden, Hotelketten, Investoren, Wohnungsbaugesellschaften und Rechenzentrumsbetreiber.
 

Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt Kommunikation für Ihr Unternehmen?

Alexander Erba: Kommunikation ist für uns zentral. Im Kundendialog setzen wir auf persönliche Beratung – idealerweise direkt am Objekt. So erfassen wir technische, wirtschaftliche und zeitliche Aspekte präzise. Zusätzlich nutzen wir Mailings und bauen unsere Präsenz in sozialen Medien aus. Auch intern legen wir Wert auf klare, verlässliche Kommunikation. Eine offene Feedback-Kultur über alle Ebenen hinweg stärkt Vertrauen und Qualität – und damit die Kundenzufriedenheit.

Wirtschaftsforum: Was treibt Sie persönlich an in Ihrer Rolle?

Alexander Erba: Ich brenne für das Handwerk. Es macht mir Freude, anspruchsvolle Projekte zu begleiten, nachhaltige Lösungen zu gestalten und Strukturen weiterzuentwickeln. Dabei geht es nicht nur um wirtschaftlichen Erfolg, sondern auch um Verantwortung. Mein Ziel ist ein stabiles Unternehmen, das auch in 20, 50 oder 100 Jahren sichere Arbeitsplätze bietet. Dafür lohnt es sich, täglich mit Überzeugung und Leidenschaft zu arbeiten – gemeinsam mit einem Team, das diesen Weg mitträgt. Das ist mein persönlicher Antrieb – täglich mit voller Überzeugung und Leidenschaft zu arbeiten.

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