Regionaler Problemlöser mit Weitblick
Interview mit Christina Holzhauer, Geschäftsführerin und Alexander Rohrssen, Geschäftsführer der Regionalwerke Wolfhager Land GmbH
Wirtschaftsforum: Frau Holzhauer, Herr Rohrssen, Sie haben in den letzten Jahren beeindruckende Entwicklungen bei den Regionalwerken Wolfhager Land vorangetrieben. Was waren dabei wichtige Schritte?
Christina Holzhauer: Die Regionalwerke im Wolfhager Land sind ursprünglich aus den Stadtwerken Wolfhagen hervorgegangen. Seit der Gründung der Stadtwerke im Jahr 2000 hat sich das Unternehmen stetig weiterentwickelt und eigene Geschäftsbereiche neben dem Netzbetrieb und dem Vertrieb aufgebaut. Ein bedeutender Schritt war 2006 die Übernahme der Netze in den Ortsteilen, denn es kam in Deutschland selten vor, dass Kommunen die Konzession an einen neuen Betreiber vergeben. Bis dato war es unüblich, einen anderen Netzbetreiber zu wählen als den vorherigen. Seitdem betreiben die Stadtwerke Wolfhagen das gesamte Stadtnetz und alle Ortsteile eigenständig. Ein weiterer Meilenstein war 2008 unser Einstieg in das Thema Erneuerbare Energien. Nach langwierigen Planungen und politischem Gegenwind konnten wir 2014 einen der ersten Windparks im Wald realisieren. Parallel dazu haben wir 2012 einen Photovoltaikpark errichtet. Beide Projekte sind heute prägend für unsere Ausrichtung und die Stadt Wolfhagen.
Wirtschaftsforum: Wie hat die Bürgerenergiegenossenschaft die Entwicklung Ihres Unternehmens beeinflusst?
Alexander Rohrssen: Die Bürger-energiegenossenschaft spielt eine zentrale Rolle in unserer Strategie. Sie wurde 2012 parallel zum Bau des Solarparks gegründet und hat es den Bürgern ermöglicht, sich direkt an den erneuerbaren Energieprojekten zu beteiligen. 25% der Anteile an den Stadtwerken wurden damals von der Genossenschaft übernommen. Das stärkt nicht nur die Akzeptanz, sondern auch die Kundenbindung. Unsere Genossenschaftsmitglieder profitieren sowohl von den Erlösen aus den erneuerbaren Energien als auch von unseren klassischen Geschäften. Gleichzeitig ist sichergestellt, dass sie Strom und Erdgas über die Stadtwerke Wolfhagen beziehen. Dies hat dazu beigetragen, dass wir einen stabilen Kundenstamm von rund 14.000 Kunden haben, von denen etwa 10% Mitglieder der Genossenschaft sind.
Wirtschaftsforum: Wie haben sich Ihre Unternehmen entwickelt?
Alexander Rohrssen: Die Energiekrise hat unsere Umsätze und Aufwendungen deutlich steigen lassen. Unser Fokus lag und liegt jedoch auf nachhaltigem Wachstum. Uns geht es nicht um das schnelle Geschäft mit Boni und Rabatten. Wir setzen auf langfristige Kundenbindung, indem wir unseren regionalen Anspruch hervorheben. Unsere Kunden schätzen es, dass wir vor Ort sind und ihre Anliegen direkt bearbeiten können. Dieses Vertrauen, das wir aufgebaut haben, ist unser großes Plus im Wettbewerb.
Christina Holzhauer: Unser Ziel ist es, als Regionalwerke Wolfhager Land der führende Energieversorger und Netzbetreiber in unserer Region zu sein, für die Bürger, die Mitarbeiter und die Kommunen. Profitmaximierung steht bei uns nicht im Fokus, sondern der Anspruch, vor Ort der Lösungsanbieter Nummer eins zu sein.
Wirtschaftsforum: Sie haben 2020 die Regionalwerke Wolfhager Land gegründet.
Christina Holzhauer: Die Gründung der Regionalwerke Wolfhager Land war ein strategischer Schritt, um Netzbetrieb und Wasserversorgung aus den Stadtwerken herauszulösen und wieder vollständig in kommunaler Hand zu bündeln. Die Regionalwerke sind zu 100% im Besitz der Stadt Wolfhagen. Gleichzeitig hat die Bürgerenergiegenossenschaft ihren Anteil an den Stadtwerken weiter ausgebaut. Unsere beiden Gesellschaften arbeiten jedoch weiterhin Hand in Hand, wir verstehen uns als Einheit. Auch in den kommenden Jahren planen wir, unsere Kapazitäten im Bereich Erneuerbare Energien auszubauen. Besonders im Wind- und Solarsektor sehen wir noch großes Potenzial.
Wirtschaftsforum: Was sind Ihre Botschaften an die Politik?
Alexander Rohrssen: Die Politik muss die Energiewirtschaft und Digitalisierung konsequent vorantreiben. In den letzten Jahren wurden viele Chancen verpasst. Es ist entscheidend, dass der aktuelle Schwung beim Ausbau der erneuerbaren Energien nicht durch bürokratische Hürden verloren geht. Auch die Digitalisierung ist ein Meilenstein, der Transparenz schafft und die Energiewende sowie die Sektorenkopplung vorantreibt.
Wirtschaftsforum: Was motiviert Sie persönlich jeden Tag aufs Neue?
Alexander Rohrssen: Die Herausforderungen, die täglich auf uns zukommen, machen die Arbeit spannend und motivierend.
Christina Holzhauer: Und es motiviert uns zu sehen, dass wir im Team etwas bewegen können. In den letzten Jahren haben wir unsere Mitarbeiterzahl mehr als verdoppelt, von 24 auf mittlerweile 54 Mitarbeiter. Das Herzblut, das in unsere Arbeit einfließt, ist der Schlüssel für unsere erfolgreiche Unternehmensentwicklung und gewährleistet, dass wir weiterhin auf einem guten Weg bleiben.