Die Energiewende aktiv gestalten
Interview mit Lothar Beckler, Geschäftsführer der stadtWERKE Feuchtwangen

In den letzten Jahren haben die Stadtwerke Feuchtwangen mehrere Tochtergesellschaften gegründet, um ihre Aktivitäten im Bereich erneuerbare Energien zu erweitern. „Im Februar 2021 haben wir die nahKraft GmbH gegründet, gefolgt von der BreitBAND Glasfasernetze SW GmbH im September 2021“, berichtet Geschäftsführer Lothar Beckler. Diese Schritte sind Teil einer umfassenden Strategie zur Dekarbonisierung und zur Sicherstellung einer nachhaltigen Energieversorgung, die inzwischen weit fortgeschritten ist und konkrete Erfolge vorweisen kann. „Bis Ende 2025 wollen wir den Bereich Photovoltaik abgeschlossen haben, mit über 20 MW Zubau“, beschreibt Lothar Beckler eines der ehrgeizigen Ziele des Unternehmens. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Windkraft, wo das Unternehmen bereits drei potenzielle Windvorranggebiete für den Bau von eigenen Windparks gesichert hat.
Windkraftprojekte im Fokus
Das Unternehmen hat sich das Ziel gesetzt, aktiv zur Energiewende beizutragen. „In Bayern wurde das Ziel von 1,8% für Windvorranggebiete ausgerufen“, erklärt Lothar Beckler. Der erste Windpark konnte bereits innerhalb kurzer Zeit zu 100% gesichert werden, was eine bedeutende Errungenschaft darstellt. „Wir sind im intensiven Dialog mit den Bürgern und zeigen ihnen die Bürgerbeteiligungsmodelle für die heimische Industrie. Wir machen echte Bürgerbeteiligungsmodelle, die hohe Chancen und sehr geringe Risiken bieten“, fügt Lothar Beckler hinzu. Die Stadtwerke setzen auf Transparenz und Kommunikation, um das Vertrauen der Bürger zu gewinnen. „Die Bevölkerung wird aktiv in die Planung einbezogen und wir möchten, dass sie von den Vorteilen der Windkraft profitiert“, so Lothar Beckler.
Bürgerbeteiligung als Schlüssel
Dabei wird betont, dass es für private Personen und Unternehmen Investitionsmöglichkeiten gibt, um aktiv an den Windkraftprojekten teilzuhaben. „Es ist uns wichtig, diese Projekte lokal zu finanzieren und die Kontrolle in der Region zu behalten, anstatt sie in die Hände ausländischer Investoren zu legen, die möglicherweise weniger auf die Interessen der lokalen Gemeinschaft hören“, erläutert Lothar Beckler. Der Erfolg dieser Herangehensweise zeigt sich in der positiven Resonanz der Bevölkerung, die selbst das Unternehmen überrascht hat.
Positive Resonanz
„Wir verzeichnen kaum Widerstand gegen die Windkraftprojekte“, freut sich Lothar Beckler, „die Bürger sehen die Vorteile und sind bereit, sich zu beteiligen.“ Ein weiterer Aspekt ist die Schaffung von Stiftungsmodellen, die es auch den Bürgern ermöglichen, von den Einnahmen der Windkraftprojekte zu profitieren, selbst wenn sie nicht direkt investieren können. „Wir wollen sicherstellen, dass alle Bürger, unabhängig von ihrer finanziellen Situation, von der Energiewende profitieren“, betont Lothar Beckler.
Drei Windparks sind geplant
Insgesamt sind 15 Windräder an drei Standorten geplant, die eine bedeutende Menge an erneuerbarer Energie erzeugen sollen. Lothar Beckler erläutert, dass die Investitionen für die Windparks in Bayern im Durchschnitt zwischen 10 und 12 Millionen EUR pro Windrad liegen. „Bei den geplanten Windparks wird eine Gesamtinvestition von etwa 150 Millionen EUR erwartet“, erklärt der Geschäftsführer. „Diese Windkraftanlagen sollen nicht nur zur lokalen Energieversorgung beitragen, sondern auch die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen verringern und die Klimaziele der Region unterstützen.“
Der erste Windpark soll bereits 2027 in Betrieb genommen werden, was einen wichtigen Schritt in Richtung einer nachhaltigen und umweltfreundlichen Energiezukunft darstellt. Diese Initiative zeigt das Engagement der Stadtwerke, die Energiewende aktiv zu gestalten und gleichzeitig die lokale Wirtschaft zu stärken, wie Lothar Beckler betont: „Die Stärkung der heimischen Industrie ist uns sehr wichtig und mir ein persönliches Anliegen, denn hierfür wurde ich auch in die Vollversammlung der IHK gewählt. Ebenso wichtig ist es uns, dass die Wertschöpfung ‘ganz nah’ vor Ort stattfindet. Deshalb setzen wir auf die Zusammenarbeit mit heimischen Dienstleistern, was ich auch als Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Regionalbewegung vorantreibe.“
Herausforderungen meistern
Trotz der positiven Entwicklungen sehen sich die Stadtwerke Feuchtwangen mit einigen Herausforderungen konfrontiert. Lothar Beckler weist auf die bürokratischen Hürden hin, die den Ausbau von Windkraftanlagen erschweren. „Die politischen Rahmenbedingungen sind entscheidend für unseren Erfolg“, sagt er. „Wir müssen sicherstellen, dass die gesetzlichen Vorgaben die Entwicklung von Windparks nicht behindern“, fügt er hinzu. Dennoch zeigt sich der Geschäftsführer optimistisch, dass die Zusammenarbeit mit der Kommunalpolitik und der Bevölkerung dazu beitragen wird, diese Herausforderungen zu meistern.
Weitere Projekte angehen
Die Stadtwerke Feuchtwangen haben ehrgeizige Pläne für die kommenden Jahre. „Wir wollen bis 2030 ausschließlich grünen Strom und bis 2035 nur noch grünes Erdgas anbieten“, erklärt Lothar Beckler. Um dies zu erreichen, ist eine enge Zusammenarbeit mit Biogas-Anlagenbetreibern geplant, um die Dekarbonisierung weiter voranzutreiben. Ein weiteres wichtiges Thema ist die Wasserstoffproduktion.
„Wir haben uns an Förderprojekten in Bayern beteiligt und einen Förderbescheid über 5 Millionen EUR erhalten“, berichtet Lothar Beckler. Dies ermöglicht dem Unternehmen, zügig in die Wasserstofftechnologie einzusteigen und die Infrastruktur dafür zu schaffen. Auch der Glasfaserausbau soll bis Ende 2026 alle Haushalte erreicht haben. „Wir sind hier, um die Energiewende vor Ort zu gestalten und die Region nachhaltig zu stärken“, schließt Lothar Beckler.