Die wunderbare Welt der unsichtbaren Elemente
Interview mit Günther Haag, Geschäftsführer und Oliver Fuchs, Leiter Unternehmens- & Vertriebsstrategie der Sauerstoffwerk Friedrichshafen GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Haag, Herr Fuchs, ein historischer Name steht hinter dem Sauerstoffwerk Friedrichshafen – Graf Zeppelin, der den Wasserstoff für die Luftfahrt nutzbar gemacht hat. Wirkt das nach?
Günther Haag: Absolut. Und der Innovationsgeist von damals ist ja in die Jetztzeit übernommen worden. Nach herausfordernden Zeiten haben sich in den 1970er-Jahren Visionäre zusammengefunden, um an den Stellschrauben für das heutige Unternehmen zu drehen. Eine Portfoliodiversifizierung, die eigene Herstellung unterschiedlichster Luftgase, eine Marktplatzierung, um insbesondere für den Mittelstand da zu sein – in der DACH-Region und darüber hinaus – mit unseren Standorten in Friedrichshafen, Bielefeld und Aitrach.
Wirtschaftsforum: Gas bleibt ein abstraktes Thema. Können Sie Ihr Produktportfolio für unsere Leser etwas ausführen?
Günther Haag: Gern. Unsere Anlagen sind auf die Zerlegung und Verflüssigung von Luft angelegt – wie etwa Sauerstoff und Stickstoff, den wir dann zum Beispiel für Projekte wie ein naturgetreues Bühnenbild aus Eis zum Einsatz bringen. Sauerstoff trennen wir und erreichen so einen unserer USPs, einen Reinheitsgrad höchster Qualität, stolze 99,9999 Vol.%. Damit kann dann nicht nur der medizinische Sektor, sondern auch die Halbleiterindustrie bedient werden, die dies zur Chipherstellung benötigt. Letztlich setzt aber auch die Lebensmittelindustrie im Bereich der Gefrierware oder der große Bereich der Umwelttechnik auf unsere gasbasierten Verfahren, beispielsweise für Reinigungsprozesse bei Kläranlagen.
Wirtschaftsforum: Mit all dem bewegen Sie sich in einem Markt-umfeld, das viele große Player, aber nur wenige kleine kennt. Wie positionieren Sie sich?
Oliver Fuchs: Aus unseren Laboren und Anlagen kommen 400 Gase und Gasgemische, die wir in gewünschter Zusammensetzung zum Kunden bringen können. Wir hören gut zu und denken die Umsetzung von A bis Z mit. Diese Kundenzentrierung kommt gerade beim Mittelstand gut an. Jahrzehntelanges Know-how, Zuverlässigkeit, Schnelligkeit und vor allem auch Sicherheit – genau damit können wir neben der breiten und qualitativ hochwertigen Produktpalette punkten.
Günther Haag: Gern ergänze ich, dass es immer unser Anspruch war, besser zu sein und mehr Qualität zu liefern als andere. Auch unsere Produktionsanlagen sind Made in Germany. Und für diese Qualität investieren wir dann vielleicht eine Million EUR mehr. Das zahlt sich insgesamt einfach aus und macht uns zukunftssicher.
Wirtschaftsforum: Kann man sagen, dass Sie mit Ihren Investitionen auch gegen die Krise arbeiten?
Oliver Fuchs: Wir haben sicherlich durch den Invest in unsere Anlagen einen Grad an Versorgungssicherheit erreicht, den andere nicht haben. Die Sauerstoffproduktion hat uns darüber hinaus durch die Coronazeit regelrecht getragen, als viele Unternehmen in der Existenz bedroht waren. Rein demografisch gesehen ist der Bereich Home Care und der Gesundheitssektor insgesamt ein Wachstumsmarkt, für den wir bestens aufgestellt sind. Weiter gefasst sind wir aber auch ein systemrelevantes Unternehmen, das wertstiftend für die Zukunft der Gesellschaft ist. Wir versorgen den großen Sektor Health Care und Soziales bis hin zum Rettungssanitäter, der unsere Sauerstoffflaschen nutzt.
Wirtschaftsforum: Ein großes Zukunftsthema ist für Unternehmen alles rund um Nachhaltigkeit, Klima- und Umweltschutz. Was ist hier der Beitrag des Sauerstoffwerks Friedrichhafen?Günther Haag: Wir helfen mit unserem Leistungsportfolio bereits seit Langem bei Umweltschutzthemen, nehmen uns beispielsweise der Reinhaltung von Trinkwasser durch sauerstoffbasierte Verfahren an.
Natürlich stellen wir uns nun selbst auch die Frage einer Emissionsverringerung in der Produktion und arbeiten mit Nachdruck an Optimierungen. Das Thema, das uns traditionell umtreibt, ist dann aber naturgemäß der Wasserstoff als grüne Energiequelle der Zukunft. Dies haben wir als strategisches Geschäftsziel im Visier und auch eine mögliche CO2-Verflüssigung auf dem Radar.
Wirtschaftsforum: Der Blick in die Zukunft ist für das Sauerstoffwerk Friedrichshafen dann ein sehr positiver?
Oliver Fuchs: Auf jeden Fall, aber auch ein bisschen mehr als das. Wir haben eine Strategie 2030 entworfen, sind hiermit an allen Zukunftsthemen dran, auch KI. Unsere Themen vernetzen uns zudem mit der Forschung: Eine namhafte Einrichtung ist ein Kunde. Einen Beitrag dazu leisten zu können, die Welt besser zu machen, zu einer echten Zukunftssicherheit beizutragen, das verstehen wir als Auftrag, den wir gemeinsam mit unseren Kunden und Mitarbeitern voranbringen möchten.