Projekte, die die Zukunft Deutschlands entscheidend mit-gestalten

Interview mit Jasper Strauß, Geschäftsführender Gesellschafter der KIRCHNER INGENIEURE

Wirtschaftsforum: Herr Strauß, welche Meilensteine konnten Sie in den letzten Jahren bei KIRCHNER INGENIEURE setzen?

Jasper Strauß: Eine der größten Herausforderungen war der demografische Wandel. Bei der Übernahme des Unternehmens hatten wir ein Durchschnittsalter von über 53 Jahren – das war langfristig nicht tragfähig. Durch gezieltes Recruiting und den Aufbau einer modernen Arbeitgebermarke konnten wir das Unternehmen verjüngen und gleichzeitig das Wachstum massiv vorantreiben. Wir beschäftigen 300 Mitarbeiter und haben unseren Umsatz innerhalb von vier Jahren verdoppelt. Zudem haben wir unser Leistungsspektrum geschärft. Während wir früher stark in der Vermessung tätig waren, konzentrieren wir uns heute auf Schlüsselbereiche wie die Energiewende, Infrastruktur und Digitalisierung. Diese Neuausrichtung war notwendig, da wir erkannt haben, dass klassische Tätigkeiten wie die reine Vermessung immer stärker durch moderne digitale Methoden ersetzt werden. Die bewusste Entscheidung, uns auf innovative und zukunftssichere Bereiche zu konzentrieren, hat sich als absolut richtig erwiesen. Heute sind wir in Projekte involviert, die die Zukunft Deutschlands entscheidend mitgestalten, sei es im Bereich erneuerbarer Energien oder der digitalen Transformation von Infrastrukturprojekten.

Wirtschaftsforum: Welche innovativen Ansätze verfolgt KIRCHNER INGENIEURE heute?

Jasper Strauß: Wir sind in mehreren zukunftsweisenden Bereichen aktiv. Ein besonders wichtiger Bereich ist die Energiewende. Wir planen und realisieren Projekte rund um Windparks, Photovoltaikanlagen und Pipeline-Infrastrukturen für Wasserstoff. Die nachhaltige Energieversorgung wird eine der größten Herausforderungen der kommenden Jahre sein und wir sind stolz darauf, mit unserer Expertise einen entscheidenden Beitrag dazu leisten zu können. Auch im Bereich Infrastruktur sind wir stark vertreten, insbesondere im Autobahn- und Pipelinebau sowie beim Breitbandausbau. Ein weiterer bedeutender Schwerpunkt liegt in der Digitalisierung. Wir setzen auf Building Information Modeling (BIM), um eine effiziente und nachhaltige Planung zu gewährleisten. BIM ermöglicht es uns, Bauprojekte in 3D zu simulieren und bereits in der Planungsphase Fehlerquellen zu minimieren. Der Vorteil für unsere Kunden ist eine deutlich höhere Effizienz und Kostenersparnis. Darüber hinaus spielen Nachhaltigkeit und ökologische Baubegleitung eine zentrale Rolle in unserem Unternehmen. Wir legen großen Wert auf ressourcenschonende Bauweisen und begleiten Projekte von Anfang an unter einem ökologischen Blickwinkel. Der Bereich Baugrundanalysen gehört ebenfalls zu unseren wichtigen Innovationsfeldern. Durch moderne Verfahren wie Flüssigböden können wir ressourcenschonend und wirtschaftlich arbeiten. Diese Methode reduziert den Bodenaustausch und ermöglicht eine nachhaltigere Bauweise, die gleichzeitig wirtschaftlich sinnvoll ist.

Wirtschaftsforum: Wie hat sich Ihr Unternehmen gegen den Fachkräftemangel behauptet?

Jasper Strauß: Wir haben frühzeitig erkannt, dass wir als Arbeitgeber attraktiv sein müssen. Neben wettbewerbsfähigen Gehältern bieten wir maximale Flexibilität in der Arbeitsgestaltung, digitale Arbeitsmodelle, Weiterbildungsmöglichkeiten und familienfreundliche Rahmenbedingungen. Als Familienunternehmen leben wir das Prinzip der Vereinbarkeit von Beruf und Familie – und das spricht sich herum. Unsere Philosophie basiert auf Transparenz, Vertrauen und einer klaren Kommunikation. Jeder Mitarbeiter hat Einblick in die wirtschaftliche Lage des Unternehmens und versteht, wie sein Beitrag zum Gesamterfolg beiträgt. Dies stärkt die Identifikation mit dem Unternehmen und fördert langfristige Mitarbeiterbindung. Zusätzlich haben wir ein starkes internes Weiterbildungsprogramm etabliert, das unseren Mitarbeitern ermöglicht, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln und mit den neuesten technologischen Entwicklungen Schritt zu halten.

Wirtschaftsforum: Welche He-rausforderungen sehen Sie aktuell im Markt?

Jasper Strauß: Die größte Hürde ist die Unsicherheit in der langfristigen Planung. Unternehmen können sich auf vieles einstellen, aber wenn politische Rahmenbedingungen ständig wechseln, wird es schwierig. Kontinuität wäre hier dringend nötig. Zudem wünschen wir uns weniger Bürokratie und mehr unternehmerische Freiheit. Gerade in der Baubranche gibt es viele regulatorische Hürden, die Projekte verzögern und verteuern. 

Wirtschaftsforum: Was sind die nächsten Schritte für KIRCHNER INGENIEURE?

Jasper Strauß: Unser Ziel ist es, nachhaltig weiterzuwachsen. In diesem Jahr planen wir ein Wachstum von 25%. Dabei wollen wir unsere Rolle als Generalplaner weiter ausbauen und unser Leistungsspektrum gezielt erweitern. Außerdem prüfen wir aktuell die Möglichkeit, wieder verstärkt im Ausland tätig zu werden. In der Vergangenheit waren wir bereits in verschiedenen internationalen Märkten aktiv, unter anderem in Osteuropa und im arabischen Raum. Die Nachfrage nach deutschen Ingenieurdienstleistungen ist groß, und wir sehen hier viel Potenzial. Ein weiteres Ziel ist es, unsere internen Prozesse weiter zu digitalisieren und noch effizienter zu gestalten. Digitalisierung ist für uns nicht nur ein Werkzeug, sondern ein strategischer Schlüssel für zukünftiges Wachstum.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema

„Im Brückenbau braucht es für jedes Projekt individuelles Engineering!“

Interview mit Georg Schreiber, Geschäftsführer der Schreiber Brücken-Dehntechnik GmbH

„Im Brückenbau braucht es für jedes Projekt individuelles Engineering!“

Nicht nur im Brückenbau macht maßgeschneiderte Ingenieurarbeit den Unterschied. Doch wo es um Brückenbau und -sanierung geht, ist Schreiber Brücken-Dehntechnik genau deshalb ein gefragter Partner für die öffentliche Hand und…

Ein Blick hinter die Fassade

Interview mit Matthias Schur, Geschäftsführer der Siegfried Schur Baubetrieb GmbH

Ein Blick hinter die Fassade

Wie in vielen Teilen Deutschlands steht auch die Baubranche in Sachsen vor erheblichen Herausforderungen. Lange war sie Motor der Konjunktur, jetzt wird sie durch hohe Zinsen, steigende Material- und Energiekosten…

25 Jahre Vertrauen, Wandel und Erfolg

Interview mit Prof. Dr. Michael Nelles, Vorstand der Conpair AG

25 Jahre Vertrauen, Wandel und Erfolg

Seit 25 Jahren ist die Conpair AG Spezialist für Nachfolgeregelung und Unternehmensfinanzierung. Unter der Leitung von Prof. Dr. Michael Nelles hat sich das Unternehmen durch Vertrauen, Anpassungsfähigkeit und Branchenfokus –…

Spannendes aus der Region Landkreis Friesland

„Von ganzem Herzen Bäcker“

Interview mit Lars Grünhoff, Geschäftsführer der Grünhoffs Backstuuv GmbH

„Von ganzem Herzen Bäcker“

Für Lars Grünhoff gab es nie etwas anderes: Er ist Bäcker mit Leib und Seele, und das bereits in 4. Generation. Das Familienunternehmen Grünhoffs Backstuuv ist im ostfriesischen Norddeich und…

Auf solidem Fundament gebaut

Interview mit Hilmar Bruns, Geschäftsleitung und Renke Kleen, stellvertretende Geschäftsleitung der A. Döpker GmbH & Co. KG Projektgesellschaft

Auf solidem Fundament gebaut

2023 gab es im Bauhauptgewerbe einen Umsatzrückgang von 5,2%. Für 2024 wird laut Hauptverband der deutschen Bauindustrie ein weiterer Rückgang um rund 4,0% erwartet. Die Krise am Bau geht auch…

„Drohnen sind die besten Arbeitsknechte!“

Interview mit Thorsten Oelgart, Geschäftsführer der Intersoft Electronics Services GmbH

„Drohnen sind die besten Arbeitsknechte!“

Die zunehmende Luftverkehrsdichte und die angespannte Sicherheitslage spiegeln sich in einem deutlichen Anstieg der Auftragseingänge für Unternehmen wider, die wichtige Komponenten für Luftraumüberwachungs- und Verteidigungssysteme entwickeln. Der belgische Radartechnologie-Anbieter Intersoft…

Das könnte Sie auch interessieren

„Investitionen in die Infrastruktur sind das Fundament für morgen!“

Interview mit Shteryo Shterev, Geschäftsführer der Stadtwerke Barsinghausen GmbH

„Investitionen in die Infrastruktur sind das Fundament für morgen!“

Seit 60 Jahren stellen die Stadtwerke Barsinghausen die örtliche Wasserversorgung sicher und engagieren sich seit einem Jahrzehnt zudem im Energiesegment. Wie der Anspruch „Regional find‘ ich genial“ auch in Zeiten…

Erneuerbare im Fokus: 110.000 Messebesucher

Interview mit Markus Elsässer, Geschäftsführer der Solar Promotion GmbH

Erneuerbare im Fokus: 110.000 Messebesucher

Was haben Europas größte Messeallianz für die Energiewirtschaft – The smarter E Europe –, die Tagung Zukünftige Stromnetze und die Intersolar Mexico gemeinsam? Die Antwort ist ganz einfach: Alle drei…

„Eine regional-autarke Energieversorgung wäre das richtige Ziel!“

Interview mit Rudolf Haas, Vorstand der ENFO AG

„Eine regional-autarke Energieversorgung wäre das richtige Ziel!“

Die Preise der Komponenten für Solarmodule sanken in den letzten Jahren deutlich – das Nadelöhr beim weiteren Photovoltaikausbau liegt damit beim Elektrizitätsnetz. Durch einen regionalen Ansatz wäre aber auch dieses…

TOP