Wir können mehr als Sektstopfen!
Interview mit Christian Silva, Geschäftsführer und Ralf Gabler, Geschäftsführer Pfefferkorn & Co GmbH

Das Interview führte: Manfred Brinkmann
Wirtschaftsforum: Herr Silva, Herr Gabler, das Jahr 2020 war ein Jahr der besonderen Herausforderungen. Wie hat die Corona-Krise Ihr Geschäft beeinflusst und wie sind Sie damit umgegangen?
Christian Silva: Wir sind Weltmarktführer für Sektverschlüsse. Zwar wurde in den vergangenen Monaten zu Hause vielleicht mehr Alkohol getrunken und der Sektverkauf über die Discounter ist relativ stabil geblieben, aber es fanden keine großen Festivitäten wie zum Beispiel Hochzeiten statt, bei denen grundsätzlich größere Mengen an Sekt ausgeschenkt werden. Das haben wir natürlich gespürt und die Zeit genutzt, um uns zu optimieren, damit wir nach der Krise gestärkt in die neue Wirtschaftssituation starten können. Es macht keinen Sinn, in einer Krise nur zu warten und zu hoffen und dann am Ende mit leeren Händen dazustehen.
Ralf Gabler: Wenn es Brei regnet, so sage ich immer, muss man mit dem Schöpflöffel rausgehen und ihn auffangen und verarbeiten können.
Wirtschaftsforum: Welche Maßnahmen haben Sie zum Beispiel ergriffen?
Ralf Gabler: Wir haben unsere Prozesse analysiert und zum Teil sogar völlig neu definiert. Wir haben Synergien gesucht und die Digitalisierung vorangetrieben. Da das Stichwort CO2 immer wichtiger wird, haben wir unsere Maschinen in der Spritzerei geprüft und das Potenzial für Energieeinsparungen analysiert. Einige Maschinen wurden entfernt und durch zwei neue hochmoderne Hybridmaschinen ersetzt, mit denen wir Energieeinsparungen realisieren und unseren CO2-Fußabdruck deutlich senken können. Des Weiteren wurde im Werkzeugbau eine Maschine ausgetauscht.
Christian Silva: Wir haben eine Massenfertigung am Standort Deutschland, deshalb müssen wir hochautomatisiert arbeiten, um langfristig markt- und wettbewerbsfähig bleiben zu können. Aufgrund unserer sehr guten Marktposition ist das in den vergangenen Jahren etwas vernachlässigt worden. Jetzt haben wir das Thema in Angriff genommen. Insgesamt haben wir rund 10% des Jahresumsatzes, zuzüglich unserer Investments in digitale Neuerungen, investiert. Auch für die Schulungen unserer Mitarbeiter im Umgang mit den neuen Maschinen wurde gesorgt. Mit unseren Neuerungen haben wir uns so positioniert, dass wir nach der Pandemie stärker dastehen als vorher. Unser Verhalten ist antizyklisch, aber wir werden davon profitieren.
Ralf Gabler: Im Grunde haben wir eine Rundumerneuerung initiiert. Wir haben während der vergangenen Monate auch eine Zertifizierung angestoßen, weil wir die Prozesse optimieren und neu definieren möchten. Wir passen auch unsere Vertriebswege sowie unsere internen Wege an die moderne Arbeitswelt an. Deshalb ist zum Beispiel ein ERP- Update für die gesamte Gruppe in ganz Deutschland geplant. Außerdem haben wir einen Coach engagiert, der unsere Mitarbeiter im Kundenumgang trainiert.
Wirtschaftsforum: Bedeutet das, dass die Digitalisierung eine große Rolle bei Ihrer Neuaufstellung spielt?
Christian Silva: Auf jeden Fall. Unsere EDV-Landschaft war veraltet und von der Konzeption nicht optimal aufgestellt. Jetzt haben wir sie modernisiert und mit entsprechenden Backup-Konzepten hinterlegt.
Ralf Gabler: Im Marketing spielt die Digitalisierung für uns eine immer größere Rolle. Auf unserer Website informieren wir über Neuigkeiten, wir kommunizieren über verschiedene Onlineplattformen, schreiben unsere Kunden aktiv per Mailings an und nutzen digitale Tools für Video- und Audiokonferenzen. Aber natürlich können diese Tools nicht den persönlichen Kontakt ersetzen.
Wirtschaftsforum: Vor dem Hintergrund dieser Veränderungen – was werden in Zukunft Ihre wichtigen Märkte sein?
Christian Silva: Wir werden uns an unsere Wurzeln erinnern. Pfefferkorn ist mit Spritzguss groß geworden. Jedoch wird der Bereich Werkzeugbau ein deeigenes Profitcenter, ein ernstzunehmendes zweites Standbein für uns werden. Auf unserer neuen Website kommunizieren wir diese Botschaft schon sehr deutlich.
Ralf Gabler: Wir machen technische Teile, nicht nur Verschlüsse. Interessante Branchen sind für uns auf jeden Fall der Geräte- und Maschinenbau, der Automobilbereich und die Medizintechnik. Wir haben bereits erste Kontakte geknüpft und schon gemeinsam mit Kunden Werkzeuge hergestellt oder im Spritzgussbereich zusammengearbeitet.
Wirtschaftsforum: Auf welche Länder und Regionen konzentrieren Sie sich?
Ralf Gabler: Die DACH-Region ist unser Hauptmarkt, mit Fokus Gruppeauf Deutschland, und macht rund 90% unseres Geschäftsvolumens aus. Hier arbeiten wir für große und kleine Kunden im Bereich Verschlüsse und technische Teile.
Christian Silva: Darüber hinaus beliefern wir auch Kunden in Frankreich, Spanien und Italien. Wir möchten in den kommenden Jahren unsere starke Position in der DACH-Region, die auch über unsere Gruppe, die Schneider-ICAS-Gruppe beliefert wird, festigen, vielleicht sogar ausbauen.