Einzigartige Propeller-Innovation für die Luftfahrt
Interview mit Eric Greindl, Vice President der MT-Propeller Entwicklung GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Greindl, MT-Propeller hat sich in einem internationalen Markt mit wenigen großen Playern durchgesetzt. Wie ist das gelungen?
Eric Greindl: Unsere Stärke liegt in der langfristigen, konsequenten Investition – nicht nur in Gebäude und Maschinen, sondern auch in Know-how und Unabhängigkeit. Seit den 1980er-Jahren verfolgt unser Gründer Gerd Mühlbauer seine Vision von leiseren, effizienteren Propellern. Anfangs war das ein harter Kampf gegen etablierte Hersteller, doch durch technologische Differenzierung und Leidenschaft haben wir uns im Markt etabliert.
Heute sind weltweit über 32.000 unserer Propeller im Einsatz. Die Gruppe erzielt einen Jahresumsatz im mittleren zweistelligen Millionenbereich – vollständig eigenfinanziert, ohne Investoren oder Banken.
Wirtschaftsforum: Was macht Ihre Technologie besonders?
Eric Greindl: Unsere Propeller basieren auf einem Holzkern, der mit modernen Materialien wie Carbon und Glasfaser ummantelt wird – eine vibrationsdämpfende, leichte und zugleich leistungsstarke Composite-Konstruktion. Damit bieten wir klare Vorteile gegenüber Metallpropellern. Dank unserer Mehrblatt-Technologie – von fünf bis elf Blätter – erreichen wir weniger Lärm, niedrigeren Verbrauch und bessere Performance. Besonders der Siebenblatt-Propeller hat sich weltweit durchgesetzt. Gefertigt wird mit modernster CNC-Technik aus massiven Blöcken – auf Maschinen, die in Deutschland nahezu einzigartig sind.
Wirtschaftsforum: Wie breit ist Ihre Fertigung aufgestellt, und wie verteilen sich Ihre Marktsegmente?
Eric Greindl: Wir fertigen jährlich rund 2.200 bis 2.500 Propeller, verteilt auf 20 bis 25 verschiedene Baumuster pro Woche – das zeigt unsere enorme Bandbreite. Derzeit entfallen rund 45% unseres Geschäfts auf OEM-Partnerschaften und 55% auf den weltweiten Aftersales-Markt, mit steigender Tendenz im OEM-Bereich. Ein besonderes Alleinstellungsmerkmal: Wir führen sämtliche Zulassungsverfahren selbst durch – mit drei eigenen Testpiloten auf höchstem Lizenzniveau. Das ermöglicht extrem kurze Entwicklungs- und Freigabezeiten.
Wirtschaftsforum: Wie sieht Ihre internationale Präsenz konkret aus?
Eric Greindl: Eric Greindl: Die Luftfahrt ist per se international. Etwa 80% unserer Produkte gehen in den Export – besonders stark in die USA, aber auch nach Südamerika, Asien, Europa oder Afrika. Wir haben weltweit über 63 zugelassene Servicepartner und besitzen mit der tschechischen Tochter Avia Propeller eine weitere Fertigungsstätte. Diese Tochter hat während des Russland-Ukraine-Konflikts einen erheblichen Rückschlag erlitten, da ein Großteil ihrer Kundenbeziehungen in den Osten ging. Jetzt fokussieren wir uns auf den Wiederaufbau in Tschechien und neue Märkte. Insgesamt arbeiten rund 300 Mitarbeiter für unsere Gruppe, davon über 200 in Atting.
Wirtschaftsforum: Die Luftfahrt steht vor einem technologischen Wandel. Wie begegnen Sie dieser Entwicklung?
Eric Greindl: Wir investieren intensiv in die Zukunft der Luftfahrt. Ein Schwerpunkt ist die Entwicklung von Propellern für Hybrid- und Elektroflugzeuge – mit neun oder elf Blättern, um bei niedrigeren Drehzahlen die nötige Leistung zu erzielen. Erste Testflüge laufen bereits. Unsere Fertigung ist dafür bestens aufgestellt: flexibel, schnell und technologisch führend. Nachhaltigkeit heißt für uns: weniger Lärm, geringerer Verbrauch und maximale Ressourcenschonung – ohne Kompromisse bei der Sicherheit.
Wirtschaftsforum: Wie gehen Sie mit den wirtschaftlichen Unsicherheiten der letzten Jahre um?
Eric Greindl: Während andere bremsten, haben wir investiert. Drei neue Hallen in Atting, Ausbau der Eigenfertigung und eine Lagerstrategie, die auf Versorgungssicherheit statt Just-in-Time setzt – das hat uns durch die Pandemie und die aktuellen Lieferengpässe getragen. Wir arbeiten seit Jahrzehnten mit denselben Zulieferern – das schafft Vertrauen und Verlässlichkeit. Zudem setzen wir auf maximale Unabhängigkeit: Wir bauen, lagern, entwickeln und testen alles selbst. Diese Strategie hat sich als extrem robust erwiesen.
Wirtschaftsforum: Welche Herausforderungen sehen Sie für die kommenden Jahre?
Eric Greindl: Die größten Herausforderungen sehe ich in politischen Handelshemmnissen, zunehmenden Exportbeschränkungen und in der schrumpfenden Zahl privater Piloten. Die Privatfliegerei steht unter Druck – durch steigende Betriebskosten, sinkende Akzeptanz von Flugplätzen und teils rigide Regulierungen. Dabei ist genau diese Gruppe ein wichtiger Teil unserer Kundschaft. Als Familienunternehmen stehen wir für Beständigkeit und Verantwortung. Unser Ziel ist es, technologisch führend zu bleiben, neue Märkte wie Südamerika weiter auszubauen und gleichzeitig ein attraktives Umfeld für unsere Mitarbeiter zu schaffen – denn sie sind der Schlüssel zu unserem Erfolg.