„Langlebigkeit und Beratungskompetenz zeichnen uns aus!“

Interview mit Maximilian Fritsch, Kaufmännischer Leiter der Fritsch GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Fritsch, seit über 100 Jahren engagiert sich Ihr Unternehmen im Bereich Mahlen und Messen. Mit welchen Produkten bewegen Sie sich dabei heute im Markt?

Maximilian Fritsch: Wenn in einer Laborumgebung eine Analyse durchgeführt werden soll, muss der zu untersuchende Feststoff in nahezu allen Fällen zunächst zu Pulver verarbeitet werden: An dieser Stelle setzen die von uns entwickelten Mühlen und weiteren Geräte zur Probenvorbereitung an. Da eine tiefgreifende Grundlagen- und Materialforschung in nahezu allen Wirtschaftszweigen eine wichtige Rolle spielt, stammen auch unsere Kunden aus den unterschiedlichsten Branchen, von der Weltraumforschung bis hin zur Batterieherstellung, worauf wir uns als Unternehmen selbstverständlich mit einer ebenso diversen Vertriebsansprache einstellen müssen. Neben der besonderen Langlebigkeit unserer Produkte – bisweilen bitten uns Kunden um Ersatzteile für 50 Jahre alte Geräte, die wir in vielen Fällen problemlos liefern können – heben wir uns insbesondere durch unsere umfassende Beratungskompetenz von unseren zumeist asiatischen Wettbewerbern ab.

Wirtschaftsforum: Neben Anlagen für die Probenvorbereitung stellt Fritsch auch Geräte zur Partikelgrößenanalyse her.

Maximilian Fritsch: Da die Investitionskosten hierfür bei unseren Kunden meist mehrere Zehntausend Euro betragen, ist unser ausgewiesenes Beratungs-Knowhow in diesem Segment noch viel bedeutsamer. Die Technologie hinter unseren Lösungen stammt dabei ursprünglich aus der Siebung, womit sich früher durch verschiedene Maschenweiten in einfacher Weise Korngrößen voneinander abscheiden ließen, etwa zur Bestimmung des Lehmgehalts in einer Bodenkultur. Die heutigen technischen Möglichkeiten sind natürlich wesentlich präziser und auch technologisch komplexer.

Wirtschaftsforum: Wie genau funktionieren Ihre Geräte?

Maximilian Fritsch: Bei unseren optischen Partikelmessgeräten lässt man die Partikel durch einen Laserstrahl fallen, dessen Licht sich dann um den Partikel herum beugt. Ein Detektorelement misst dabei dieses Beugungsbild, woraufhin sich mittels einer Rückrechnung über komplexe Algorithmen ermitteln lässt, wie groß dieser Partikel war. Die Anwendungsfelder dieser Technologie sind dabei ebenso vielfältig wie die Einsatzmöglichkeiten unserer Anlagen zur Probenvorbereitung: So ist eine homogene Korngröße etwa bei der Verarbeitung von Beton von entscheidender Bedeutung, da er ansonsten auf der Baustelle nicht richtig abbindet. Aber auch renommierte Schokoladenhersteller setzen auf unsere Lösungen, um bei der Qualitätskontrolle in der Produktion die Korngrößenverteilung des Schmelzes zu bestimmen, wovon abhängt, wie gut die Schokolade einmal im Munde zergehen wird.

Wirtschaftsforum: Welche Zukunftsthemen treiben Sie gerade um?

Maximilian Fritsch: Zusammen mit meinem Bruder habe ich Anfang 2020 die Geschäftsleitung von meinem Vater übernommen, der Fritsch 35 Jahre lang mit großem Erfolg geführt hatte. Die unmittelbar darauffolgenden Verwerfungen der Pandemie – von durcheinander geratenen Supply Chains bis hin zur zügigen Einführung des gesamten Instrumentariums an Homeoffice-Möglichkeiten – waren anschließend natürlich eine besonders herausfordernde Feuertaufe, in der sich das gesamte Unternehmen glücklicherweise gut bewähren konnte und die wir zum Anlass nahmen, um uns auf den Weg hin zu einer offeneren Firmenkultur zu begeben. Auch wenn die technische Weiterentwicklung unserer Produkte – insbesondere unserer anspruchsvollen Partikelmessgeräte – natürlich niemals stillsteht, sehen wir die größeren Veränderungen bei Fritsch in den nächsten Jahren eher auf der organisatorischen Ebene. Mit modernen Führungsmethoden und einem umfassenden Digitalisierungsansatz wollen wir einen stärkeren Teamgedanken etablieren, wie sich dies auch bei vielen anderen familiengeführten mittelständischen Unternehmen beobachten lässt, die gerade einen Generationswechsel vollziehen und gleichermaßen einen größeren Wert auf flexible Arbeitsmodelle und eine partizipative Führungskultur legen, als das früher vielleicht der Fall war. Denn die dadurch gewonnene Flexibilität wird im zunehmend komplexeren globalen Wettbewerb für alle Marktteilnehmer unverzichtbar sein.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Anlagen- und Maschinenbau

Der Zahn der Zeit

Interview mit Christoph Stark, Gründer und Geschäftsführer der imes-icore GmbH

Der Zahn der Zeit

In Eiterfeld entsteht Hightech für Zahnlabore in aller Welt. Die imes-icore GmbH hat sich in 23 Jahren zum technologischen Weltmarktführer für digitale Dentalfertigungssysteme entwickelt. Rund 18.000 Maschinen fräsen weltweit Zahnersatz.…

Vom Einmannbetrieb zur ­Serienfertigung

Interview mit Günter Peters, Geschäftsführer der Peters Maschinenbau GmbH & Co. KG

Vom Einmannbetrieb zur ­Serienfertigung

Fachkräftemangel, steigende Anforderungen an Nachhaltigkeit und der Trend zur Automatisierung stellen die industrielle Fertigung vor neue Aufgaben. Die Peters Maschinenbau GmbH & Co. KG reagiert darauf mit hoher Fertigungstiefe, digitalen…

Neue Hüfte, neues Knie: Mobilität bis ins hohe Alter

Interview mit Florian Hoffmann, Geschäftsführer der implantcast GmbH

Neue Hüfte, neues Knie: Mobilität bis ins hohe Alter

Die implantcast GmbH aus Buxtehude zählt zu den führenden Herstellern von Endoprothesen und Sonderimplantaten. Seit der Gründung im Jahr 1988 hat sich das Unternehmen zu einem international tätigen Medizintechnik-Spezialisten mit…

Spannendes aus der Region Landkreis Birkenfeld

Messe Idar-Oberstein geht neue Wege

Interview mit Mirko Arend, Geschäftsführer der Messe Idar-Oberstein GmbH

Messe Idar-Oberstein geht neue Wege

Nach der Pandemie stehen viele regionale Messeveranstalter vor großen Herausforderungen und Chancen. Auch in Idar-Oberstein war ein neuer Kurs notwendig, um den veränderten Marktanforderungen gerecht zu werden. Im Gespräch mit…

Umdenken und neudenken

Interview mit Marcus May, Geschäftsführer der HDP Gesellschaft für ganzheitliche Datenverarbeitung mbH

Umdenken und neudenken

Kein Mensch soll aufgrund seiner Arbeit gesundheitlichen Schaden nehmen – so lässt sich der Kerngedanke der gesetzlichen Unfallversicherung in Deutschland auf den Punkt bringen. Es ist ein einzigartiger und guter…

Das Beste aus der digitalen Welt

Interview mit Patrick Haupt, Geschäftsführer der Converge Technology Solutions Germany GmbH

Das Beste aus der digitalen Welt

Die Converge Technology Solutions Germany GmbH (Converge Germany) vereint unter ihrer Dachmarke das Beste aus der digitalen Welt: maßgeschneiderte IT-Lösungen, umfassendes Know-how und eine starke nationale Präsenz. Mit innovativen Lösungen…

Das könnte Sie auch interessieren

Laborausrüstung „Made in Germany“

Interview mit Dr. Erdmann Flindt, Geschäftsführer der membraPure GmbH

Laborausrüstung „Made in Germany“

Als Emil Flindt 1993 in einem Vorort von Mainz die membraPure GmbH gründete, ahnte er nicht, dass er damit den Grundstein für ein Unternehmen legte, welches 30 Jahre später über…

Zukunftsschmiede der Technologie

Interview mit Andreas Fischer, Geschäftsführer der erfi Ernst Fischer GmbH & Co. KG

Zukunftsschmiede der Technologie

Eine Erfolgsgeschichte made in Freudenstadt – erfi zeigt, wie deutsche Mittelstandsunternehmen die Technologiewelt von morgen gestalten. Die Firma erfi steht für mehr als nur Laborausstattung. Seit 1955 entwickelt das Familienunternehmen…

Spinnenseide aus dem Labor: Material der Zukunft

Interview mit Isabel Rosenberger, Marketing- und Kommunikationsmanagerin der AMSilk GmbH

Spinnenseide aus dem Labor: Material der Zukunft

Von der Natur können wir viel lernen. Deshalb stellt sich immer häufiger die Frage, welche Materialien aus der Natur uns im Alltag helfen können. Eine Antwort auf diese Frage hat…

TOP