Stromwandler für die intelligenten Netze von morgen

Interview mit Michael Sleven, Geschäftsführer der LEM Europe GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Sleven, seit einem halben Jahrhundert prägt LEM nun den Markt für Stromwandler. Wie groß ist heute die Bandbreite Ihrer Produkte?

Michael Sleven: Mittlerweile können wir Stromwandler in der Baugröße eines 10-Cent-Stücks anbieten; die Miniaturisierung war dabei neben der Gewichtsreduktion sowie der Digitalisierung unserer Komponenten einer der großen Fortschrittstrends in unserer Unternehmensgeschichte. Natürlich produzieren wir auch wesentlich größere Baugruppen, die dann in Lokomotiven und anderen Schienenfahrzeugen zum Einsatz kommen und mit Stromstärken von mehreren Tausend Ampere umgehen können. Ebenso stellen wir ein umfangreiches Portfolio von Geräten zur Messung von elektrischen Spannungen bis zu mehreren Tausend Volt her, die unter anderem in Windenergieanlagen Anwendung finden.

Wirtschaftsforum: Das sind allesamt wichtige Zukunftstechnologien.

Michael Sleven: Mit der zunehmenden Elektrifizierung von immer mehr Produktions- und Mobilitätsfeldern werden unsere Produkte auch umfangreichere Nutzenversprechen bereithalten. Schließlich lässt sich aus den gemessenen Strömen und Spannungen auch die elektrische Energie berechnen, die beispielsweise ein Schienenfahrzeug im Betrieb aufnimmt. Diese Daten können dann als Basis zur Abrechnung mit dem zuständigen Energieanbieter dienen. Das dafür nötige Equipment bieten wir schon heute an. Gleiches gilt für Produkte zur Aufnahme der elektrischen Energie für Elektroautos, etwa in Form von Wallboxen im eigenen Zuhause oder auch in Schnellladepunkten an stark frequentierten Fernstraßen – in diesem Bereich sind wir mittlerweile Weltmarktführer.

Wirtschaftsforum: Perspektivisch dürfte hier auch der Kreislaufgedanke eine wichtige Rolle spielen.

Michael Sleven: Das Stromnetz der Zukunft wird sicherlich intelligenter sein und auch die Möglichkeit beinhalten, den in den Akkus eines Elektroautos vorrätigen Strom ins Netz zurück zu speisen, wenn das Fahrzeug gerade nicht genutzt wird und in der Garage steht. So ist ein kontinuierlicher und bidirektionaler Austausch zwischen den Energieversorgern und den großen Speichern in den Autos möglich, womit dann auch bei Nachfragespitzen eine hinreichende Netzflexibilität gewährleistet ist. Schließlich wird der Energieverbrauch insgesamt sicherlich steigen – nicht nur durch die fortschreitende Elek-trifizierung, sondern auch wegen des allgemeinen Wachstums der Weltbevölkerung.

Wirtschaftsforum: Wie lässt sich das vor dem Hintergrund des Klimawandels mit einer lebenswerten Zukunft vereinbaren?

Michael Sleven: Indem die Verbraucher effizienter werden – und genau an dieser Stelle können wir sie mit unseren Stromwandlern unterstützen, die die entsprechenden Ströme digitalisiert zur Verfügung stellen. Auch bei Komponenten für erneuerbare Energien verzeichnet unser Unternehmen ein großes Wachstum, weil wir genau die richtigen Produkte für diese Einsatzfelder anbieten: etwa unsere High-Performance-Stromwandler für Solarwechselrichter oder auch unsere großen Stromwandler für Windkraftanlagen. Dabei denken wir schon heute an die vernetzte Welt von morgen: Unsere Komponenten für Elektroautos unterstützen bereits digitale Schnittstellen, die auch mit den entsprechenden Mikroprozessoren der Steuergeräte im Fahrzeug kommunizieren können.

Wirtschaftsforum: LEM wurde vor 50 Jahren als Ingenieurbüro gegründet. Heute beschäftigen Sie über 1.500 Mitarbeiter. Worauf führen Sie diese Erfolgsgeschichte zurück?

Michael Sleven: Wir sind unserer Kernkompetenz immer treu geblieben und haben dabei stets an die Zukunft gedacht. Auch die nächsten 50 Jahre wollen wir selbstverständlich Innovatoren bleiben.

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