„Neu heißt nicht gleich gut.“
Interview mit Dr. med. Sonja Sattler, Geschäftsführerin der Rosenparkklinik GmbH

Wirtschaftsforum: Frau Dr. Sattler, worauf ist die Rosenpark Klinik spezialisiert?
Dr. med. Sonja Sattler: Drei Bereiche stehen bei uns ganz klar im Fokus: die minimalinvasive Gesichtsverjüngung, die Plastische Chirurgie und die Fettabsaugung. Gerade Letztere ist bei uns etwas Besonderes. Wir nutzen eine Methode in Tumeszenz-Lokalanästhesie, die ohne Vollnarkose auskommt und dem Patienten maximale Sicherheit bietet. Es ist keine Seltenheit, dass jemand, dem fünf oder sechs Liter Fett abgesaugt wurden, direkt nach dem Eingriff durch unseren Garten spaziert. Am nächsten Tag gehen die Patienten bereits nach Hause. Das muss eine Klinik erst einmal nachmachen.
Wirtschaftsforum: Was unterscheidet Ihre Methode konkret von anderen?
Dr. med. Sonja Sattler: Sie ist zeitintensiver, aber deutlich schonender. Wir nehmen uns die Zeit, die es braucht. Qualität und Sicherheit stehen über Effizienz. Das ist auch der Grund, warum wir in den letzten 28 Jahren rund 40.000 Fettabsaugungen erfolgreich durchgeführt haben, ohne schwerwiegende Komplikationen. Diese Erfolgsquote spricht für sich. Mein Mann hat diese Methode bis aufs i-Tüpfelchen perfektioniert.
Wirtschaftsforum: Sie selbst haben einen anderen Schwerpunkt: die Gesichtsverjüngung.
Dr. med. Sonja Sattler: Genau. Ich sehe mich als Hausärztin für Ästhetik. Viele meiner Patienten begleite ich über Jahrzehnte. Für mich war es immer wichtig, dass die Menschen in ihrem eigenen Ich bleiben und nicht verfremdet aussehen.
Dabei kommt mir unsere Forschung zugute. Ich weiß genau, welche Produkte langfristig gut sind, welche nicht schwellen und welche wir lieber nicht einsetzen. Dieses Wissen teilen wir übrigens auch mit Kollegen.
Wirtschaftsforum: Stichwort Forschung – wie wichtig ist dieser Bereich für Ihre Klinik?
Dr. med. Sonja Sattler: Extrem wichtig. Forschung und Behandlung sind bei uns eng verzahnt. Wir sind deutschlandweit sehr gut vernetzt und haben mit der Rosenpark Research GmbH ein eigenes wissenschaftliches Zentrum aufgebaut. Dort führen wir unter anderem klinische Studien für Medikamentenzulassungen durch – vor allem im Bereich Dermatologie und Ästhetik. Diese Verbindung aus täglicher Praxis und Forschung ist ein echtes Alleinstellungsmerkmal der Rosenpark Klinik.
Wirtschaftsforum: Sie engagieren sich sehr für die Lehre in der ästhetischen Medizin. Warum?
Dr. med. Sonja Sattler: Weil es in Deutschland praktisch keine geregelte Ausbildung dafür gibt. Weder im Medizinstudium noch in der Facharztausbildung ist ästhetische Medizin ein Thema. Das ist ein strukturelles Problem. Gleichzeitig ist Deutschland einer der unreguliertesten Märkte weltweit. Es gibt Menschen, die über den schnellen Weg der Homöopathie ohne medizinische Ausbildung ästhetische Behandlungen anbieten. Sie haben dann auch die Erlaubnis zu spritzen. Das ist nicht nur fahrlässig, sondern auch gefährlich. Eine schlechte Injektion kann zur Erblindung führen. Wir brauchen hier dringend klare Standards und gesetzliche Regelungen. Auch die minimalinvasiven Geräte sollten nur von Ärzten angewendet werden dürfen. So ist es in anderen Ländern, beispielsweise in Asien. Dort ist der Markt viel stärker reguliert.
Wirtschaftsforum: Sie sind nicht nur Ärztin, sondern auch Unternehmerin. Wie sehen Sie die Rolle der Digitalisierung?
Dr. med. Sonja Sattler: Digitalisierung ist für uns kein Neuland. Wir arbeiten seit 2012 papierlos. Besonders spannend finde ich den Einsatz künstlicher Intelligenz in der Diagnostik. Wir sind Teil eines Start-ups, das eine KI entwickelt hat, die das Gesicht analysieren und einen sogenannten Facial Aesthetic Index berechnen kann – ähnlich dem BMI. Damit können Behandlungsverläufe objektiv bewertet und optimiert werden. Das hat großes Potenzial für die Zukunft. Auch wenn es sonst heißt, Deutschland hinke bei der Digitalisierung hinterher – in diesem Bereich sind wir ganz vorn und sogar besser als die Chinesen.
Wirtschaftsforum: Sie sind schon lange im Geschäft. Was motiviert Sie nach all den Jahren noch?
Dr. med. Sonja Sattler: Das stimmt, ich habe das Unternehmen 1996 gemeinsam mit meinem Mann gegründet. Damals war ich 28 Jahre alt, mein inzwischen verstorbener Mann war 13 Jahre älter. Wir haben klein angefangen, hatten aber von Anfang an einen sehr hohen Qualitätsanspruch. Noch heute steht für mich der zufriedene Patient an erster Stelle. Ich liebe meine Arbeit, weil sie sinnvoll ist und weil sie Menschen hilft, sich wohlzufühlen. Außerdem bin ich neugierig. Ich teste neue Produkte im Research, um sie zum Wohl unserer Patienten einzusetzen und noch besser zu werden – aber nur, wenn ich wirklich davon überzeugt bin. Neu heißt nicht automatisch gut. Wir setzen nichts ein, was nicht erprobt ist, auch wenn es gerade auf Instagram gehypt wird.
Wirtschaftsforum: Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Dr. med. Sonja Sattler: Ich wünsche mir eine echte Anerkennung der ästhetischen Medizin als Teil der medizinischen Versorgung und eine Anerkennung dessen, was wir für die Menschen tun, die sich durch unsere Behandlungen besser fühlen. Unser Bereich sollte als eigene Fachrichtung anerkannt werden oder zumindest in einer anderen Fachrichtung unterkommen. Wir werden innerhalb der Medizin oft belächelt. Deshalb möchte sich niemand so richtig um das Thema kümmern. Aber wir brauchen eine fundierte Ausbildung, eine stärkere Reglementierung und mehr Transparenz für die Patienten. Und natürlich wünsche ich mir, dass wir mit der Rosenpark Klinik weiterhin jeden Tag höchste Qualität liefern und dabei nie den Menschen aus dem Blick verlieren.