Die Palettenprofis
Interview mit Josef Winkelheide, Geschäftsführer der Josef Winkelheide GmbH
Paletten sind multifunktional und aus den meisten Industriebereichen nicht wegzudenken. Mit ihnen können Waren einfach befördert und gelagert werden. Die Josef Winkelheide GmbH ist ein ausgewiesener Profi rund um hochwertige Paletten.
Zeichen der Zeit erkannt
Seit Gründung des Unternehmens 1864 steht der Name Winkelheide für die professionelle Holzverarbeitung. Holzstiele für Werkzeuge, die an Zechen und Hüttenwerke geliefert wurden, bestimmten nach dem Krieg die Arbeit. Mit dem allmählichen Zechensterben stellte man die Weichen neu.
„Als die Nachfrage nach Stielen zurückging und zunehmend Gabelstapler eingesetzt wurden, sahen wir das Marktpotenzial von Paletten“, erklärt Josef Winkelheide, der seit 1985 die Geschäftsführung innehat und die 5. Generation der Familie repräsentiert. „Mein Vater und ich entschieden uns deshalb für ein neues Produkt.“
Vom Besenstiel zur Palette
Vater und Sohn trafen eine weitsichtige Entscheidung. Mit Umstellung der Produktion auf Paletten und die Integration der 6. Familiengeneration mit Markus Winkelheide als Geschäftsführer ist das Unternehmen konstant gewachsen. Heute sind 110 Mitarbeiter an vier Standorten für Winkelheide tätig. „Der Ursprung liegt am Standort Senden Bredenbeck mit seiner gewachsenen Struktur“, so Josef Winkelheide. „1999 kam ein erstes Außenlager hinzu, 2010 eine neue Produktionsstätte in Senden in der Industriestraße, wo vor allem Massenprodukte gefertigt werden.“
Seit 2019 gibt es einen vierten Standort in Dülmen-Rödder, wo momentan ein neues Sägewerk entsteht. Langfristig soll dieses das alte Werk ersetzen und 30% des Holzbedarfs abdecken. Dank dieser Aufstellung fertigt Winkelheide heute um die 15.000 Paletten täglich, im Jahr rund 3,5 Millionen – schwerpunktmäßig EUR/Epal-Flachpaletten und CP-Paletten. Neben der Fertigung spielt die für den weltweiten Export essenzielle Wärmebehandlung nach IPPC-Standard eine zentrale Rolle.
Die Waldaufräumer
Seit 1985 wurde die Produktion schrittweise automatisiert; der Eigeneinschnitt ist von großer Bedeutung. „Wir hatten immer eine direkte Verbindung zum Forst und legen Wert auf die Verarbeitung regionaler Hölzer“, betont Josef Winkelheide.
„Dank einer speziellen Technik in unserem neuen Sägewerk können wir auch Hölzer verarbeiten, die sonst in den Hacker gehen würden; krumme Hölzer zum Beispiel sind genau richtig für uns. Wir können dieses Holz minderer Qualität optimal verarbeiten, vorausgesetzt, es ist statisch gesund, und schonen damit wertvolle Ressourcen.“
Um das sicherzustellen, setzt Winkelheide auf die Kompetenz der eigenen Fachkräfte. Das Unternehmen steht für fundierte Ausbildungen und setzt sich mit diesem Qualitätsanspruch vom Markt ab. Holzbearbeitungsmechaniker lernen das einzigartige Rohmaterial Holz von der Pike auf kennen.
„Dank unserer Fachkräfte können wir statische Berechnungen und Kontrollrechnungen aufstellen“, so Josef Winkelheide. „Inzwischen bilden wir zudem zum Industriekaufmann aus.“
Der Mensch im Blick
Das Familienunternehmen spielt längst erfolgreich in der ersten Liga der Branche mit. Kunden, zu denen produzierende Großkonzerne vor allem aus der Chemieindustrie, aber auch Logistiker und Palettenhändler zählen, schätzen die zuverlässige Zusammenarbeit mit Winkelheide. Viele arbeiten seit Jahrzehnten mit dem Unternehmen zusammen. Stammkunden werden regelmäßig persönlich besucht – auf gute Beziehungen legt man Wert.
„Wir sind ein Familienunternehmen mit einer fast 150-jährigen Geschichte“, sagt Josef Winkelheide. „Für uns steht immer der Mensch im Mittelpunkt, sei es der Mitarbeiter oder der Kunde. Ihr Wohl haben wir stets im Blick.“ Auch wenn die Nachfrage infolge einer schwachen Konjunkturlage in der jüngsten Vergangenheit nachgelassen hat, blickt Winkelheide positiv nach vorn und bleibt seinen Prinzipien treu.
„Holzladungsträger sind mit ihrem Preis-Leistungs-Verhältnis zwar unschlagbar“, betont Josef Winkelheide, „der Markt wird dennoch nicht wachsen. Wir werden deshalb stärker in die Fertigungstiefe gehen und uns am Standort Siemensstraße auf Sonderverpackungen spezialisieren. Einzelanfertigungen, Kistenbau für den Export nach Übersee und Spezialverpackungen werden hier im Mittelpunkt stehen. Auch vor dem Hintergrund der Ostentwicklung wird die Holzgewinnung für uns oberste Priorität genießen. Unser Ziel ist es, deutsches Holz in Deutschland zu verarbeiten und die Wertschöpfung in der Region zu halten. Wir räumen den Wald auf, sorgen dafür, dass so viel Material wie möglich vom Rohholz genutzt wird, um Ressourcen zu schonen und die CO2-Bilanz zu verbessern.“