Ausgezeichnete Nachhaltigkeit
Interview mit Daniel Hötger, General Manager Operations der Armacell GmbH

Die vergangenen Jahre stellten Unternehmen weltweit vor beispiellose Herausforderungen – kaum ein Betrieb blieb von den durch die Coronapandemie und den Ukrainekrieg heraufbeschworenenen Krisen verschont. Gleichzeitig wächst der Druck auf die Industrie, nachhaltiger zu wirtschaften und den eigenen CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Für die Armacell GmbH im westfälischen Münster wurden diese turbulenten Zeiten zum Katalysator für Veränderung. Statt sich von den Krisen lähmen zu lassen, nutzte der Marktführer für flexible technische Dämmstoffe die Zeit für eine strategische Neuausrichtung mit klarem Fokus auf Nachhaltigkeit. „Agilität und Dynamik sowie unser stetiges Anpassen an neue Gegebenheiten waren in den vergangenen Jahren der Schlüssel zu unserem Erfolg“, erklärt Daniel Hötger, General Manager Operations EMEA.
Pioniergeist trifft Nachhaltigkeit
Mit rund 550 Mitarbeitern am Standort Münster hat sich Armacell vom klassischen Dämmstoffhersteller zum innovativen Systemanbieter entwickelt. Die 2012 eingeführte ArmaPrene™-Technologie verzichtet auf PVC und bromierten Flammschutz – ein damals wegweisender Schritt, der sich heute als Wettbewerbsvorteil erweist. „Diese Produkte erfüllen höchste Anforderungen an Brand- und Rauchperformance sowie Green Building-Zertifizierungen und sind damit ein wichtiger Wachstumstreiber“, betont Hötger.
Nachhaltige Transformation als Unternehmensstrategie
Die EcoVadis Gold-Zertifizierung unterstreicht das umfassende Engagement von Armacell im Bereich Nachhaltigkeit. Als energieintensives Unternehmen setzt Armacell konsequent auf erneuerbare Energien: 2025 wird am Standort Münster eine 1-MW-Photovoltaikanlage in Betrieb gehen, um einen Teil des Energiebedarfs lokal zu decken. Auch neue Hallenflächen werden mit Wärmepumpen anstelle von Gas beheizt. Zusätzlich prüft Armacell die Integration in das regionale Wasserstoffnetzwerk. „Wir haben uns in der Beschaffung abgesichert, jedoch zu entsprechend hohen Preisen. Daher haben wir entschieden, uns verstärkt auf lokal erzeugte regenerative Energien zu konzentrieren“, erklärt Hötger. Armacells Produktpalette spiegelt konsequent den Nachhaltigkeitsgedanken wider. Neben klassischen Dämmstoffen hat das Unternehmen sein Portfolio gezielt um zukunftsweisende Produkte erweitert: PET-Kernschäume für Windkraftanlagen und innovative Leichtbauwerkstoffe für Lkw-Anhänger. Die Energiebilanz der Produkte überzeugt dabei besonders: Ein eingebautes ArmaFlex®-Produkt spart während seiner 20-jährigen Lebensdauer das 140-fache der Energie ein, die für seine Herstellung benötigt wurde.
Marktabhängigkeiten und Resilienz in Krisenzeiten
Turbulente globale Ereignisse wie die Suezkrise und der Ukraine-krieg haben Armacell vor erhebliche Herausforderungen gestellt, insbesondere in Bezug auf die Lieferketten und die Energieversorgung. Doch anstatt diese Abhängigkeiten einfach hinzunehmen, hat das Unternehmen die Gelegenheit genutzt, seine Resilienz zu stärken. „Wir haben unsere Lieferkette nach der Suezkrise robuster gestaltet und uns breiter aufgestellt, um Lieferengpässen vorzubeugen“, erklärt Hötger. Als energieintensives Unternehmen wurde Armacell von den steigenden Gas- und Strompreisen stark getroffen. Doch die Entscheidung, auf lokale regenerative Energien zu setzen, erwies sich als richtungsweisend.
Maßgeschneiderte Lösungen als Marktvorteil
Als ein weltweiter Marktführer für effektive technische Dämmstoffe setzt Armacell verstärkt auf individuelle Kundenlösungen. „Es geht nicht darum, Produkte von der Stange anzubieten, sondern gemeinsam mit unseren Kunden Lösungen zu entwickeln, die genau auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind“, erklärt der General Manager. Diese Strategie zeigt Erfolge: Der technische Support, ein zuverlässiger Lieferservice und das größte Produktportfolio am Markt machen Armacell zum bevorzugten Partner für komplexe Dämmaufgaben.
Zukunftsorientierte Entwicklung
Das Unternehmen, das von Münster aus Kunden in Skandinavien, Benelux, Frankreich, Österreich und der Schweiz beliefert, profitiert von seinem dezentralen Produktionsnetzwerk in Europa. Dies garantiert nicht nur kurze Lieferzeiten, sondern reduziert auch den CO2-Ausstoß durch Transport. Für 2025 plant das Unternehmen neben der weiteren Optimierung der Energieeffizienz vor allem die Digitalisierung von Geschäftsprozessen und den weiteren Rollout des ArmaPreneTM-Produktportfolios. Mit dieser konsequenten Ausrichtung auf Nachhaltigkeit und Innovation sieht sich Armacell für die Zukunft gut gerüstet. Die EcoVadis Gold-Zertifizierung ist dabei nicht nur eine Auszeichnung für das bisher Erreichte, sondern auch Ansporn für die weitere Entwicklung des Unternehmens auf seinem Weg zur klimaneutralen Produktion. „Nachhaltigkeit beschäftigt die Armacell Gruppe schon seit Anbeginn“, resümiert Daniel Hötger, „denn unsere Produkte sind dadurch, dass die Energie einsparen, bereits per se nachhaltig.“