Kontrolliert und geregelt
Interview mit Thomas Zirk, CEO der AuCom MCS GmbH & Co. KG

Wirtschaftsforum: Herr Zirk, AuCom ist Weltmarktführer für Softstarter- und Motorsteuerungslösungen und damit im Bereich der elektrischen Antriebstechnik unterwegs. Wie schafft es ein Unternehmen aus Sendenhorst bei Münster an die Spitze des von Global Playern dominierten Weltmarktes?
Thomas Zirk: Die Unternehmens-ursprünge liegen nicht im Münsterland, sondern in Neuseeland, wo die AuCom, eine Abkürzung für Audio Communication, 1978 gegründet wurde. Zu zweit entwickelte man zunächst Verstärkerstufen, gab diesen Bereich nach einem Jahr jedoch auf, um den Fokus auf Motoren zu richten, genauer auf die Entwicklung von Anlassertechnik für Drei-Phasen-Motoren, die global über Partner in der ganzen Welt vertrieben wurde. 2000 traf man die Entscheidung, sich auf Mittelspannungen zu konzentrieren, das heißt, auf Sonderlösungen. Weil Neuseeland mit seiner der Zeitzone geografisch ungünstig liegt, begann 2014 der Aufbau des deutschen Standortes. Die Entwicklung erfolgte weiter in Neuseeland, Deutschland war für den weltweiten Vertrieb verantwortlich. Diese Entscheidung hat das Wachstum der Firma deutlich beschleunigt. Neben den Vertriebsaktivitäten wurde 2014 die gesamte Produktion für die Mittelspannung aufgebaut.
Wirtschaftsforum: AuCom produziert seit gut zehn Jahren in Sendenhorst. Gab es besondere Meilensteine?
Thomas Zirk: Wir haben daran gearbeitet, unser Kernprodukt, die Softstarter, technisch auf einen Stand zu bringen, der Benchmarks setzt, konnten Marktanteile gewinnen und wurden 2020 Weltmarktführer. Gleichzeitig war uns immer klar, dass wir auf einem limitierten Markt agieren; deshalb haben wir schon 2018 mit der Entwicklung von Frequenzumrichtern begonnen und diese 2021 auf den Markt gebracht. Dieses neue AuCom-Produkt steht für eine Technologie, die es erlaubt, auch die Drehzahl zu regeln, um Energie zu sparen und die Effizienz zu erhöhen. Alte, rein mechanisch arbeitende Technologien können so elektrifiziert werden.
Wirtschaftsforum: Angesichts der zunehmenden Elektrifizierung bietet der Markt großes Potenzial. Konnte sich AuCom mit dem Markt weiterentwickeln?
Thomas Zirk: Ja. Das Produkt war 2021 ein großer Erfolg. AuCom konnte die Umsätze deshalb in den vergangenen vier Jahren vervierfachen. Heute liegt der Gesamtumsatz der Unternehmensgruppe bei 300 Millionen EUR, 600 Mitarbeiter sind für die Gruppe tätig. In Deutschland sind wir mit knapp 200 Mitarbeitern ein wichtiger Bestandteil des Unternehmens.
Wirtschaftsforum: Diese Entwicklung ist besonders bemerkenswert, weil das neue Produkt 2021 – inmitten der Coronakrise – gelauncht wurde. Wie ist AuCom durch die Krisen der vergangenen Jahre gekommen?
Thomas Zirk: 2020 konnten wir dank unserer Marktführerschaft neue Projekte gewinnen, ohne vor Ort sein zu müssen. In dieser Zeit hatten wir Zeit, das neue Produkt fokussiert zu launchen. Weil es keine Messen gab, haben wir auf digitales Marketing gesetzt; zum Beispiel auf Kampagnen auf LinkedIn. Mit dem Krieg in der Ukraine stellten sich neue Herausforderungen. Bis dahin hatten wir 15% des Umsatzes in Russland erzielt; wir mussten uns also neu aufstellen.
Wirtschaftsforum: Das ist AuCom gelungen. Das Unternehmen ist in seinem Markt unter den Top Playern. Wie sieht die Marktposition genau aus und welche Erfolgsfaktoren sind dafür verantwortlich?
Thomas Zirk: Bei den Softstartern gibt es drei, vier vergleichbare Wettbewerber; hier haben wir uns, was Stückzahl und Technik betrifft, an der Spitze des Marktes positioniert. Bei den Frequenzumrichtern gibt es mehr Wettbewerber, große Player. Als kleiner Anbieter, der sehr flexibel ist, spielen wir mit unserer Technologie in der ersten Liga mit und können auch bei Einzelstückzahlen kundenspezifische Lösungen anbieten; das hebt uns vom Markt ab. Neben innovativer Technologie ist unsere schnelle Reaktionszeit eine Stärke. Vor allem haben wir Mitarbeiter, die kompetent, engagiert und motiviert sind. Bei uns geht es sehr persönlich zu; es herrscht eine Art Start-up-Atmosphäre, obwohl wir kein Start-up sind.
Wirtschaftsforum: Gibt es langfristige Ziele oder Visionen?
Thomas Zirk: Wir wollen die Marktführerschaft im Bereich der Softstarter festigen und unter den Top 5 bei den Frequenzumrichtern agieren. Daneben ist der Bau eines Kundencenters geplant, in dem wir besondere Kundenexperiences kreieren. Vor allem hoffen wir, richtige Entscheidungen zu treffen und Produkte zu entwickeln, die die Erwartungen unserer Kunden treffen.