Transformation greift: Der neue Takt im Küchenmarkt
Interview mit Dr. Mehdi Al-Radhi, Geschäftsführer und Jochen Püls, Vertriebsleiter der Impuls Küchen GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Al-Radhi, Herr Püls, die Impuls Küchen GmbH hat in den vergangenen Jahren einen bemerkenswerten Wandel vollzogen. Welche Etappen waren für Ihre heutige Positionierung besonders entscheidend?
Dr. Mehdi Al-Radhi: Der Einstieg der Familien Schüller, Heller und Niederauer im Jahr 2018 war der Wendepunkt hin zu einem mittelständischen Familienunternehmen mit langfristiger Ausrichtung. Als ich 2023 dazukam, stand die Lösung der damaligen Qualitäts- und Lieferprobleme an erster Stelle. Wir starteten ein Transformationsprogramm, verschlankten die Struktur und setzten zentrale Prozesse neu auf. Entscheidend war dabei der enge Austausch mit den Mitarbeitern – denn Veränderung braucht Vertrauen.
Jochen Püls: Impuls wurde 1990 als Tochter der Alno AG gegründet, später von der Steinhoff Gruppe übernommen und ist seit Ende 2024 vollständig im Besitz der Familien Schüller, Heller und Niederauer.
Seit Anfang des Jahres verantworte ich Marketing und Vertrieb – mit dem Ziel, Impuls als Marktführer im Preiseinstiegssegment zu etablieren. Unser Fahrplan ist ambitioniert, aber realistisch: Bis 2030 streben wir eine Verdopplung des Umsatzes im Vergleich zu 2024 an.
Wirtschaftsforum: Wie ist Ihr Unternehmen heute organisatorisch und personell aufgestellt?
Dr. Mehdi Al-Radhi: Wir haben konsequent restrukturiert: Mehrere GmbHs wurden zusammengeführt, Shared Services zur zentralen Dienstleistungseinheit ausgebaut. Die Mitarbeiterzahl wurde ohne betriebsbedingte Kündigung den wirtschaftlichen Erfordernissen angepasst, zugleich wurden aber auch neue Verantwortlichkeiten geschaffen. Entscheidend war, Leistungsträger mitzunehmen und ihnen Verantwortung zu übertragen – das war ein Schlüssel zum Erfolg.
Jochen Püls: Am Standort Brilon sind rund 700 Mitarbeiter beschäftigt, davon etwa 360 bei Impuls direkt. Wir betreiben drei Produktionsbereiche: Küchen, Badmöbel und ein Teilewerk. Heute zählen wir zu den modernsten Fertigungsstandorten der Branche. Mit klaren Strukturen und einem Standortumsatz von rund 250 Millionen EUR sind wir bestens aufgestellt – und bereit für den nächsten Schritt.
Wirtschaftsforum: Was bedeutet Transformation für Sie konkret im Produkt- und Vertriebsbereich?
Dr. Mehdi Al-Radhi: Unsere Rolle innerhalb der Schüller-Gruppe ist eindeutig: Wir bedienen den Preis-einstieg – ergänzt durch Schüller im mittleren und Next125 im gehobenen Segment. Diese klare Segmentierung ist Grundlage für alle strategischen Entscheidungen – von der Produktion bis zum Portfolio.
Jochen Püls: Wir haben unsere Kundensegmente neu bewertet, den Außendienst strategisch ausgerichtet und das Sortiment für 2026 optimiert. Besonders die durchgängige Dekorlogik erleichtert die Planung im Handel erheblich. Gleichzeitig wurde die Produktkomplexität deutlich reduziert. Unser Ziel: den Alltag unserer Kunden spürbar zu erleichtern – mit konkretem Nutzen und klarem Mehrwert.
Wirtschaftsforum: Wie greifen Digitalisierung und Nachhaltigkeit in Ihrer Strategie ineinander?
Dr. Mehdi Al-Radhi: Kosteneffizienz im Preiseinstieg ist ohne Digitalisierung nicht denkbar. Wir digitalisieren gezielt Prozesse – nicht nur in der Produktion, sondern auch in Verwaltung und Service. Gleichzeitig nehmen wir unsere Verantwortung in Sachen Nachhaltigkeit sehr ernst. Wir betreiben regelmäßige Energieaudits, haben die größte PV-Anlage im Hochsauerlandkreis installiert und erzeugen mit einer Reststoffverbrennungsanlage eigene Wärme.
Jochen Püls: Auch im E-Commerce steigen die Anforderungen – unsere Partner erwarten digitale Planungsdaten, weshalb wir gezielt in Datenqualität, Systeme und Know-how investieren. Nachhaltigkeit ist für uns mehr als Pflicht: Wir engagieren uns lokal, etwa mit Baumpflanzaktionen, und sind PEFC-zertifiziert. Künftig wird das Thema fester Bestandteil jeder Produktentwicklungs-runde – auch mit Blick auf die junge Generation.
Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt Ihre Unternehmenskultur bei dieser Entwicklung?
Dr. Mehdi Al-Radhi: Wir haben uns klar von alten Konzernstrukturen gelöst und eine offene, agile Unternehmenskultur etabliert. Der direkte Austausch auf Augenhöhe war entscheidend – so konnten wir Veränderungen ohne Widerstände umsetzen. Vertrauen war dabei der Schlüssel.
Jochen Püls: Wir haben vielen Leistungsträgern mehr Verantwortung übertragen, bremsende Strukturen konsequent abgebaut und eine positive Dynamik geschaffen. Unser neuer Leitsatz lautet: „Es ist einfach und macht Spaß, mit Impuls Küchen zusammenzuarbeiten.“ Dieser Anspruch prägt unser Miteinander und unsere Entscheidungen – intern wie extern.
Wirtschaftsforum: Wie kommunizieren Sie Ihre Neupositionierung in den Markt?
Dr. Mehdi Al-Radhi: Unsere Fachhandelspartner brauchen Planbarkeit, Qualität und Service – das liefern wir. In einem preissensiblen Markt zählt jede Reklamation doppelt. Deshalb setzen wir auf Prozesssicherheit und kontinuierliche Qualitätsverbesserung.
Jochen Püls: Wir liefern Küchen auf Wunsch in fünf Tagen – das schafft kaum jemand in unserem Segment. Unsere Kommunikation ist rein B2B-orientiert: Wir unterstützen unsere Handelspartner mit Magalogen, Bildmaterial, Planungsdaten und Marketinginhalten. So können sie uns flexibel – auch unter eigenen Marken – im Markt platzieren.
Wirtschaftsforum: Was ist Ihre Vision für Impuls Küchen – und was motiviert Sie persönlich?
Dr. Mehdi Al-Radhi: Wir wollen das effizienteste und kundenorientierteste Küchenwerk im Preiseinstieg werden – mit nachhaltigen Prozessen und exzellenter Qualität. Als langjähriger Unternehmensberater will ich zeigen, dass sich Transformation auch in der Praxis sehr erfolgreich umsetzen lässt – gemeinsam, mit einem starken Team.
Jochen Püls: Wir wollen in fünf Jahren der unverzichtbare Partner im Preiseinstieg sein – nicht irgendein Anbieter, sondern die erste Wahl. Ich sehe es als meine Aufgabe, aus einem starken Fundament heraus das volle Potenzial zu entfalten. Wir haben die Strukturen, die Unterstützung der Gesellschafter und das richtige Team – jetzt geht es darum, den Wandel nachhaltig zu verankern.