Die Kümmerer
Interview mit Benedikt Forsthofer, Geschäftsführer der Gerhard Mann GmbH & Co. KG


Wirtschaftsforum: Herr Forsthofer, Gerhard Mann ist ein mittelständisches Unternehmen, das 1932 gegründet wurde und sich nach wie vor in Händen der Gründerfamilie befindet. In diesem Jahr steht das 90-jährige Firmenjubiläum an. Wie steht Gerhard Mann heute, nach 90 Jahren Firmengeschichte, da?
Benedikt Forsthofer: Wir sind ein mittelständisches Unternehmen mit 125 Mitarbeitern, das eng mit der Region verbunden und mit den Bereichen Bäder, Fliesen, Stahl, Bedachung, Energie und einem eigenen Fachmarkt sehr breit aufgestellt ist. Als Großhändler kümmern wir uns um die Bedürfnisse unserer Handwerkskunden; gleichzeitig suchen Endkunden bei uns Bäder aus. Wir stehen Handwerkern mit Rat und Tat zur Seite, haben Servicetechniker für die Inbetriebnahme von Wärmepumpen, übernehmen Beratung und Reklamation. Bei uns ist sowohl der kleine Stahlbauer als auch der große Gerüstbauer gut aufgehoben. Sie können bei uns einkaufen und werden von unseren Fachkräften exzellent beraten. Wir kümmern uns um die vielfältigen Bedürfnisse unserer Kunden – kompetent und zuverlässig.
Wirtschaftsforum: Wie ist es zu diesem breiten, anspruchsvollen Portfolio gekommen?
Benedikt Forsthofer: Gerhard Mann und Hermann Schmidt gründeten das Unternehmen gemeinsam im Jahr 1932. Anfangs agierte man als klassischer Stahlhändler, 1951 kam die Sparte Haustechnik hinzu. So entwickelte sich das Produktangebot laufend weiter; Bäder und Fliesen wurden integriert, es folgte die Heizungstechnik. Parallel dazu musste mehrfach erweitert und modernisiert werden. 1995 wurde ein Glashaus als Ausstellungsfläche errichtet, das heute mehr als 6.000 m2 umfasst. Um das Sortiment im Bereich Stahl, dem originären Stammgeschäft, zu erweitern, übernahm man eine Stahlhalle und hatte damit die Möglichkeit, mit einem Hochregallager mit über 750 Kassetten zu arbeiten und mehr als 1.100 verschiedene Artikel anzubieten. Heute können wir bis zu 90 t Stahl pro Tag transportieren. Ein Highlight ist unser Kompetenzzentrum Energie, das 2006 erbaut wurde und in dem wir konsequent auf erneuerbare Energien setzen. Das Gebäude wird komplett autark geheizt, wir arbeiten mit einer Photovoltaikanlage und Hackschnitzeln. Klimaschutz und der respektvolle Umgang mit Primärenergien ist für uns gelebter Alltag. Das wird in unserem Kompetenzzentrum Energie für Kunden erlebbar.
Wirtschaftsforum: Erleben Sie im Bereich Energie ein Umdenken?
Benedikt Forsthofer: Ja. Der energetische Wandel schreitet mit großen Schritten voran. Damit einher gehen fachkundige, intensive Kundenberatungen. Unser Vorteil ist, dass wir Lösungen im Echtbetrieb zeigen können, da wir selbst Luft-Wärme-Pumpen und Hackschnitzel einsetzen. Als Firma setzen wir mit einer Blumenwiese und Bienen auf der Dachterrasse grüne Akzente, zudem gibt es zwei Stromtankstellen für E-Fahrzeuge der Kunden.
Wirtschaftsforum: Ein weiteres Thema, das Unternehmen vor neue Herausforderungen stellt, ist die Digitalisierung. Wie ist Gerhard Mann in dieser Hinsicht aufgestellt?
Benedikt Forsthofer: Wir müssen verschiedene Prozesse komplett überdenken. Das heißt zum Beispiel, dass wir unser Warenwirtschaftssystem effizienter machen und Schwächen aufdecken müssen. Daten müssen extrem gut abgefragt werden können; in der Haustechnik sind sie das Gold der Zukunft. Wir haben einen Datenbankspezialisten, der sich mit diesen wichtigen Zukunftsthemen beschäftigt. Dieses Jahr steht die Einführung eines neuen ERP-Systems an, zudem soll die Lagerkommissionierung digitalisiert werden. Das sind wichtige Schritte auf dem Weg zum digitalen Topbetrieb.
Wirtschaftsforum: Gibt es weitere Trends, die die Branche aktuell prägen?
Benedikt Forsthofer: Mit Corona und dem Fachkräftemangel haben wir zwei Themen, die uns intensiv beschäftigen. Im stationären Großhandel ist die Materialverfügbarkeit die größte Challenge. Lieferketten, Preisexplosion, Verknappung der Güter, mangelnde Fachkräfte im Gewerbe, Preisvervierfachung bei Stahl, regelmäßige Preissteigerungen – all das sind komplexe Themen, die uns herausfordern. Das Bauwesen hat sich so verteuert, dass es für Privatpersonen kaum noch zu tragen ist. Hier in der Region sind die Preise an der Grenze des Bezahlbaren und Handwerker gibt es kaum.
Wirtschaftsforum: Was hat Gerhard Mann diesen Herausforderungen entgegenzusetzen?
Benedikt Forsthofer: Wir setzen auf Nachwuchs aus den eigenen Reihen. Von den 125 Mitarbeitern sind zwischen 12 und 15 Auszubildende. Wir sind auf Nachwuchskräfte und Fachkräfte angewiesen und versuchen ihnen ein attraktives Arbeitsumfeld zu bieten, zum Beispiel mit Waldbodenmatten, Stehschreibtischen, einer Vitaminbar, kostenlosen Getränken und einem Grill auf der Dachterrasse. Nicht zuletzt stehen wir für flache Hierarchien, transparente Prozesse und agile und moderne Methoden im Umgang miteinander. Wir kümmern uns um unsere Mitarbeiter und Kunden und warten nicht, bis jemand auf uns zukommt. Da wir in einem sehr dynamischen Markt agieren, erfinden wir uns ständig neu und sind offen für innovative Ideen. Wie die Zukunft genau aussehen wird, wissen wir nicht. Auch wenn es viele Unwägbarkeiten gibt, wollen wir wachsen und dabei ressourcenschonend arbeiten.