Dienste von Menschen für Menschen
Interview mit Maximilian Kammermeier, Geschäftsführender Gesellschafter der ESD Gruppe

Wirtschaftsforum: Herr Kammermeier, Ihr Unternehmen blickt auf eine beeindruckende Entwicklung zurück. Wie hat alles begonnen?
Maximilian Kammermeier: Die ESD wurde 1947 von meinem Großvater gegründet, einem Polizeibeamten, der den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt hat. Mein Vater hat das Unternehmen weiterentwickelt, und ich führe es nun in dritter Generation – die vierte ist mit zwölf Jahren noch etwas jung. Von Beginn an war klar: Unser Weg ist geprägt vom Kunden. Immer wenn ein Kunde sagte: „Könntet ihr nicht auch …?“, haben wir uns angepasst. So sind wir vom klassischen Sicherheitsdienst zu einem breit aufgestellten Dienstleistungsbetrieb gewachsen.
Wirtschaftsforum: Was war dabei der entscheidende Wachstumstreiber?
Maximilian Kammermeier: Ganz klar: der enge Kundenkontakt. Unser Portfolio – Sicherheitsdienste, Gebäudereinigung, Personalservice, Bahnservice und Wertdienste – ist in direkter Zusammenarbeit mit unseren Kunden entstanden. Ein schönes Beispiel ist unser Schritt nach Mecklenburg-Vorpommern – ausgelöst durch einen Bestandskunden, den wir bei seiner Expansion begleitet haben. Heute sind wir mit rund 2.000 Beschäftigten aktiv, auch in Polen und Österreich.
Wirtschaftsforum: In welchen Märkten sind Sie aktuell besonders präsent?
Maximilian Kammermeier: Neben unserem starken bayerischen Fundament sind wir bundesweit aktiv, insbesondere im Bahn- und Infrastrukturbereich, aber auch bei der Bundeswehr und in der Industrie. Zudem unterhalten wir Standorte in Polen, etwa in Krakau und Żywocice. Mein Ziel ist es, auch Italien zu erschließen – das ist allerdings ein kulturell herausfordernder Markt.
Wirtschaftsforum: Sie führen ein großes Unternehmen. Wie gelingt es Ihnen, dennoch nah an den Menschen zu bleiben?
Maximilian Kammermeier: Ich bin viel unterwegs, besuche Standorte, spreche mit den Menschen – auch wenn es zusätzliche Stunden auf der Autobahn bedeutet. Das mag nicht effizient wirken, aber das bin ich. Für mich ist das keine Marketingstrategie, sondern gelebte Unternehmenskultur. Und genau diese Nähe macht den Unterschied. Ich will nicht einfach nur Zahlen verwalten, sondern wissen, was draußen passiert.
Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt Technik in Ihrem Geschäft?
Maximilian Kammermeier: Technik wird wichtiger, besonders im Kontext des Fachkräftemangels. In Bereichen wie Gleissicherung oder Objektschutz setzen wir schon lange auf Warnsysteme, Videotürme oder Drohnen. Aber manchmal reicht auch schon ein einfacher Hubwagen, um körperliche Belastungen zu reduzieren. Für mich ist Technik kein Selbstzweck, sondern Unterstützung für den Menschen – niemals Ersatz.
Wirtschaftsforum: Ein Unternehmen mit 2.000 Beschäftigten aufzubauen ist eine Leistung – was war dabei entscheidend?
Maximilian Kammermeier: Ganz klar die Unternehmenskultur. Natürlich spielen Gehalt, Ausstattung und Organisation eine Rolle, aber entscheidend ist das Gefühl, Teil von etwas zu sein. Ich versuche von oben nach unten eine familiäre Haltung zu leben – das gelingt nicht immer und wird mit zunehmender Größe schwieriger, aber es ist der Kern unseres Erfolgs.
Wirtschaftsforum: Sie haben mehrfach Unternehmen übernommen. Wie gehen Sie dabei mit der Integration um?
Maximilian Kammermeier: Übernahmen sind anstrengend – nicht wirtschaftlich, sondern kulturell. Es braucht viel Kommunikation, Vertrauen und Geduld. Gerade bei einer jüngeren Übernahme sagte mir der scheidende Geschäftsführer: „Ich bin froh, dass meine Leute in sichere Hände kommen.“ Das ist für mich das größte Kompliment.
Wirtschaftsforum: Wie stehen Sie zum Thema Nachhaltigkeit?
Maximilian Kammermeier: Nachhaltigkeit ist für mich vielschichtig. Natürlich versuchen wir ökologisch zu handeln, etwa mit dem Einsatz von E-Fahrzeugen dort, wo es sinnvoll ist. Aber Nachhaltigkeit heißt auch: Mitarbeiter langfristig halten, keine Ressourcen verschwenden, mit Augenmaß wirtschaften. Nicht jede neue Anschaffung ist automatisch nachhaltig – manchmal ist es nachhaltiger, Dinge lange zu nutzen.
Wirtschaftsforum: Und was ist Ihr Zukunftsbild für ESD? Maximilian Kammermeier: Ich will kein Schnell-Wachstums-Unternehmen sein. Ich will, dass es unseren Leuten gut geht, dass unsere Kunden zufrieden sind und dass wir als Team weiterwachsen. Natürlich werden wir digitaler und technischer – aber immer mit Fokus auf die Menschen. Mein Ziel ist es, dass wir auch in fünf Jahren sagen können: Wir sind größer geworden, aber nicht fremder.
Wirtschaftsforum: Was treibt Sie persönlich an?
Maximilian Kammermeier: Ich bin buchstäblich im Unternehmen aufgewachsen, kenne jeden Bereich und habe vieles selbst ausprobiert. Die Firma ist daher Teil meiner Identität. Ich mache das nicht fürs schnelle Geld, sondern weil es mir Freude macht, mit Menschen gemeinsam etwas aufzubauen. Es geht mir darum, ein Umfeld zu schaffen, in dem unsere Mitarbeiter gern arbeiten, sich entwickeln können und sich wertgeschätzt fühlen. Auch wenn ich heute viele Menschen verantworte, will ich greifbar bleiben. Das ist mein persönlicher Antrieb: ein Unternehmen zu gestalten, das wirtschaftlich stark ist – und menschlich bleibt.