Eine saubere Sache als Antrieb
Interview mit Peter C. Weilguni, CEO der Elektromotorenwerk Grünhain GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Weilguni, wie hat Ihr Unternehmen die Coronazeit erlebt?
Peter C. Weilguni: Tatsächlich hat sich unser Auftragseingang verdoppelt; wir verzeichnen ein Umsatzplus von 40%. Das hat zwei Gründe: Viele Unternehmen haben in Übersee fertigen lassen. Jetzt sind die Lieferketten nicht mehr stabil und sie fragen verstärkt bei uns an. Darüber hinaus sind auch viele Kunden organisch gut gewachsen.
Wirtschaftsforum: Die Lieferkettenprobleme und Preissteigerungen treffen aber sicherlich auch Sie?
Peter C. Weilguni: Allerdings. Glücklicherweise hatten wir 2019 begonnen, Warengruppen neu auszuschreiben und waren dadurch gut mit Erst- und Zweitlieferanten versorgt. Bisher konnten wir die Probleme relativ gut meistern. Unsere Kunden haben Verständnis für Preiserhöhungen und Lieferkettenschwierigkeiten, das ist toll. Natürlich wollen sie auch, dass ihr Lieferant überlebt.
Wirtschaftsforum: Wo steht EMGR aktuell auf dem Markt?
Peter C. Weilguni: Ursprünglich kommen wir aus einem Konglomerat und wurden vor 71 Jahren als Volkseigener Betrieb gegründet. Nach der Wende wurde das Unternehmen von einem westdeutschen Unternehmer gekauft und dann von einer börsennotierten Holding übernommen. Unsere Schwäche war damals, dass wir keine marktkonformen Preise hatten. Jetzt sind wir in Qualität und Preis mit den Konkurrenten auf Augenhöhe. Das haben wir erreicht durch Investitionen in die Mitarbeiter, eine breit ausgelegte Qualitätssicherung und harte Arbeit des Teams.
Wirtschaftsforum: Was zeichnet Ihr Angebot besonders aus?
Peter C. Weilguni: Wir fertigen auch Losgrößen ab 50, die anderen oft zu klein sind. Außerdem bieten wir Motoren in allen Ausführungen. Wir sind breit aufgestellt und arbeiten für einige Pumpenhersteller, insbesondere von Hochvakuumpumpen für die Halbleiterindustrie. Wir sind aber auch in den Bereichen Pumpen für die Medizintechnik, explosionsgeschützte Antriebe und Fördertechnik tätig. Darüber hinaus fertigen wir einen Cargo-Motor für Lastenräder. Das ist unser eigenes, patentiertes Produkt, von dem wir bereits rund 10.000 in Deutschland im Feld haben.
Wirtschaftsforum: Welche Themen oder Trends beschäftigen Sie gerade?
Peter C. Weilguni: Ein aktuelles Thema ist bei unseren Kunden der Übergang von der Hydraulik in die Elektrik, in sogenannte permanent angetriebene Motoren, die deutlich leistungsstärker sind. Auch hier entwickeln wir mit den Kunden gemeinsam neue Lösungen. Intern haben wir unsere erste Führungsebene neu aufgestellt, mit neuen Leuten mit neuem Denken. Seitdem sind wir dem Kunden gegenüber transparenter, es wird mehr kommuniziert und wir sind näher am Kunden.
Wirtschaftsforum: Inwieweit spielt Nachhaltigkeit für Sie eine Rolle?
Peter C. Weilguni: Die Thematik der Energieeffizienz betrifft aufgrund der EU-Gesetzgebung alle Kunden. Fast jeder Motor muss auf Effizienz überprüft werden, was einen großen Adaptierungsaufwand bedeutet. Intern haben wir uns einem Energie-Audit unterzogen. Die gesamten Leuchtmittel wurden ausgetauscht und wir bauen gerade ein Blockheizkraftwerk. Mit ihm reduzieren wir den CO2-Ausstoß deutlich, zumal wir eine eigene Alu-Druckgießerei haben, die viel Energie verbraucht. Unter dem Motto ‘Clean Drives für a Clean World’ produzieren wir ein sauberes Produkt. Das sollte auch nachhaltig hergestellt werden.
Wirtschaftsforum: Was würden Sie als USPs von EMGR bezeichnen?
Peter C. Weilguni: Als Partner unserer Kunden entwickeln wir mit ihnen zusammen und machen gemeinsam tolle Fortschritte. Zudem kümmern wir uns gut um sie, haben viel Innovationskraft und entwickeln die optimalen Lösungen.
Wirtschaftsforum: Eine, vielleicht etwas persönliche, Frage zum Schluss: Fühlen Sie sich von der Politik gut unterstützt?
Peter C. Weilguni: Nein. In der Coronazeit hatten wir in Sachsen ein einziges Chaos. Die Subventionen liefen nicht, das Versorgungssystem etwa bei der Kinderbetreuung ist zusammengebrochen, die Gesundheitsbehörden waren nicht organisiert. Wir haben 40 Leiharbeiter eingestellt, um zurechtzukommen. Die Fachkräfte aus Tschechien durften aber nicht einreisen, es durfte nur Personal für das Gesundheitssystem kommen. Mein Appell an die Politik lautet deshalb: Wenn Ihr uns schon nicht unterstützt, dann behindert uns bitte wenigstens nicht.