LEAG‘s grüne Transformation

Interview mit Matthias Vette, Geschäftsführer der LEAG Pellet GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Vette, die LEAG ist vielen noch als klassischer Kohlekonzern bekannt. Nun vollziehen Sie einen deutlichen Wandel. Was steckt dahinter?

Matthias Vette: Mit Braunkohleprodukten ist die LEAG bereits ein führender Versorger auf dem Wärmemarkt. Attraktive Brennstoffangebote sind Teil unserer Kernkompetenz – ob für die große Feuerungsanlage im produzierenden Gewerbe oder den heimischen Kaminofen. In Zeiten anspruchsvoller Klimaziele und steigender CO2-Kosten wollen wir unseren Kunden mit Holzpellets eine verlässliche Alternative bieten, die Nachhaltigkeit und Versorgungssicherheit vereint.

Wirtschaftsforum: Sie haben in kurzer Zeit mehrere Übernahmen getätigt. Können Sie uns einen Überblick geben?

Matthias Vette: Wir haben 2022 zunächst die HPS in Schwedt und die Propell GmbH mit den Standorten Löbau und Oranienbaum übernommen. Anfang 2023 folgte Wismar Pellets. Im Oktober 2024 haben wir diese Gesellschaften zur LEAG Pellet GmbH verschmolzen. Vor wenigen Wochen kam dann der Zukauf der schwedischen Scandbio mit fünf Werken in Schweden und einem in Lettland dazu. Damit erreichen wir eine Gesamtkapazität von über 1 Million t pro Jahr und sind damit einer der größten europäischen Pellet-Produzenten.

Wirtschaftsforum: Wie stellt sich die aktuelle Marktsituation dar?

Matthias Vette: Aktuell ist die Wärmeversorgung von Gebäuden und der Industrie noch stark von fossilen Energieträgern dominiert. Bis 2030 sind gewaltige Anstrengungen nötig, um die europäischen Klimaschutzziele einzuhalten. Dies stellt viele Unternehmen und Immobilien-eigentümer vor große Herausforderungen. Klar ist: Ohne effiziente Holzenergie wird die Wärmewende nicht gelingen. Der Austausch fossiler Wärmeerzeuger durch moderne Pelletkessel ist in vielen Fällen eine schnelle und kosteneffiziente Lösung.

Wirtschaftsforum: Welche Erwartungen haben Sie für 2025?

Matthias Vette: Die deutsche Wirtschaft steht vor einer herausfordernden Situation. Bei vielen unserer Kunden hat das letzte Jahr deutliche Spuren hinterlassen. Zu nennen wäre hier etwa die Baustoffindus-
trie. Hier bedarf es deutlicher Impulse zu einer Belebung der Konjunktur. Hohes Interesse sehen wir weiterhin bei den Unternehmen, ihre CO2-Bilanz zu verbessern und sich bei der Wärmeversorgung neu aufzustellen. Dafür stehen wir als LEAG bereit.

Wirtschaftsforum: Wie gestalten Sie den Übergang zur Nachhaltigkeit konkret?

Matthias Vette: Der Kohleausstieg ist gesetzlich vereinbart, und wir orientieren uns an diesem Pfad. Es ist klar geregelt, welche Kraftwerke zu welchem Zeitpunkt vom Markt gehen und welche Tagebaue geschlossen werden. Parallel investieren wir in neue Geschäftsfelder: Wind, Photovoltaik, moderne Kraftwerke mit Wasserstoff-Readiness, Biomasse und Batteriespeicher. Für unsere Mitarbeiter versuchen wir, auch in Zukunft Indus-triearbeitsplätze bereitzustellen.

Wirtschaftsforum: Was erwarten Sie von der Politik?

Matthias Vette: Drei Dinge sind entscheidend: Erstens brauchen wir Planungssicherheit. Zweitens benötigen wir eine wirtschaftliche Entlastung bei den Energiekosten, die derzeit sehr hoch sind. Und drittens brauchen wir Unterstützung bei der Transformation der Wirtschaft hin zu einer nachhaltigen Energieversorgung. Dafür sind Anreize nötig, damit sich die Wirtschaft neu aufstellen kann.

Wirtschaftsforum: Was macht Sie für Ihre Kunden in diesem sich wandelnden Markt attraktiv?

Matthias Vette: Wir stehen für Versorgungssicherheit, und das seit vielen Jahrzehnten. Wir haben langfristige Kundenverträge und liefern rund um die Uhr, sieben Tage die Woche. Das ist für unsere Industriekunden existenziell wichtig. Geografisch bedienen wir nicht nur den deutschen Markt, sondern liefern bis ins Baltikum, nach Rumänien und in die Schweiz. Unsere Kernmärkte sind neben Deutschland auch Polen, Tschechien und Österreich.

Wirtschaftsforum: Wie wichtig ist der Pellet-Bereich künftig für die LEAG?

Matthias Vette: Der Bereich Biomasse ist eines unserer neuen Kerngeschäftsfelder, sowohl national als auch international. Aktuell sind zwar noch die Kraftwerke unser wichtigstes Standbein – gerade bei der derzeitigen Dunkelflaute sind sie sehr gefragt. Aber wir bauen die LEAG konsequent in Richtung erneuerbare Energieerzeugung um, mit modernen Kraftwerken und eben dem Bereich Biomasse.

Wirtschaftsforum: Was ist Ihre Vision für die Zukunft?

Matthias Vette: Wir wollen den Pfad des Kohleausstiegs mit unseren Brennstoffen aktiv begleiten und uns in Richtung erneuerbarer, nachhaltiger Brennstoffe transformieren. Wenn der Kohleausstieg Realität ist, wollen wir weiter am Markt bestehen und nachhaltige, CO2-freie Biomasse anbieten. Für 2025 steht zunächst die Integration unserer Pellet-Gruppe im Fokus. Wir wollen die Werke zu einer einheitlichen Gruppe zusammenführen und am Markt als Pellet-Unternehmen mit entsprechender Größenordnung wahrgenommen werden. 

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