Der eine Moment, der zählt
Interview mit Roman Rabitsch, Gründer und CEO der Angelbird Technologies GmbH

Um besondere Momente festzuhalten, egal, ob Hochzeitsfoto, Urlaubsschnappschuss oder spektakuläre Gipfelbesteigung, sind erstklassige Speichermedien essenziell. Seit über zehn Jahren beschäftigt sich Angelbird mit Speicherlösungen für Film-, Foto- und Audioproduktionen und setzt dabei immer wieder Akzente auf dem Markt – unter anderem mit einer CFexpress-Karte mit einer Kapazität von 1 Terabyte. Das inhabergeführte österreichische Unternehmen stellt damit auf einem wettbewerbsintensiven Markt regelmäßig sein Know-how und seine Flexibilität unter Beweis.
Musik meets Elektronik
Der Startschuss für Angelbird fiel im Jahr 2011 – auch wenn die vier Shareholder sich schon vorher lange mit der Idee neuer Speicherlösungen beschäftigt hatten.
Einer der Gründer und Shareholder ist Roman Rabitsch, Elektroniker und leidenschaftlicher Musiker. Als Dozent am Jazzseminar in Dornbirn leitete er die Musik- und Computerabteilung und war damit tief in der Materie – so tief, dass er einen Entschluss fasste. „Ich wollte wieder mehr Musik machen und suchte nach einer elektronischen Lösung, mit der man Samples, also Klänge, schneller und effizienter suchen und gleichzeitig laden konnte“, erklärt er. „Beim Computer geht oft der kreative Moment verloren, daran wollte ich arbeiten; ich wollte als Elektroniker an einer Lösung basteln, die diesen Schwachpunkt ausblendete. Meine Vision war, den einzigartigen kreativen Moment so schnell, sicher und effizient wie möglich festzuhalten. Bis heute ist das die Grundidee sämtlicher Angelbird-Produkte.“
Auch eine Frage des Timings
Dank eines Investors konnte die Idee schon bald nach der Gründung umgesetzt werden; aus traditionellen Elementen schuf das Unternehmen etwas Neues – „ein Host Bus Adapter (PCIe Steckkarte), der mehrere Speichermedien vereint und somit ein schnelleres Laden ermöglicht“, wie Roman Rabitsch sagt. „Das alles passierte in einer Zeit, in der traditionelle Speicherkarten Standard waren; allerdings kündigte sich gerade der Wechsel zur NAND-Technologie an. Unser Glück war damit, zur richtigen Zeit mit der richtigen Idee und dem richtigen Produkt auf den Markt zu kommen.“ Neben dem perfekten Timing sorgten Kooperationen mit Industriepartnern dafür, dass Angelbird sich immer stärker auf dem Markt positionierte. Die renommierten Kamera- und Recorderhersteller Atomos, ARRI und RED Digital Cinema setzten fortan auf Angelbirds High-End-Speichertechnologie.
„Unsere Erfahrung zeigt, dass Partnerschaften und Netzwerke das A und O auf dem Markt sind“, betont Roman Rabitsch. „2011 sind wir mit drei, vier Mitarbeitern gestartet, heute zählt unser Team 49 Mitarbeiter. Dieses Wachstum zeigt sich nicht nur personell, sondern auch in Bezug auf Platz- und Kapitalbedarf. Auch bei der Finanzierung konnten wir auf gute Kontakte und Partnerschaften bauen. Dennoch war es ein steiniger Weg und dauerte acht bis zehn Jahre, bis wir positive Zahlen schrieben. Auch bei der Produktion arbeiten wir mit Partnern aus der Region, während wir inhouse entwickeln, programmieren, assemblieren und testen. In diesem Fall haben mir Kontakte geholfen, die ich als Elektroniker hatte.“
Immer kleiner, immer besser
Seit vier Jahren ist Angelbird am heutigen Standort in Dornbirn ansässig, am Stadtrand umgeben von Natur und Bergen. Die pittoreske Umgebung lädt zum Wandern in der Pause ein, gekocht wird in der eigenen Küche. Ein harmonisches Miteinander, eine gute Arbeitsatmosphäre ist dem Unternehmen wichtig. In dieser besonderen Umgebung werden besondere Speicherlösungen entwickelt – Angelbird bietet ein breites Angebot, mit dem sich das Unternehmen auch an den Einstiegsmarkt wendet. Die Anforderungen an die Produkte sind vielschichtig – Geschwindigkeit und Kapazität sind ebenso relevant wie Leistungsaufnahme und Temperaturverhalten. „Die Marktbedingungen ändern sich laufend, man muss immer schneller sein, braucht immer mehr, deshalb gibt es regelmäßig Technologiesprünge“, sagt Roman Rabitsch. Beispielhaft für einen Technologiesprung ist die Speicherkarte CFexpress, die auf einer Größe von zwei Briefmarken 4 Terabyte speichert. Zum Vergleich – die erste Speicherkarte vor zwölf Jahren war deutlich größer und bot Speicherkapazitäten von 60 Gigabyte. Die aktuelle Karte begeistert mit einem adaptiven Temperaturmanagement, einer konstanten Schreibgeschwindigkeit von bis zu 3150 MB/s und der Möglichkeit der Wiederherstellung gelöschter Daten.
„Die Speicherdichte ist geradezu explodiert“, sagt Roman Rabitsch. „Die Frage ist, ob diese Entwicklung so weitergehen wird. Dass wir nächstes Jahr auf der gleichen Baugröße 8 Terabyte haben, ist im Moment noch undenkbar.“ Angelbird will auch in Zukunft als Platzhirsch in einer sehr spezialisierten Nische agieren. „Wir wollen expandieren, aber gleichzeitig flexibel, agil und innovativ bleiben“, betont Roman Rabitsch. „Dafür müssen wir klein bleiben. Unser Ziel ist, unsere Position in Europa auszubauen und als Spezialist für die Realisierung individueller Kundenwünsche in einer besonderen Marktnische wahrgenommen zu werden.“