„Wer bei uns arbeitet, prägt das Stadtbild Hamburgs mit!“
Interview mit Isabel Matthiessen, Geschäftsführerin der D.H.W. Schultz & Sohn GmbH
Wirtschaftsforum: Frau Matthiessen, mit fast 300 Jahren ist D.H.W. Schultz & Sohn das älteste Handwerksunternehmen Hamburgs und eines der ältesten in Deutschland. Was bedeutet diese lange Tradition heute für das Unternehmen?
Isabel Matthiessen: Tatsächlich spielt das für uns an jedem Tag eine Rolle, denn wir werben ganz bewusst mit der Tatsache, dass wir Hamburgs ältestes Handwerksunternehmen sind und dass uns klassische hanseatische Tugenden wie Zuverlässigkeit und Ansprechbarkeit sowie eine solide, gute Kommunikation und umfassende Fachkenntnis auszeichnen – alles Dinge, die wir jeden Tag pflegen, die entscheidend dazu beitragen, dass wir auch heute immer noch so erfolgreich sind und die uns von unseren Kunden hoch angerechnet werden. Unser Kaufmannshandschlag gilt.
Wir prägen das Stadtbild Hamburgs seit 300 Jahren und sind damit seit jeher im wahrsten Sinne des Wortes ‘nachhaltig’: Wir leben unsere Tradition in der Gegenwart und wollen sie auch in die Zukunft mitnehmen. Unser Ziel ist, gemeinsam dafür zu sorgen, dass das Unternehmen weitere 300 Jahre bestehen kann.
Wirtschaftsforum: Mit den vier Bereichen Bauklempnerei und Dach, Blitzschutz, Feuerschutz und Haustechnik bieten Sie ein extrem breites Spektrum an Gebäudedienstleistungen aus einer Hand – Dienstleistungen, für die es kundige, gut ausgebildete Mitarbeiter braucht. Wie sieht es damit bei Ihnen in Zeiten des Fachkräftemangels aus?
Isabel Matthiessen: Sehr gut sogar! Seit 2020, als ich ins Unternehmen eingestiegen bin, sind wir von 32 auf über 50 Mitarbeiter gewachsen. Fachkräftemangel gibt es bei uns tatsächlich nicht. Meister und Gesellen laufen uns buchstäblich die Türen ein. Oft kommt der Kontakt auf der Baustelle zustande: Auf der Arbeitskleidung unserer Mitarbeiter und Azubis (wir bilden vier Berufe aus) steht die Aufschrift ‘300 minus 3’, weil wir uns ja gerade im 297. Jahr unserer Firmengeschichte befinden. Da wird dann oft gefragt, was das bedeutet. Und unsere ‘Jungs’ sind richtig auf Zack, die machen dann eben auch gleich Werbung für uns. Wir verstehen uns als ein Team, in dem jeder ungeachtet des Geschlechts, der Hautfarbe und der Religion willkommen ist. Unsere Botschaft ist: Es ist egal, woher du kommst – hast du die Leidenschaft für den Beruf und den Willen, es darin zu etwas zu bringen, kannst du bei uns alles erreichen. Wir können jedem alles beibringen. Wichtig ist nur, dass derjenige richtig Lust auf den Beruf hat und menschlich ins Team passt. Das spricht sich eben auch rum. Im nächsten Jahr lautet die Aufschrift ‘400-102 Jahre’. Außerdem tummeln wir uns an den schönsten Orten der Stadt, in der Speicherstadt, am HSV- oder am Millerntor-Stadion; 80% der typischen ‘grünen Dächer’ Hamburgs gehen auf unser Konto. Wir haben einfach schöne Bauprojekte, an denen die Kollegen und unsere neue Bauklempner-Meisterin im Team sich richtig austoben können. Dazu einen guten Namen und tolle Kunden. Wer bei uns arbeitet, prägt das Stadtbild Hamburgs mit.
Wirtschaftsforum: Was, meinen Sie, macht Ihr Unternehmen so erfolgreich?
Isabel Matthiessen: Ich glaube, wir sind zur richtigen Zeit mit den richtigen Menschen am richtigen Ort und das mit Leidenschaft und Spaß. Wir bieten viele Synergien für Bauherren. Wenn man diese sechs Faktoren zusammenfasst und dann noch jemanden hat, der Leben in die Firma bringt und sagt: Ich habe Lust dazu, lasst es uns angehen, wird daraus eine Firma wie unsere. Wir feiern Erfolge auch durchaus mal, indem wir einfach durchs Büro tanzen – egal, ob wir dabei lächerlich aussehen. Das darf sein und überwiegt dann auch die Momente, in denen es einmal nicht so gut läuft. Wir wollen positiv miteinander umgehen und auch positiv in die Zukunft schauen. Dass wir darüber hinaus in unserem Bereich alle Leistungen aus einer Hand anbieten können, macht uns in Deutschland wahrscheinlich, in Hamburg aber ganz sicher zu einem Unikum.
Wirtschaftsforum: Eine sehr offene, positive Unternehmenskultur. Ist das einer der Impulse, die Sie ihrem Unternehmen bereits geben konnten?
Isabel Matthiessen: Meine Vorgänger waren ziemlich autoritär unterwegs. Es gab ausgeprägte Hierarchien. Das will ich aber nicht! Vielleicht weil ich selbst früher so oft mit Kastendenken konfrontiert und als Frau im Beruf oft benachteiligt wurde. Ein solches Denken hindert ein Unternehmen daran, sich weiterzuentwickeln. Ich bin unglaublich stolz auf unser tolles, altes Unternehmen und seine Menschen. Wir kennen einander und halten zusammen. Wir kennen unsere Stärken und wissen, wie man gemeinsam aus Schwächen Stärken macht. Das ist unser Erfolg.