Vom Automotive-Ingenieurdienstleister zum General Industry-Anbieter
Interview mit Michael Böhler, Gründer und Geschäftsführer von sbp

Wirtschaftsforum: Herr Böhler, bisher war Ihr Unternehmen als S&B Automotive Engineering bekannt; seit Kurzem treten Sie nun als sbp mit einer neuen Corporate Identity im Markt auf – woher dieser Wandel?
Michael Böhler: Die Abkürzung sbp steht für Sandmair Böhler Partner, oder überspitzt gesagt: für unsere Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Gerd Sandmair war mein Gründungspartner, der unser Unternehmen vor fünf Jahren verlassen hat. Heute wird es von mir geführt und nun möchte ich es gemeinsam mit neuen Führungskräften, die wir in jüngerer Zeit gewinnen konnten, auf unserer gewachsenen Basis fit für die nächste Generation machen.
Wirtschaftsforum: Vor diesem Hintergrund ist auch das Wort Automotive aus Ihrem Namen verschwunden, obwohl sich Ihre Kundenliste wie das Who‘s Who der deutschen Automobilindustrie liest.
Michael Böhler: Unsere jahrzehntelange Zusammenarbeit mit Automobilherstellern und ihren Zulieferern hat uns stark gemacht und wird weiterhin einen essenziellen Teil unserer Geschäftstätigkeit ausmachen. Erste Erfahrungen in den letzten Jahren haben jedoch gezeigt, dass unser umfassendes Leistungsspektrum auch im General Industry-Bereich einen starken Mehrwert entfalten kann. Diesen Weg wollen wir nun noch deutlich stärker forcieren – und uns vom Ingenieurdienstleister zum Lösungsanbieter wandeln.
Wirtschaftsforum: In welchen Bereichen unterstützen Sie Ihre Kunden dabei genau?
Michael Böhler: Grundsätzlich engagieren wir uns in der Planung und Realisierung von Produktionsanlagen. Wichtig ist uns dabei eine partnerschaftliche und lösungsorientierte Zusammenarbeit: Wir hören genau zu und stehen auf kurzen Wegen bereit.
Wirtschaftsforum: Wie läuft die Zusammenarbeit mit Ihrem Unternehmen genau ab?
Michael Böhler: Oft klären wir in einem ersten Ideen-Workshop mit unserem jeweiligen Kunden, wie und in welcher Stückzahl er seine gewünschten Produkte herstellen möchte und welchen Automatisierungsgrad er dabei anstrebt. Nach Gesprächen mit allen betroffenen Gewerken erarbeiten wir dann zwei oder drei Lösungsvorschläge, die wir dem Kunden vorstellen. Besteht Interesse an einer weiteren Zusammenarbeit, folgt die Feinplanungsphase bis hin zur gemeinsamen Erstellung der Ausschreibungsunterlagen oder der Planung des internen Vorrichtungsbaus. Mit unseren Engineering-Leistungen können wir zudem entsprechende 2D- und 3D-Konstruktionen in der virtuellen Fabrik entwerfen. Nach jeder Phase besteht dabei für unseren Kunden eine unkomplizierte Exit-Möglichkeit.
Wirtschaftsforum: Manchmal gelingen Ihnen sogar deutliche Produktivitätssteigerungen, ohne überhaupt einen einzigen Roboter einzusetzen.
Michael Böhler: Wir wurden kürzlich von einem Fahrzeugkomponentenhersteller mit einer Analyse seiner Montagelinie beauftragt. Er wollte seinen Output von drei Fahrzeugen pro Stunde auf sechs verdoppeln – ein ambitioniertes, aber in diesem Zusammenhang nicht unrealistisches Ziel. Ein Gespräch mit den Mitarbeitern in der Produktion ergab dann, dass der kürzlich angeschaffte Drehwender überhaupt nicht angenommen wurde und somit problemlos wieder entfernt werden konnte – das schuf Platz zur Umorganisation des Schraubenlagers, das nun direkt an die Montageplätze verlegt werden konnte. Zusammen mit einigen weiteren logistischen Maßnahmen konnte so die angestrebte Verdoppelung des Outputs problemlos erzielt werden – für kleinstes Geld und ohne eine einzige neue technologische Lösung.