Analoge Seele – digitale Innovation

Interview mit Marcus Meya, Geschäftsführer der C. Bechstein Sales & Service GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Meya, ist Klavierspielen in Zeiten digitaler Unterhaltungsmöglichkeiten noch populär?

Marcus Meya: Absolut. Während der Pandemie haben wir einen Boom erlebt, da viele sich stärker auf ihre Hobbies in den eigenen vier Wändenbesonnen haben. Musik zu machen ist immer noch ein großes Thema. Wir spüren jetzt natürlich den Anstieg der Material- und Energiepreise und die gesamtwirtschaftliche Situation. Die Menschen werden vorsichtiger mit größeren Anschaffungen.

Wirtschaftsforum: Wie ist Ihr Produktprogramm heute aufgebaut und an welche Marktsegmente richten Sie sich?

Marcus Meya: Aus unserer Geschichte heraus sind wir mit unserer Marke C. Bechstein stark aufgestellt. Damit richten wir uns an das oberste Marktsegment: hier geht es um Konzertflügel oder um Flügel für den anspruchsvollen Heimmusiker sowie auch um Klaviere höchster Qualität. Mit den Klavieren und Flügeln unserer Marke W. Hoffmann sprechen wir das mittlere Marktsegment an, bieten eine sehr gute Qualität zu einem mittleren Preis. Ebenfalls das mittlere Preissegment bedienen wir mit unserer Marke Zimmermann. Neu ist die Marke Feurich. Hier bieten wir eine Range von Einsteiger-Klavieren bis hin zu Konzertklavieren, die perfekt für Tonstudios, Musikschulsäle oder die heimische Bühne sind.

Wirtschaftsforum: Wer sind Ihre Kunden und aus welchen Ländern kommen diese?

Marcus Meya: Wir sind Partner des Groß- und Einzelhandels. Nach wie vor ist Deutschland der wichtigste Markt. Darüber hinaus sind wir in Europa insgesamt gut aufgestellt und auch in den USA verstärkt tätig. Wir gehen davon aus, dass wir unsere Marktanteile hier in der kommenden Zeit noch weiter steigern können.

Wirtschaftsforum: Es gibt in allen Marktsegmenten etablierte Marktbegleiter, wie zum Beispiel Steinway oder Yamaha. Was unterscheidet Ihre Flügel und Klaviere von denen anderer Anbieter?

Marcus Meya: C. Bechstein-Instrumente haben einen ganz besonderen, warmen und wohligen Klang. Zudem sind wir über viele Bereiche hinweg dynamisch – das ist ein großer Vorteil. Unsere Marke W. Hoffmann überzeugt zudem durch ein hervorragendes Preis-Leistungsverhältnis.

Wirtschaftsforum: Mit welchen neuen Themen oder Innovationen beschäftigen Sie sich aktuell?

Marcus Meya: Die Digitalisierung ist ein wichtiger Treiber von Innovationen. Seit einigen Monaten verbauen wir in unseren akustischen Instrumenten unsere eigens entwickelte Sensorleiste C. Bechstein Connect ein, die das Instrument über Bluetooth mit einem digitalen Endgerät verbindet. Das analoge Instrument wird damit digital. Ebenfalls aus der eigenen Entwicklung stammt das C. Bechstein VARIO Digital System, mit dem man das Instrument stummschalten und ganz ungestört über Kopfhörer musizieren kann.

Wirtschaftsforum: In Klavieren und Flügeln wird Holz verbaut. Zudem braucht man Lacke. Welche Rolle spielt bei Ihnen das Thema Nachhaltigkeit?

Marcus Meya: C. Bechstein baut seit 1853 Instrumente, die zum Teil noch heute in Wohnzimmern oder Sälen stehen. Wir planen langfristig und bauen langlebig – oft generationsübergreifend. Da in unseren Instrumenten viele Einzelteile verbaut werden, arbeiten wir mit unterschiedlichsten Herstellern zusammen: das Holz beziehen wir beispielsweise aus Deutschland und Italien. Je nach Marke verfolgen wir außerdem unterschiedlichste regionale Wertschöpfungsketten. Bei uns im Unternehmen prüfen wir aktuell unsere Maschinenparks auf ihren ökologischen Fußabdruck.

Wirtschaftsforum: Sie blicken auf eine unglaublich lange Unternehmenshistorie zurück. Gab es in dieser langen Zeit ganz besondere Impulse für das Unternehmen?

Marcus Meya: Auch 170 Jahre nach der Gründung durch Carl Bechstein dreht sich unser Geschäft immer noch um Tasteninstrumente. Wir haben seit 2017 stetig in weitere Unternehmen investiert, unser Markenportfolio und unsere Unternehmensstruktur ausgebaut. Inzwischen verfügen wir über zwölf C. Bechstein Einzelhandelszentren in Deutschland sowie je zwei in Österreich und Großbritannien. Darüber hinaus sind wir in den USA, in China und Japan sowie weiteren Ländern vertreten, haben uns also konsequent internationalisiert.

Wirtschaftsforum: Was erwarten Sie vom Jahr 2024?

Marcus Meya: Wir hoffen natürlich, dass die Krise möglichst bald vorbei ist. Es geht hier um eine echte Absatzkrise. Es wäre hilfreich, wenn die Politik weniger aktionistisch wäre, sondern für Ruhe und Planbarkeit sorgen würde.

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