Wein, der niemanden ausschließt
Interview mit Felice di Biase, Verkaufsleiter der Cantina Frentana s.c.a.

Wirtschaftsforum: Herr di Biase, Cantina Frentana blickt auf eine lange Geschichte zurück. Wie hat sich das Unternehmen seit seiner Gründung entwickelt?
Felice di Biase: Unsere Geschichte begann 1958, als eine kleine Gruppe visionärer Landwirte und der damalige Bürgermeister die Genossenschaft gründeten. In einer Zeit, in der der Weinbau in unserer Region noch in den Kinderschuhen steckte, legten sie den Grundstein für eine bis heute einzigartige Erfolgsgeschichte. Damals gab es kaum Weinberge – heute zählen wir rund 1.200 ha Rebfläche in der Provinz Chieti und vereinen rund 600 Winzer unter einem Dach.
Wirtschaftsforum: Sie erwähnten, dass es sich um eine Genossenschaft handelt. Wie ist die Organisation strukturiert?
Felice di Biase: Wir betreiben aktuell drei Produktionsstandorte – Frentana, Sangro und San Giacomo –, die im Laufe der Jahre durch Fusionen zusammengeführt wurden. Dennoch agieren wir unter einer einheitlichen Leitung, mit einem gemeinsamen Verwaltungsrat, einem önologischen Verantwortlichen und zentralem Management. Ich selbst bin für den kommerziellen Bereich, Personal und Teile der Verwaltung zuständig. Trotz unserer Größe agieren wir flexibel, schnell und ohne unnötige Bürokratie – das ist uns wichtig.
Wirtschaftsforum: Welche Rebsorten und Weine stehen bei Ihnen im Fokus?
Felice di Biase: Unser Ziel ist es, ausschließlich regionale, autochthone Sorten zu fördern. Deshalb konzentrieren wir uns auf Montepulciano, Pecorino, Passerina, Trebbiano und Cococciola – Letztere ist eine echte Besonderheit, da sie fast ausschließlich in unserer Region vorkommt. Wir sind wahrscheinlich der weltweit größte Produzent dieser Rebsorte. Besonders stolz sind wir da-rauf, selbst vermeintlich ‘einfache’ Sorten wie Trebbiano mit hoher Qualität und Charakter zu vinifizieren und ihnen so ein neues Image zu verleihen.
Wirtschaftsforum: Neben Flaschenweinen setzen Sie auch auf alternative Verpackungen, nicht wahr?
Felice di Biase: Ja, wir sind in der Region Abruzzen Pioniere bei Bag-in-Box-Verpackungen – bereits seit 1999. Damals war es nicht leicht, Konsumenten von dieser Form zu überzeugen, aber heute ist es ein fester Bestandteil unseres Angebots. Die Verpackung schont nicht nur das Produkt, sondern ist auch nachhaltig und bequem.
Wirtschaftsforum: Sie exportieren Ihre Weine in zahlreiche Länder. Wie ist Ihre internationale Präsenz aufgestellt?
Felice di Biase: Unsere Weine sind in über 30 Ländern vertreten, darunter die USA, Deutschland, Japan, Kanada und viele europäische Staaten. Auch exotische Märkte wie Kuba, die Malediven oder Kreuzfahrtschiffe der Costa-Gruppe gehören zu unseren Absatzkanälen. Der Exportanteil beträgt etwa 50%.
Wirtschaftsforum: Was ist Ihrer Meinung nach das Erfolgsrezept von Cantina Frentana?
Felice di Biase: Wir setzen auf Nachhaltigkeit – und das in einem ganzheitlichen Sinne. Für uns bedeutet das nicht nur, umweltbewusst zu produzieren, sondern auch wirtschaftlich und sozial verantwortungsvoll zu handeln. Ein zentrales Element dabei ist unser Verständnis von Inklusivität. Unsere Weine sollen nicht exklusiv im Sinne von ‘ausgeschlossen’ sein, wie es der Begriff oft suggeriert, sondern im Gegenteil: inklusiv. Damit meinen wir, dass unsere Weine für alle Menschen zugänglich sind – unabhängig von Budget, Herkunft oder Weinwissen. Deshalb sagen wir: Unsere Weine sind ‘inklusiv’, denn sie schließen niemanden aus, sondern laden ein – zum Genießen, zum Entdecken und zum Verstehen, was unsere Region besonders macht.
Wirtschaftsforum: Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?
Felice di Biase: Wir wollen organisch und nachhaltig weiterwachsen, unsere internationale Präsenz ausbauen und dabei unserer Philosophie treu bleiben. Innovation, Qualität und Regionalität werden auch künftig unser Handeln bestimmen.