Von der Vision zur Plüschikone

Interview mit Frank Rheinboldt, CEO der Margarete Steiff GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Rheinboldt, wie kamen Sie zu Steiff?

Frank Rheinboldt: Ich habe über 30 Jahre in der Textilbranche gearbeitet, sowohl im Einzelhandel als auch in der Industrie. Vor zwei Jahren hatte ich die besondere Chance erhalten, zu Steiff zu kommen, einer der bekanntesten Marken mit einer langen Tradition. Es ist wirklich ein schönes Gefühl, Teil dieser Marke zu sein.

Wirtschaftsforum: Was macht die Marke Steiff so besonders?

Frank Rheinboldt: Die besondere Geschichte von Margarete Steiff ist sicherlich ein wichtiger Faktor. Sie war eine durch Kinderlähmung behinderte Frau, die ihren Willen durchsetzte und eine Vision hatte. Sie erfand das kleine Nadelkissen ‘Elefäntle’, das zu einem beliebten Kinderspielzeug wurde, und ihr Neffe Richard erfand 1904 den ersten beweglichen Teddybären. Diese Tradition der Innovation und Qualität zieht sich durch die gesamte Unternehmensgeschichte. Steiff steht für Langlebigkeit und Hochwertigkeit, und das ist etwas, das wir auch heute noch hochhalten.

Wirtschaftsforum: Wie hat sich das Produktangebot von Steiff im Laufe der Jahre verändert?

Frank Rheinboldt: Natürlich hat sich unser Produktportfolio im Laufe der Zeit diversifiziert. Früher waren wir fast ausschließlich auf Teddybären spezialisiert, aber heute bieten wir eine Vielzahl von Charakteren an.

In unserem Onlineshop finden Sie über 300 verschiedene Produkte, von denen nur etwa 50 bis 60 Teddybären sind. Das Teddybärgeschäft bleibt wichtig, aber wir sind nicht mehr ausschließlich davon abhängig.

Wirtschaftsforum: Wie wichtig ist die Qualität der Produkte für Steiff?

Frank Rheinboldt: Qualität steht bei uns an erster Stelle. Margarete Steiff sagte einmal: „Für die Kinder ist nur das Beste gut genug.“ Das ist ein Leitsatz, den wir uns oft ins Gedächtnis rufen. Wir legen großen Wert auf die Verarbeitung und die Materialien, die wir verwenden. Unsere Produkte werden per Hand in unserer eigenen Produktionsstätte hergestellt, wo wir die Qualität ständig überwachen.

Wirtschaftsforum: Welche Zielgruppen sprechen Sie mit Ihren Produkten an?

Frank Rheinboldt: Unsere Hauptzielgruppe sind Kinder, aber wir sehen auch einen wachsenden Markt für Sammler und Erwachsene, die nostalgische Gefühle mit unseren Produkten verbinden. Der Anteil der Sammlerprodukte macht heute etwa 15 bis 20% unseres Umsatzes aus. Die restlichen 80 bis 85% entfallen auf Produkte, die für Kinder gedacht sind.

Wirtschaftsforum: Wie gehen Sie mit den aktuellen Trends und dem digitalen Wandel um?

Frank Rheinboldt: Wir haben in den letzten Jahren verstärkt auf digitales Marketing gesetzt. Der Onlineverkauf nimmt zu, und wir müssen uns anpassen. Wir nutzen auch soziale Medien, um jüngere Zielgruppen anzusprechen. Darüber hinaus haben wir begonnen, Trends mithilfe künstlicher Intelligenz zu analysieren, um besser auf die Bedürfnisse unserer Kunden eingehen zu können.

Wirtschaftsforum: Gibt es Pläne für zukünftige Produktlinien?

Frank Rheinboldt: Momentan konzentrieren wir uns auf unsere Kernkompetenzen im Bereich Plüsch und ergänzen unser Sortiment mit Fashion. Wir haben einige Lizenzen, darunter eine besonders bedeutende Partnerschaft mit Disney, die auf eine lange Geschichte zurückblickt. Die erste Plüschlizenz, die Disney jemals hatte, war 1932 mit Steiff, und ein ikonisches Bild zeigt Walt Disney selbst mit einer Steiff-Mickey-Mouse in der Hand. Diese Verbindung ist für uns von großer Bedeutung, da sie nicht nur unsere Tradition widerspiegelt, sondern auch die Möglichkeit bietet, ikonische Charaktere in unsere Produktlinien zu integrieren. 

Wirtschaftsforum: Wo sehen Sie die größten Märkte für Steiff?

Frank Rheinboldt: Unser stärkster Markt ist der DACH-Raum. Weitere wichtige Märkte sind die USA und das Vereinigte Königreich. In den letzten Jahren haben wir auch begonnen, den chinesischen Markt zu erschließen, was sehr vielversprechend ist.

Wirtschaftsforum: Wie wichtig ist die Unternehmensgeschichte für die Markenidentität von Steiff?

Frank Rheinboldt: Die Geschichte von Steiff ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Markenidentität. Sie gibt uns nicht nur einen einzigartigen Hintergrund, sondern auch Werte, die wir hochhalten. Qualität, Langlebigkeit und die Liebe zum Detail sind Werte, die wir seit über 140 Jahren leben.

Wirtschaftsforum: Welche Herausforderungen sehen Sie für die Zukunft von Steiff?

Frank Rheinboldt: Die größte Herausforderung besteht darin, unsere Marke für jüngere Generationen relevant zu halten. Wir müssen sicherstellen, dass wir nicht nur für die Eltern und Großeltern, sondern auch für die jungen Mütter und Väter ansprechend sind. Die Digitalisierung und die sich verändernden Kaufgewohnheiten stellen uns ebenfalls vor neue Herausforderungen, aber ich bin zuversichtlich, dass wir diese meistern werden.

Wirtschaftsforum: Gibt es abschließend noch etwas, das Sie unseren Lesern mitteilen möchten?

Frank Rheinboldt: Ich möchte betonen, dass Steiff eine Marke ist, die Freude und Geborgenheit vermittelt. Wenn jemand ein Steiff-Produkt verschenkt, weiß er, dass er etwas Besonderes schenkt. Das ist ein Gefühl, das wir weiterhin fördern möchten.

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