Bis ins Detail: Eine fast reale Spielzeugwelt

Interview mit Dipl.-Ing. (FH) Paul Heinz Bruder, Geschäftsführender Gesellschafter der BRUDER Spielwaren GmbH & Co. KG

Die Firmengründung liegt bald 100 Jahre zurück: 1926 gründete Paul Bruder die Firma als Ein-Mann-Betrieb. Unter seinem Sohn Heinz Bruder firmierte sie 1978 um und trägt seitdem ihren jetzigen Namen. Dipl.-Ing. (FH) Paul Heinz Bruder, der das Unternehmen heute in der 3. Generation als Geschäftsführender Gesellschafter leitet, berichtet: „Bis in die 1970er-Jahre hat die Firma Kunststoff-Stimmen und Spielzeuge für die Spielwarenindustrie, aber auch für die Lebensmittelindustrie gefertigt. Dann wurde die eigene Marke ‘BRUDER’ ins Leben gerufen. Seitdem bringen wir regelmäßig Neuentwicklungen in unseren sechs Themenwelten auf den Markt.“

Produziert wird am Stammsitz in Fürth und in Pilsen. 650 Mitarbeiter sind an beiden Standorten beschäftigt, allein 500 in Fürth. Eine Tochterfirma, die von der Schwester von Paul Heinz Bruder geleitet wird, hat ihren Sitz in den USA. 70% des Geschäfts macht BRUDER durch Export; insgesamt vertreibt das Unternehmen seine Produkte weltweit in 60 Ländern. „In jedem Land gibt es andere Schwerpunkte, deshalb ist es wichtig, ein breites Sortiment zu haben“, betont Paul Heinz Bruder. Der Jahresumsatz des Unternehmens liegt bei rund 100 Millionen EUR.

Spielzeug für Kinder und Sammler

Der Name BRUDER steht für Spielwaren ‘just like the real thing’: Die Produkte werden originalgetreu im Maßstab 1:16 gefertigt. Die Themen reichen von Nutzfahrzeugen, Land- und Baumaschinen über Polizei- und Feuerwehrfahrzeuge bis hin zu Produkten aus dem Freizeitbereich wie Booten, Motorrädern und Fahrrädern. Auch Pferde finden sich im Sortiment – und selbstverständlich eine große Auswahl an Figuren.

„Unser Katalog beinhaltet rund 250 Modelle. Jedes Jahr kommen circa zehn Neuheiten hinzu. Die meisten fertigen wir als Lizenznehmer“, erzählt Paul Heinz Bruder. „Unsere modellmäßigen Spielfahrzeuge richten sich an Kinder im Alter von zwei bis acht Jahren. Noch sind es überwiegend Jungen, aber das ändert sich“, so der Geschäftsführer.

Doch nicht nur Kinder erfreuen sich an den detailgetreuen Modellen, sondern auch Sammler. Der Hauptvertriebskanal liegt im Spielzeugfachhandel. Produkte von BRUDER finden sich mittlerweile aber auch in Bereichen, in denen Spielwaren eher untypisch sind, wie zum Beispiel in Gartencentern oder im Baustoffhandel. Daneben betreibt BRUDER einen eigenen Onlineshop. „Er ist aber eigentlich mehr für den Verkauf von Ersatzteilen gedacht“, erklärt der Geschäftsführer.

Langlebig und robust

Damit zu einer weiteren Besonderheit der Spielzeuge von BRUDER: Die Produkte sind nicht nur sehr robust, sondern können auch repariert werden – der Ersatzteilemarkt umfasst 800 Sets. Das ohnehin hochqualitative Spielzeug made in EU ist dadurch noch langlebiger. Aufgrund seiner Robustheit kann es sowohl drinnen als auch draußen zum Einsatz kommen. Paul Heinz Bruder berichtet, dass nicht nur Kinder, sondern auch deren Eltern von den detailgetreuen Produkten begeistert sind. „Die Kinder können mit ihnen die Realität nachspielen und dadurch lernen“, erklärt er. Auf YouTube finden sich viele Videos, die die Funktionalität der verschiedenen Modelle erläutern.

Langjährige Mitarbeiter

Schon durch ihre Reparaturfähigkeit und Langlebigkeit sind die Produkte von BRUDER besonders nachhaltig. „Wir haben das Bestreben, unsere Rohstoffe, soweit möglich, aus der Region zu beziehen, um lange Lieferwege zu vermeiden“, räumt Paul Heinz Bruder ein. Durch die Optimierung von Prozessen soll auch in diesem Bereich für noch mehr Nachhaltigkeit gesorgt werden – unter anderem durch Einsparungen beim Stromverbrauch und das Recycling von Produktionsabfällen.

Auch auf die soziale Situation und die Weiterentwicklung der Mitarbeiter hat der Firmenchef stets einen Blick. Er erzählt: „Viele von ihnen sind schon lange Jahre dabei. Allein in diesem Jahr feiern 16 Mitarbeiter ihre 25-jährige Betriebszugehörigkeit. Das zeigt, dass es ihnen bei uns gefällt – zumal es in unserem Umfeld eine große Konkurrenz bei Facharbeitskräften in der Kunststofftechnik gibt.“ 22 Auszubildende lernen aktuell im Unternehmen.

Digital, nachhaltig, zukunftsfähig

Für die Zukunft steht die weitere Entwicklung der Produktserien auf dem Programm. „Derzeit gilt es, unsere Hausaufgaben zu machen, um zukunftsfähig zu bleiben. Unser Fokus liegt hierbei auf Digitalisierung und Nachhaltigkeit im Bereich der Produktion“, so der Geschäftsführer. Für eine weitere gute Entwicklung seines und anderer deutscher Unternehmen wünscht er sich von der Politik den Abbau von Bürokratie und mehr Einheitlichkeit innerhalb Europas. „Alle sollten hier die gleichen Voraussetzungen haben“, findet er.

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