Nach schwierigen Zeiten wieder im Aufwind
Interview mit Dr. Jörg Dalhöfer, CEO und Stephan Kreft, CFO der BeA GmbH

Das Portfolio der BeA GmbH umfasst neben gas- und druckluftbetriebenen Handgeräten auch automatisierte Anlagen sowie das Verbrauchsmaterial in Form von Nägeln, Klammern und Schrauben. Im Laufe seiner über 110-jährigen Geschichte hat sich das Unternehmen damit weltweit zum Teil als Markt- und Qualitätsführer etablieren können. Wichtigste Abnehmer der Befestigungstechnologie sind die Fertighausindustrie, der Möbel- und Gestellbau, die Paletten- und Verpackungsbranche sowie Automotive-Kunden.
1910 wurde die heutige BeA GmbH ins Leben gerufen. „1937 haben wir die ersten Industrieklammern auf den Markt gebracht“, erläutert CEO Dr. Jörg Dalhöfer. „1957 folgte das erste Druckluftgerät, mit dem diese Klammern eingeschossen werden konnten, 2004 das erste Gasgerät.“ Um das Portfolio zu erweitern, kam KMR 2016 als strategischer Kauf hinzu.
Während BeA bereits als Industriemarke weltbekannt war, spricht KMR mit seinen hochwertigen Produkten vor allem Handwerker an. Obwohl beide Marken 2017 noch neu gelauncht wurden, ging BeA 2020 in die Insolvenz. Danach wurde die Firma auf dem Markt angeboten und 2021 von Great Star Europa erworben.
„Wir sind jetzt seit fünf Monaten operativ im Unternehmen tätig“, verdeutlicht CFO Stephan Kreft. „Wir sind gerade dabei, ein komplett neues Management-Team aufzubauen. Das setzt sich zum Teil aus internen und zum Teil aus externen Kräften zusammen. Wichtig ist es, auch noch zu erwähnen, dass wir sämtliche Beschäftigte der alten Firma komplett übernommen haben und mittlerweile sogar wieder schwarze Zahlen schreiben.“
Gut digital unterwegs
BeA ist heute Teil der Great Star Europe AG, die wiederum der Great Star Industrial Company China gehört. Zwölf Tochtergesellschaften sowie drei Niederlassungen unterhält BeA weltweit, die sich zumeist um Vertrieb und Service kümmern sowie neue Kunden akquirieren. Am Hauptsitz des Unternehmens in Ahrensburg sind 176 Beschäftigte tätig, weitere 270 international. Circa 40% des Umsatzes wird in Deutschland erwirtschaftet, die andere Hälfte weltweit.
„Gegenwärtig steht die verlässliche Belieferung unserer Kunden im Fokus, trotz schwieriger globaler Rahmenbedingungen.“ Dr. Jörg DalhöferCEO

Die Marketingabteilung von BeA ist verantwortlich für die Messeauftritte, das Internet sowie Kataloge und anderes Werbematerial. Ein wichtiges Anliegen ist den bei den Geschäftsführern auch die Digitalisierung. Dr. Jörg Dalhöfer: „Intern sind wir bereits sehr weit fortgeschritten, zum Beispiel beim papierlosen Büro. Zum Teil sind wir auch mit unseren Kunden digital vernetzt und bauen zudem gerade ein Produktinformationsmanagement-System für die gesamte BeA-Gruppe auf.“
Doch auch außerhalb der eigenen Verwaltung ist BeA nicht untätig, wie Stephan Kreft ausführt: „Wir haben gerade erst unseren digitalen Showroom gelauncht, um unseren Kunden alle relevanten Informationen zu unseren Produkten digital zur Verfügung zu stellen. Und in der Zukunft wird das Internet of Things bei uns sicherlich auch eine wichtige Rolle spielen.“
Partnerschaften mit Kunden
Zuverlässigkeit, Qualität und Kundenapplikationsverständnis sind für die neuen Verantwortlichen bei BeA ebenso Erfolgsfaktoren wie gute Beratung sowie die Kopplung zwischen Applikation und Umsetzung. „Mit unseren großen Kunden möchten wir Partnerschaften aufbauen und suchen auch die Nähe zu unseren Kunden“, betont Dr. Jörg Dalhöfer. „Gegenwärtig steht die verlässliche Belieferung unserer Kunden im Fokus, trotz der teilweise sehr kritischen globalen Rahmenbedingungen.“ „Wir werden auch unsere Bewirtschaftungssysteme ändern, damit wir unsere Kunden – wenn sie es wünschen – auch just in time mit den notwendigen Verbrauchsmaterialien versorgen können.“
Seit der Neustrukturierung herrscht eine große Aufbruchstimmung im Unternehmen. „Die Motivation ist sehr hoch“, freut sich CEO Dr. Jörg Dalhöfer. „Wir haben neue Strukturen aufgebaut mit flachen Hierarchien und einer starken Eigenverantwortung der Mitarbeiter. Wir pflegen einen nicht auf Personen zentrierten Führungsstil, sondern setzen auf ein selbstständiges und motiviertes Team.“ Dabei sehen die beiden Führungskräfte auch eine sehr hohe Motivation der Beschäftigten mit dem Unternehmen, die sich auch in einer geringen Fluktuation zeigt.
Ein weiteres Indiz für die Identifikation der Beschäftigten mit dem Unternehmen ist die Tatsache, dass von mancher Familie mehrere Generationen im Betrieb tätig sind. Für die kommenden Monate haben Dr. Jörg Dalhöfer und Stephan Kreft einen genauen Fahrplan. Zunächst wird die Firma weiter auf eine neue Basis gestellt, dann sollen Effizienz und Produktportfolio auf den Prüfstand. Anschließend steht die engere Zusammenarbeit unterschiedlicher Abteilungen in Prozessen auf der Agenda. Weitere Innovationen und die fortlaufende Digitalisierung von Prozessen und Services sollen danach ebenso folgen wie andere Geschäftsmodelle, zum Beispiel Kombinationen aus Gerät, Befestigung und Versorgung.