Reis Robotics: Software trifft Robotik
Interview mit Volker Buchbauer, Geschäftsführer der Reis Robotics GmbH & Co. KG

Wirtschaftsforum: Herr Buchbauer, Sie sind seit September 2024 CEO bei Reis Robotics. Wie ist das Unternehmen heute aufgestellt?
Volker Buchbauer: Wir sind mit zwei Standorten in Deutschland – unserer Zentrale in Obernburg und einem Werk in Würselen bei Aachen – sowie mit Niederlassungen in Chicago und Mexiko international präsent. Unser Team besteht aus 320 Mitarbeitern, davon 50% Akademiker, und wir erwirtschaften einen Jahresumsatz zwischen 50 und 60 Millionen EUR. Besonders stolz sind wir auf unsere Innovationskraft – nicht umsonst wurde unsere Robotersteuerung ROBOTstar VII auf der EuroBLECH mit dem Innovationspreis ausgezeichnet.
Wirtschaftsforum: Welche Märkte bedienen Sie heute hauptsächlich?
Volker Buchbauer: Historisch bedingt sind wir stark im Casting-Bereich verwurzelt. Ein weiterer Markt ist der Bereich Handling, insbesondere im Logistiksektor – hier sehen wir in den nächsten Jahren großes Wachstumspotenzial. Zudem sind wir auf Schweiß- und Beschneidetechnologien für Metallanwendungen spezialisiert.
Ein absoluter Zukunftsmarkt, in dem wir uns noch stärker engagieren wollen, ist die Smart Automation. Angesichts des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels werden viele Industrien ihren Automatisierungsgrad erhöhen müssen. Hier können wir mit unserem Know-how und unseren Lösungen einen echten Mehrwert bieten.
Wirtschaftsforum: Künstliche Intelligenz ist in aller Munde. Welche Rolle spielt sie bei Reis Robotics?
Volker Buchbauer: Wir setzen auf einen praxisnahen Ansatz. Künstliche Intelligenz bedeutet für uns vor allem Machine Learning und datenbasierte Optimierung. Intern haben wir im Herbst mehrere KI-Projekte gestartet, mit denen wir das Wissen unserer Mitarbeiter und die Daten auf unseren Servern besser nutzbar machen. Außerdem arbeiten wir an KI-gestützten Funktionen für unsere Robotersteuerung ROBOTstar VII.
Wirtschaftsforum: Wie gewinnen Sie die hoch qualifizierten Mitarbeiter?
Volker Buchbauer: Wir arbeiten eng mit Universitäten zusammen und betreuen gemeinsame Forschungsaufträge. Dadurch gewinnen wir unter anderem viele Duale-Studenten, die dann oft langfristig bei uns bleiben.
Was uns auszeichnet, ist unsere Unternehmenskultur, die auf vier Säulen basiert: Passion für die Arbeit, Teamwork, das Streben nach Exzellenz und der Mut, neue Wege zu gehen. Dazu kommt, dass wir durch unser breites Marktspektrum sehr abwechslungsreiche Aufgaben bieten können, was es unseren Mitarbeitern ermöglicht, sich langfristig weiterzuentwickeln. Ich habe Kollegen, die schon Jahrzehnte bei Reis sind – manche sogar seit 45 Jahren.
Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt Marketing in einem so technologiegetriebenen Unternehmen wie Reis Robotics?
Volker Buchbauer: Der persönliche Kontakt steht bei uns an erster Stelle. Als Lösungsanbieter müssen wir Vertrauen aufbauen – das gelingt am besten im direkten Gespräch. Man muss einander in die Augen schauen können und sagen: Ja, wir schaffen das gemeinsam! Zusätzlich nutzen wir LinkedIn, um unsere Kunden zu informieren und über Ereignisse zu berichten. Fachmessen bleiben wichtig, verlieren aber etwas an Bedeutung.
Wirtschaftsforum: Was sind Ihre Erwartungen an die Politik in Deutschland und den USA?
Volker Buchbauer: Für Deutschland wünsche ich mir, dass es wieder zu einem attraktiven Wirtschaftsstandort für Unternehmen wird. Dazu gehören aber auch weniger Bürokratie, wettbewerbsfähige Energiepreise und eine stärkere Innovationsförderung.
Was die USA angeht, müssen wir die Entwicklung abwarten – besonders im Hinblick auf mögliche neue Zölle. Wir werden unsere Strategie für Nord- und Mittelamerika entsprechend anpassen müssen.
Wirtschaftsforum: Wo sehen Sie Reis Robotics in fünf Jahren?
Volker Buchbauer: Unser Ziel ist es, ein führender Lösungsanbieter für Automatisierung zu sein – unabhängig von bestimmten Maschinentypen. Mit unserer Software wollen wir unseren Kunden spürbaren Mehrwert bieten. Meine Vision ist es, dass Reis Robotics als innovativer Partner für Automatisierungslösungen am Markt wahrgenommen wird. Dafür investieren wir stark in Forschung und Entwicklung – das hat sich schon in der Vergangenheit bewährt.
Wirtschaftsforum: Was treibt Sie persönlich bei dieser Aufgabe an?
Volker Buchbauer: Zwei Dinge: Zum einen möchte ich das Unternehmen weiterentwickeln und für die Zukunft stark machen. Zum anderen arbeite ich gerne mit jungen Talenten zusammen – ich lerne von ihnen und gebe gleichzeitig meine Erfahrungen weiter. Reis wurde in den 1950er-Jahren gegründet und hat somit eine lange Geschichte – ich möchte dazu beitragen, dass die nächste Generation diese Geschichte erfolgreich weiterschreibt.