Gebäck, das Spaß macht
Interview mit Felix Thun-Hohenstein, Geschäftsführer der Bake the Shape GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Thun-Hohenstein, welche Meilensteine waren in der Geschichte des Unternehmens besonders wichtig?
Felix Thun-Hohenstein: Bereits 2012 hat sich der Unternehmensgründer Michael Hobel entschlossen, Gebäck in 3-D-Formen zu backen, was auch neue Formen des Brandings ermöglichte. 2015 hat er mit weiteren Gesellschaftern die ersten Produkte vermarktet, das waren die Bälle – daher auch der ursprüngliche Name Eat the Ball. Der heutige Hauptgesellschafter ist dann eingestiegen und hat in eine eigene Produktionsanlage in Asten investiert, die 2018/2019 in Betrieb genommen wurde. Die Coronapandemie hat dann die ganze Entwicklung wieder auf Anfang gestellt, denn unser Fokus lag bis dahin auf Sport und Sportevents. Wir haben uns daraufhin breiter aufgestellt mit neuen Gebäckformen und Rezepturen. Daneben haben wir Kuchen entwickelt und das Customizing optimiert. Die neuen Technologien haben uns eine Vielzahl an Möglichkeiten eröffnet wie zum Beispiel gefülltes Gebäck. Unsere neue Aufstellung bringen wir jetzt auch in einem neuen Namen zum Ausdruck.
Wirtschaftsforum: Statt Eat the Ball heißt das Unternehmen jetzt Bake the Shape ...
Felix Thun-Hohenstein: Richtig, damit tragen wir der Entwicklung Rechnung, dass wir heute fast jede Form backen können, die sich die Kund:innen wünschen. Der Namenswechsel erfolgte zum 1. Juli dieses Jahres.
Wirtschaftsforum: Welche weitere Entwicklung erwarten Sie?
Felix Thun-Hohenstein: Wir haben bereits unsere Produktionslinie auch für Kuchen adaptiert. Derzeit beschäftigen wir 19 Mitarbeitende und erwarten für dieses Jahr einen Umsatz von 1,5 Millionen EUR. In den kommenden drei Jahren soll er auf sieben bis zehn Millionen EUR steigen. Um dies zu erreichen, investieren wir in die Entwicklung einer eigenen Kuchenlinie, längerfristig ist eine Ausweitung der Produktion auf bis zu 100 Millionen Stück möglich.
Wirtschaftsforum: Ein solch rasantes Wachstum bringt sicherlich große Veränderungen innerhalb des Unternehmens mit sich?
Felix Thun-Hohenstein: Ja, es wirkt sich natürlich auch auf die Unternehmenskultur aus. Unsere Neuaufstellung nach der Krise hat ein großes kreatives Potenzial des Teams zutage gebracht. In unserem Segment sind Innovationen sonst rar. Wir möchten uns als ‘die’ österreichische kreative Bäckerei positionieren. Sowohl im Lebensmitteleinzelhandel und der Systemgastronomie als auch im Bereich der Lizenzen, wie bei unserer Kooperation mit Bayern München, ist eine gewisse Kreativität und Flexibilität gefragt. Unser Ziel ist, gemeinsam mit den Kund:innen erfolgreiche Produkte zu entwickeln und zu vermarkten, welche die Endverbraucher:innen auch emotional ansprechen. Für die Zukunft sind auch Merchandising und Großevents interessante Themen. Auch international wollen wir zukünftig unsere Kontakte ausbauen.
Wirtschaftsforum: Welche Entwicklungen beobachten Sie aktuell in Ihrer Branche?
Felix Thun-Hohenstein: Es gibt einen Trend zum höherpreisigen Segment, bei dem das Bewusstsein für Gesundheit und Umwelt eine große Rolle spielt. Gleichzeitig sehen wir aber auch einen Trend zum Discountersegment für die einkommensschwächeren Bevölkerungsgruppen. Mit den Großbäckereien können wir nicht mithalten, deshalb positionieren wir uns im Top-Segment. Hier ist es sehr wichtig, sich zu differenzieren. Das können wir insbesondere durch unsere Formgebung und werden es auch in der Verpackung umsetzen.
Wirtschaftsforum: Welche Stärken Ihres Unternehmens würden Sie hervorheben?
Felix Thun-Hohenstein: Die Regionalität und Qualität unserer Zutaten spielt eine große Rolle. 97% unserer Zutaten beziehen wir aus Österreich, fast ausschließlich aus der näheren Umgebung. Dazu kommt, dass österreichische Backwaren schon an sich ein gutes Image in Bezug auf die Qualität genießen. Wir haben eine sehr hohe International-Food-Safety-Bewertung. Die Hauptrolle spielen aber sicherlich unser Produktdesign, die Produktvielfalt und die diversen Gestaltungsmöglichkeiten unserer Produkte.
Wirtschaftsforum: Der Fachkräftemangel ist ein großes Thema. Was können Sie in die Waagschale werfen, um neue Mitarbeitende zu gewinnen?
Felix Thun-Hohenstein: Wir sind ein junges, kreatives Team, im Grunde ein Start-up, und haben auch eine solche Unternehmenskultur. Anders als die meisten Unternehmen unserer Branche bieten wir außerdem vernünftige Arbeitszeiten.
Wirtschaftsforum: Was ist Ihnen persönlich besonders wichtig, und welche Vision haben Sie für das Unternehmen?
Felix Thun-Hohenstein: Meine Vision ist, den Konsumierenden die Freude am guten Essen in emotionaler, ansprechender Form zu vermitteln. Ist es nicht viel schöner, wenn ich eine Jause oder ein Frühstück habe, das mich anlächelt? Lebensmittel und speziell Gebäck sind mir heilig. Bei uns wird alles, was gebacken wird, verwertet. Was durch unsere hohen Qualitätskontrollen fällt, wird an Hilfseinrichtungen verschenkt oder in landwirtschaftlichen Betrieben verfüttert.