Wasser im Fluß - Energie im Fluß
Interview mit Andreas Roos, Leiter Verkauf und Marketing der ADAMS SCHWEIZ AG

Wirtschaftsforum: Herr Roos, welche Auswirkungen hat die Klimakrise auf Ihre Branche und Ihr Geschäft?
Andreas Roos: Die Gletscher schmelzen. Wir gehen davon aus, dass unsere Produkte in Zukunft noch stärker nachgefragt werden. Die Wasserkraftwerke werden nicht nur als Reservoir für die Stromproduktion gebraucht, sondern aufgrund der klimatischen Veränderungen auch für die Regelung des Wasserabflusses. So können die Kraftwerksbetreiber auch einen aktiven Beitrag zum Hochwasserschutz leisten. Es laufen bereits mehrere Projekte für Staudämme, um die starken Regenfälle nutzen und speichern zu können, ebenso wie die vermehrte Gletscherschmelze.
Der Krieg in der Ukraine treibt den Wandel zu erneuerbaren Energien zusätzlich voran. Wasserkraft ist jetzt noch stärker gefragt als vorher. Sonne- und Wasserkraft sind nicht konstant. Pumpspeicherkraftwerke spielen deshalb eine wichtige Rolle, zur Stabilisierung des Netzes und als Speicher. In der Schweiz wird bereits ein großer Teil der Energie durch Wasserkraft erzeugt. Wenn wir viel Wasser haben, sind wir Exporteure, wenn wenig Wasser da ist, sind wir Importeure.
Wirtschaftsforum: Sie haben 2021 die bislang größten Drosselklappen eingesetzt. Werden die Anlagen immer größer?
Andreas Roos: Aktuell haben wir ein Projekt für Österreich in der Ausschreibung mit fünf Meter großen Drosselklappen. In Kaprun haben wir eine extrem große Anlage bestückt, in den USA eine Anlage mit 4,50 m großen Klappen. Wir bauen alle Produkte in der Schweiz. Wenn die Produkte zu schwer sind, montieren wir vor Ort. Ganz große Armaturen bauen wir in Norditalien zusammen, da wir dort unsere Lieferanten für die Schmiedeteile haben sowie einen direkten Zugang zum Hafen.
Wirtschaftsforum: Wie wichtig ist der Schweizer Markt für Sie und wie international sind Sie aufgestellt?
Andreas Roos: Die Schweiz ist unser Heimatmarkt, aber wir sind grundsätzlich international tätig. In Österreich merken wir eine stetige Dynamik. Dort setzt man auf Wasserkraft und die Anlagen werden ertüchtigt. Wir haben hier gerade ein großes Projekt abgeschlossen, mit neuen Armaturen von uns. In der Schweiz hat man in den letzten Jahren wenig in die Anlagen investiert. Jetzt gibt es hier entsprechenden Nachholbedarf. Bestehende Anlagen müssen ertüchtigt und Armaturen ersetzt werden. Wir erwarten mittelfristig auch wieder einen verstärkten Bau von Neuanlagen. Frankreich ist ebenfalls ein interessanter Markt für uns, ebenso wie in den USA. Dort ist das Thema Ertüchtigung aktuell. Getrieben durch die neuen Investitionsprogramme entstehen hier auch neue Anlagen.
Wirtschaftsforum: Für welche Regionen eignet sich Wasserkraft?
Andreas Roos: Aktuell ist Wasserkraft nur dort möglich, wo die Topographie es zulässt. Das Gefälle muss vorhanden sein. Aber Wasserkraft ist wahrscheinlich die wichtigste Ergänzung für Wind- und Sonnenenergie. Die Schweiz und Österreich, zum Teil auch Frankreich, sind von der Topographie prädestiniert. Hier gibt es Spitzenstrom, das ist wirtschaftlich interessant. Für uns als Armaturenhersteller bedeutet das, dass wir sehr anspruchsvolle Betriebsbedingungen erfüllen müssen. Es gibt zum Beispiel häufige An- und Abschaltungen. Solche Anlagen können nur mit qualitativ hochwertigen Armaturen betrieben werden. Hier ist unser Know-how gefragt, eine sorgfältige Materialauswahl und Konstruktionsprinzipien, die auf eine lange Betriebsdauer ausgelegt sind. Wir punkten mit unserer Erfahrung und unserem Know-how für anspruchsvolle und große Armaturen.
Wirtschaftsforum: Wo sehen Sie sich am Markt, im Vergleich zu anderen Anbietern?
Andreas Roos: Wir sind in unserem Bereich führend am Markt für qualitativ hochwertige Lösungen, gerade wenn es um Erfahrung mit kritischen Applikationen geht. Wichtig ist, dass wir mit unseren Produkten und Systemen ein Teil der Lösung für die Herausforderungen des Klimawandels sind. Diese Tatsache strahlt auch positiv auf die Gewinnung neuer Mitarbeiter ab.
Wirtschaftsforum: Was sind aktuell Herausforderungen, denen Sie sich stellen müssen?
Andreas Roos: Der Fachkräftemangel ist eine große Herausforderung – in ganz Europa. Wir sind techniklastig, mit einer großen Konstruktion, das heißt, wir brauchen Leute mit Know-how. Hydraulik und schwerer Maschinenbau sind bei uns wichtige Themen. Aktuell sind wir ein junges Team, so dass wir mittelfristig erst einmal keine großen Abgänge erwarten. Es ist aber unsere Daueraufgabe, Nachwuchs aufzubauen.
Wirtschaftsforum: Was erwarten Sie vom Markt in der nächsten Zeit?
Andreas Roos: Wasserkraft ist ein Treiber der Energiewende und damit ein Teil der Zukunft. Also gehe ich positiv in die nächsten Jahre. Die Politik muss anerkennen, dass Wasserkraft eine wesentliche Rolle spielt. Amerika ist hier ein Vorreiter.